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Beziehungsprobleme: 12 Anzeichen, dass das innere Kind Ihre Partnerschaft sabotiert

In „normalen“ Beziehungen sind oft vier Menschen beteiligt: zwei Erwachsene und zwei innere Kinder. Viele unserer heutigen Überzeugungen und Glaubenssätze stammen aus einer Zeit, die lange zurückliegt – unsere Kindheit. Deshalb braucht dieser Teil (das innere Kind) in uns besonderer Zuwendung und Heilung, damit wir nicht unbewusst unsere Partnerschaft sabotieren, sondern eine glückliche Beziehung miteinander führen können.

Beziehungsprobleme durch das innere Kind

Viele Beziehungsprobleme entstehen bereits in der Kindheit. Insbesondere in den ersten Jahren lernen wir in unserer Herkunftsfamilie, wie wir uns anderen Menschen gegenüber verhalten sollten und Konflikte lösen können. Wenn wir Sätze wie „Stell dich nicht so an“ oder „Der meint das nicht so“ gehört haben, erlebten wir wenig Trost und Verständnis für unser emotionales Empfinden. Wir fühlten uns abgelehnt. Das verletzte Kind von damals suchte lediglich nach Liebe, Anerkennung und Würdigung. Jeder Mensch sehnt sich danach. Wenn die Erfüllung dieser Bedürfnisse aber in der Kindheit zu kurz gekommen ist, versuchen viele – natürlich unbewusst, diese in die Partnerschaft zu bringen. Es entsteht eine innere Haltung dem Partner oder der Partnerin gegenüber:

„Wenigstens du musst …

  • … mich doch verstehen.“
  • … für mich da sein.“
  • … mich lieben.“
  • … wissen, was ich brauche.“
  • … mich akzeptieren.“
  • u. s. w.

Hier beginnen die meisten Beziehungsprobleme, denn der Partner bzw. die Partnerin kann in der bestehenden Beziehung nicht das ausfüllen, was lange bevor man sich kennenlernte, entstanden ist. All die Verletzungen, Gefühle und Erinnerungen, die wir als Kinder erlebten, haben nicht mit dem aktuellen Partner zu tun. Er triggert lediglich diese alten Erlebnisse und Gefühle in uns.

Diese intensiven Gefühle aus unserer Kindheit bezeichnet man auch als „inneres Kind“. Es kann sich unbändig freuen, aufrichtig neugierig sein, aber auch Gefühle der Verlassenheit, Angst oder Wut zeigen. Hier wäre es einfach, dem Partner die Schuld zu geben, wenn man z. B. eifersüchtig ist oder starke Verlassenheitsängste erlebt. Wer aber als Kind gelernt hat, dass diese Gefühle keine Bedrohung sind, wird im erwachsenen Alter entspannt mit diesen Gefühlen umgehen können.

Wenn wir in einer Beziehung angespannt oder stark emotional reagieren, möchte das innere Kind gesehen, gehört, angenommen und geliebt werden.

Da wir Ablehnung fürchten, ganz im Besonderen von Menschen, die wir lieben, kann das innere Kind sich Schutzstrategien überlegen, um ihr auszuweichen bzw. diese zu umgehen.

Ein Beispiel, wie das innere Kind heute reagieren kann:

Wurde man als Kind für Angstgefühle abgelehnt („Du Angsthase!“), schmerzt das sehr. Das Kind lernt, dass Angst zu haben, etwas Schlechtes ist, für das es nicht geliebt wird und dass Angst ein „negatives“ Gefühl ist. Dafür aber lernt es nicht, wie man mit Angst angemessen umgehen kann. Das innere Kind entwickelt aus der Not gewisse Schutzstrategien.

Jede Schutzstrategie ist nur ein Versuch, eine geeignete Lösung für ein Problem zu finden und fordert uns auf, zu prüfen, ob diese Art der Lösung immer noch aktuell ist. Denn was als Kind geklappt hat, muss in einer Erwachsenen-Beziehung noch lange nicht funktionieren – es entstehen Beziehungsprobleme. Sie sind eine Chance, die alten Muster und Lösungsversuche noch einmal näher anzusehen und dann ggf. neue, vielleicht passendere Lösungen zu finden.

12 Schutzstrategien: Das innere Kind und die Beziehung

1. Das innere Kind und die „Aufschieberitis“ (Prokrastination)

Manchmal müssen wir Dinge erledigen, die keinen Spaß machen: den Haushalt, die Steuererklärung oder eine wichtige Präsentation für den Job. Anstatt loszulegen, schiebt das innere Kind diese Dinge lieber auf morgen. Dieses Verhalten nennt man Prokrastination.

Doch wer dem Partner etwas zusagt und dann aufschiebt, schützt sich zwar im ersten Moment vor den unangenehmen Aufgaben, wird aber früher oder später Beziehungsprobleme haben. Denn der Partner wird genervt sein, wenn er sich auf Sie verlassen hat und Sie die zugesagten Aufgaben erst auf den letzten Drücker erledigen.

Die „Aufschieberitis“ hat weder etwas mit Faulheit zu tun noch damit, dass man den Partner nicht lieben würde, sondern ist Ausdruck für ein Problem mit der Selbstregulierung.

Was tun, wenn das innere Kind prokrastiniert?

Anstatt durch Hinauszögern bzw. Aufschieben den Partner zu verärgern, sollten Sie sich zuerst einmal bewusst darüber werden, dass Sie versuchen, näher rückende Deadlines zu ignorieren. Machen Sie sich auf die Suche, die Ursachen dafür zu finden, um die „Aufschieberitis“ zu überwinden. Manchmal kann man dabei zu der Erkenntnis kommen, dass man dem Wunsch des Partners gar nicht nachkommen möchte. Das ist in Ordnung, solange man fair bleibt. Statt „Ja, mache ich“ sollten Sie besser sagen: „Das möchte ich nicht erledigen.“

2. Überangepasstheit und Harmoniestreben

Wer überangepasst ist, möchte es seinen Mitmenschen und insbesondere dem Partner gern recht machen. Wenn das innere Kind sehr angepasst ist, unterdrückt es in einer Beziehung oft die eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Es versucht, die Erwartungen der anderen zu erfüllen.

Hinter der Überangepasstheit steckt meist die Angst vor Ablehnung. Denn wer immer nützlich für andere ist und alle Wünsche der anderen erfüllt, macht sich auch ein Stück weit „unangreifbar“.

Das Problem daran ist, dass die Balance zwischen Bindung und Autonomie damit in Schieflage gerät. Menschen, die angepasst wie ein Chamäleon sind, werden zwar von anderen Menschen oft als „positiv“ wahrgenommen, aber sie zeigen sich nicht so, wie sie wirklich sind. Der Partner lernt einen „pflegeleichten“ und „bequemen“ Partner kennen und lieben.

Die Probleme treten dann auf, wenn der überangepasste Partner mal wieder mehr Zeit für sich braucht. Denn die Anpassung kostet viel Energie und Kraft. Hier kann es passieren, dass das überangepasste innere Kind plötzlich mit anderen Schutzstrategien wie „Aufschieberitis“, Sucht oder Kontaktabbruch (oder auch: On-off-Beziehung) reagiert und damit den Partner völlig unerwartet vor den Kopf stößt.

Tipp bei Überangepasstheit und starkem Bedürfnis nach Harmonie

Bleiