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12 Anzeichen, die auf eine versteckte Depression hindeuten

Es ist nur die halbe Wahrheit, dass Menschen mit Depression tief traurig seien, denn sie können auch zauberhaft lächeln, ständig unpünktlich sein oder vermehrt über den Sinn des Lebens philosophieren.

Kennzeichnend für eine Depression ist, entgegen der landläufigen Meinung, nicht die Traurigkeit, sondern das Gefühl der Gefühllosigkeit und inneren Leere. Was also sind wirkliche Anzeichen einer Depression? Und wie erkennen Sie eine versteckte Depression?

1. Aufgesetztes Lächeln – „Smiling Depression“

Sind wir ehrlich: Jeder hat irgendwann schon einmal versucht, scheinbar unliebsame Gefühle hinter einem aufgesetzten Lächeln zu verbergen. Es mag sein, dass wir beispielsweise gerade in der Arbeit sind und die Kollegen von unseren Gefühlen nichts mitbekommen sollen oder dass wir unseren Freunden nicht zur Last fallen wollen. Ein Lächeln ist immer gern gesehen, das glauben zumindest viele Menschen.

Ein Lächeln ist aber nur dann gesund und schön, wenn dahinter auch die dazu passende Emotion steckt, nämlich Freude. Wenn das Lächeln aber unliebsame Gefühle versteckt, wird es schnell zur Maske, hinter der sich eine Depression verbergen kann. Immer lächelnd litt beispielsweise auch Robin Williams bis zu seinem Suizid unter Depression und Angstzuständen.

Je öfter man mit einem Lächeln andere Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Angst, Einsamkeit oder Minderwertigkeitsgefühle zu verbergen versucht, desto mehr lässt sich hinter dem sympathischen Grinsen eine Depression vermuten. Das kostet den Strahlemann bzw. die Strahlefrau enorme Anstrengung und Kraft; was letztlich sogar dazu führen kann, dass Menschen mit Depression den Kontakt zu ihren Mitmenschen meiden.

Der Song „Don’t worry be happy“ – „Ärgere dich nicht, sei glücklich“, könnte also auch der Leitsatz eines Menschen mit Depression sein. Deshalb wird diese Form der Depression auch „lachende Depression“ oder „Smiling Depression“ genannt.

Lachen ist nicht der richtige Umgang mit unliebsamen Gefühlen. So schrieb der Schweizer Psychoanalytiker C. G. Jung: „Der Mensch wird nur gesund, wenn er über seine Schattenseiten spricht“. Das Aussprechen und Ausweinen kann also ein Mittel sein, um Depressionen vorzubeugen oder diese zu lindern. 

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2. Unzuverlässig und flatterhaft

Der Anruf eines Freundes: Die begeisterte Frage nach einem gemeinsamen Treffen. Es folgen zahlreiche Ideen, was man alles machen könnte. Und was passiert? Nichts! Das Treffen kommt nicht zustande, weil der Betroffene in letzter Minute doch noch absagt. Hier schleicht die Depression ums Eck, die daran hindert, sich aufzuraffen.

Unzuverlässig, vergesslich und faul…

…das mögen alles Charaktereigenschaften sein, die als nicht sonderlich „sexy“ gelten. Jedoch hat das bei einer Depression wenig mit Charakter zu tun, sondern vielmehr damit, dass die Unzuverlässigkeit auf einen geminderten Antrieb deutet, welcher ein typisches Merkmal der Depression ist. Geschuldet ist der geminderte Antrieb auch dem Gefühl, ständig unter Strom zu stehen. Diese Dauerspannung kann auch zu einer übersteigerten Müdigkeit führen, was zur Folge haben kann, dass Betroffene „sich nicht aufraffen können“; darüber hinaus kann es zu Konzentrationsproblemen und Leistungsabfall bis hin zu einem Gefühl der Erstarrung kommen – von außen meint man, es sei pure Faulheit oder Vergesslichkeit – aber diese Antriebslosigkeit ist Teil der Depression.

Doch mag sich diese auch ganz anders zeigen, denn Menschen mit Depression können ebenso flatterhaft wirken. Hier drückt sich die innere Unruhe, das „Unter Strom stehen“ körperlich aus. Das Umfeld reagiert oft mit Unverständnis auf die einerseits innere Getriebenheit und die andererseits scheinbare Bequemlichkeit.

3. Plötzliche Gefühlsausbrüche

Die Stimmung eines Menschen mit Depression verändert sich von Tag zu Tag, und selbst während des Tages. Auch reagieren depressive Menschen sensibler auf die verschiedenen Lebensumstände, was starke Stimmungsschwankungen und plötzliche Gefühlsausbrüche zur Folge haben kann. Männer reagieren oft mit Gereiztheit, Impulsivität und Aggressivität; aber auch Frauen sind während einer Depression leichter reizbar als sonst gewohnt und können plötzliche Ausbrüche von Wut oder Traurigkeit zeigen. Solche starken Stimmungsschwankungen können auf eine maskierte Depression hindeuten. Die innere Anspannung entlädt sich dann bei scheinbar jeder Kleinigkeit. Auch typisch für beide Geschlechter sind gedrückte Stimmung, innere Verzweiflung und Hilflosigkeit; und das Gefühl, sich am liebsten verkriechen zu wollen.

Ähnlich wie bei einem Igel, dem Sie zu nah kommen und der sich zu einer Kugel aus Stacheln zusammenrollt. Die plötzlichen Gefühlsaufbrüche sind ein deutliches Anzeichen dafür, dass sich jemand nur einigeln will und ihm einfach „alles zu viel“ wird; typisches Merkmal einer Depression.

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4. Sich nicht entscheiden können

„Soll ich oder soll ich nicht!?“ – so grübelt ein Mensch mit Depression sehr oft. Irgendwie scheinen die Entscheidungen so unsagbar schwierig zu sein. Selbst dann, wenn man bei einer Entscheidung mit wenigen Konsequenzen zu rechnen hat. Versteckte Depressionen zeigen sich in dem Gefühl des Hin- und Hergerissen Seins. Das kann bis zur Entscheidungsunfähigkeit gehen, aus Angst, einen Fehler zu machen.

Dann beginnt die Grübelei. Es werden immer wieder die gleichen Denkinhalte durchgekaut. Sie bereiten Kopfzerbrechen. Die Gedanken drehen sich im Kreis; jedoch ohne Ergebnis.

5. Versteckte Depression und das Essverhalten

Typisch für eine Depression ist die Appetitlosigkeit. Der Geschmackssinn ist deutlich gemindert. Das führt oft zu starkem Gewichtsverlust. Gelegentlich verändert sich das Essverhalten aber auch atypisch, das heißt, es kommt zu Heißhungerattacken (vermehrter Appetit vor allem auf Kohlehydrate, Fett, stark gesüßte oder sehr salzige Lebensmittel).

Übertragen könnte man sagen, bei einer Depression fehlt die Süße im Leben – der Geschmack am Leben. Mit dem Essverhalten wird versucht, die innere Leere auszugleichen.

Als Richtwert bei Depression gibt die WHO (World Health Organization) einen Gewichtsverlust bzw. eine Gewichtszunahme von 5 Prozent des Körpergewichts an, im Vergleich zum vergangenen Monat.

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6. Erschöpfung und Schlafverhalten

Erschöpfung und das Gefühl, schwer wie Blei zu sein, sind typische Anzeichen einer Depression. Das „aus dem Bett kommen“ kostet enorme Anstrengung, trotzdem leiden Menschen mit Depression oft auch unter einer Schlafstörung.

Abends lange wach, weil man nicht einschlafen kann oder aus Angst, etwas zu verpassen (Einschlafstörung); nachts im Schlaf plötzlich hochschrecken (Durchschlafstörung), Albträume oder am Morgen sehr viel früher aufwachen als üblich, aber auch ein gesteigertes Schlafbedürfnis oder am Morgen das Gefühl, nur schwer aufstehen zu können – verändertes Schlafverhalten kann ein deutliches Anzeichen einer Depression sein. Aber auch umgekehrt gilt, eine Depression kann das Schlafverhalten verändern. Das heißt nicht, dass hinter jeder Schlafstörung gleich eine Depression zu vermuten ist; dennoch sollte bei einem gestörten Schlaf oder einem Schlaf, der nicht erholsam ist (Mattheitsgefühl in der Früh), ein Arzt hinzugezogen werden. Und sei es nur, dass mögliche körperliche Ursachen ausgeschlossen werden können.

Manche Antidepressiva wirken schlafanstoßend, zusätzlich können Entspannungsverfahren, wie die progressive Muskelentspannung oder das autogene Training, dabei helfen, wieder erholsam zu schlafen.

7. Null-Bock-Stimmung oder „Ist mir doch egal“

Kein Bock auf Arbeit kann ganz einfach bedeuten, dass man den falschen Job hat oder auch die falschen Kollegen. Prinzipiell kann man daran aber etwas verändern.

Eine Null-Bock-Stimmung lässt sich jedoch nicht so einfach ändern, weglächeln oder mit einem „Jetzt raff dich doch auf“ lösen. Wer versucht, einen Menschen mit Null-Bock-Stimmung für etwas zu motivieren, wird höchstens ein „Ist mir egal“ ernten. Denn so einfach ist das nicht mit einer versteckten Depression im Handgepäck – sie ist immer da, und legt sich wie ein grauer Schleier über das Empfinden Betroffener; die Folge ist innere Leere, „Emotionskälte“ und Starre.

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8. Erhöhte Aktivität – Sport, Arbeit und zwanghafte Disziplin

Für eine Depression typisch, wie bereits erwähnt, ist der Antriebsmangel. Dennoch gilt gerade für Menschen mit einer versteckten Depression, dass sie ihre Aktivitäten scheinbar plötzlich steigern. Hierbei wird die innere Unruhe körperlich ausgedrückt, beispielsweise durch vermehrten Sport (welcher zeitlich ein gesundes Maß übersteigt) oder durch Extremsportarten, wie Skydiving, Klettern ohne Sicherung oder Bodybuilding (als überoptimierter Körperkult). Auch vermehrte Überstunden in der Arbeit, die scheinbar freiwillig sind, können ein Anzeichen einer maskierten Depression sein.

„Die Einsamkeit hat eine heilende Trösterin, Gespielin, Freundin: es ist die Arbeit.“

Berthold Auerbach

Nicht nur mit Arbeit, Extremsport und anderen Aktivitäten versuchen Menschen mit einer Depression oft die schwarzen Dämonen aus eigener Kraft zu besiegen, auch werden feste Rituale zelebriert, die den Betroffenen Halt geben sollen, um dem Stimmungstief bereits vorher zu entkommen. Hier finden sich streng festgelegte Tagesabläufe und starre Denkweisen, Rituale, wie beispielsweise die Mahlzeiten zu bestimmten Uhrzeiten einzunehmen. Dieses Verhalten kann auf Außenstehende zwanghaft wirken.

„Je mehr Raum die innere Leere bekommt, desto attraktiver wird die Ablenkung. Und plötzlich scheint selbst die Buchhaltung das spannendste der Welt zu sein.“

Ulrike Fuchs

Weil Depressionen auch zusammen mit einer Essstörung (wie Magersucht oder Bulimie) auftreten können, sei an dieser Stelle ebenfalls erwähnt, dass die gesteigerten Aktivitäten sich auch auf das Essverhalten auswirken können, wie oben bereits beschrieben. Derzeit wird wissenschaftlich erforscht, in welchem Zusammenhang Depressionen mit dem auffallend ausgeprägten Verlangen stehen, sich möglichst „gesund“ zu ernähren (Orthorexia nervosa). Auch hier liegt ein zwanghaftes Verhalten vor.

9. Versteckte Depression im Körper

Eine Depression kann sich auch körperlich äußern, beispielsweise:

  • regelmäßigen Verdauungsbeschwerden (Reizdarm, Verstopfung, Durchfall, Magenkrämpfe, Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Blähungen)
  • körperlicher Abgeschlagenheit, Erschöpfung, leichter Ermüdbarkeit, Schlappsein
  • Krankheitsgefühl, unerklärbarem Unwohlsein
  • Hitzewallungen, Frösteln, Zittern
  • chronischen Schmerzen (oft Kopfschmerzen, Migräne oder Rückenschmerzen)
  • Muskelverspannungen (Nacken- und Schulterbereich, Krampfadern)
  • Appetitverlust, Heißhunger, Gewichtsveränderung (unter Punkt „Essverhalten“ beschrieben)
  • Schlafstörungen (Einschlafprobleme, Durchschlafprobleme; siehe unter „Schlafverhalten“)
  • Druckgefühl in der Brust, Engegefühl oder dem Gefühl vom „Kloß im Hals“
  • Schwindelgefühl, Tinnitus, Atemnot (häufig in Kombination mit Angst), flacher Atmung, schwerem Atmen, Herz-Kreislauf-Beschwerden (Herzrasen, Herzstechen, Broken-Heart-Syndrom)
  • Augenflimmern, verschwommener Sicht, Lichtüberempfindlichkeit
  • Zähneknirschen, „Zähne zusammenbeißen“
  • Konzentrationsstörung, Gedächtnisstörung, Pseudo-Demenz
  • Abnahme des sexuellen Verlangens (Libidoverlust), sexueller Funktionsstörung

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10. Alkohol                                        

Ein, zwei Feierabendbierchen oder ein Gläschen Wein… – Sie merken es!? Diese Verniedlichungen mit „chen“ verdeutlichen bereits das Problem! Alkohol ist und bleibt ein Genussgift, was nur in Maßen, wenn überhaupt, getrunken werden sollte. Auch wenn der bayerische Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein uns 2008 glaubhaft machen wollte, dass man nach zwei Maß Bier innerhalb von sechs Stunden noch Autofahren fahren könne: „Liebe Kinder, das war ein Märchen!“ 

Alkoholmissbrauch fängt klein an, mit einem Glas Wein oder einem Bier täglich, und endet im schlimmsten Falle im Delirium. Auch wenn es „nur zum Einschlafen“ oder „zum Entspannen“ sein mag, Menschen mit einer versteckten Depression versuchen sich oft mit Alkohol zu therapieren. Ein gefährliches Spiel, denn nicht selten führt es in die Sucht.

11. Philosophie über den Sinn von Leben und Tod

Jeder macht sich mal Gedanken, wie es im Leben weitergehen soll. Besonders wenn drastische Veränderungen anstehen, wie eine Trennung oder ein beruflicher Wechsel, ist es wichtig, auch mal einen Gedanken daran zu verschwenden, wie die Weichen zukünftig gestellt werden sollen.

Dagegen macht sich ein Mensch mit einer versteckten Depression nicht nur mal Gedanken über die Zukunft, sondern philosophiert auffallend viel über den Sinn des Lebens. Dabei wird auch der Tod thematisiert. Manchmal sind es aber auch stille Gedanken über den eigenen Suizid. Selbstmordgedanken rücken für Menschen mit Depression verstärkt ins Zentrum der Gedankenwelt. Für das Umfeld heißt es wach werden und hinhören, wenn in den Gesprächsthemen bei den Betroffenen immer öfter pessimistische Zukunftsaussichten aufkommen. Als „depressiven Realismus“ bezeichnen Psychologen dieses Phänomen, bei dem der realistische Blick auf sich und die Umwelt verlorengegangen ist.

Etwa 15 Prozent der Menschen mit einer diagnostizierten Depression begehen Suizid. (Quelle: Intensivkurs Psychiatrie & Psychotherapie, 6. Auflage)

12. Die „Ich komm alleine klar“- oder „Es geht schon“- Einstellung

Es ist natürlich und normal, nach einem Verlust (bei Trennung, Verlieren des Arbeitsplatzes oder fehlender Gesundheit) traurig, enttäuscht und verletzt zu sein. Das reguliert sich aber für gewöhnlich nach einigen Wochen wieder. Hält dieses schwarze Loch jedoch über mehrere Wochen an oder tauchen Suizidgedanken auf, sollte dies unbedingt ernst genommen und Unterstützung gesucht werden.

Menschen mit Depression tun das meist ab mit: „Ich komm schon klar, bin gerade nur mal nicht gut drauf.“ Aus Scham, Angst vor Zurückweisung oder manchmal einfach nur aus dem Gefühl heraus, niemandem zur Last fallen zu wollen, versuchen sie ihr Empfinden zu verharmlosen oder zu verstecken. Diese falsche Zurückhaltung verlängert aber nur unnötig das Leiden der Betroffenen.

Depressionen sind grundsätzlich heilbar. Die meisten Depressionen verlaufen phasenweise. Die Dauer einer sogenannten depressiven Phase kann durch eine zeitnahe Behandlung erheblich verkürzt werden, zudem wird dadurch das Risiko gesenkt, an einer erneuten Depression zu erkranken.

Neben Psychotherapie können auch Antidepressiva zum Einsatz kommen. Dies sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Die Neigung, eine erneute depressive Phase zu erleiden, bleibt bestehen, besonders wenn in der Vergangenheit bereits eine Depression, eine Erschöpfungsdepression oder ein Burnout diagnostiziert wurde.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Friederike Klingholz München
Grafik: Ulrike Fuchs München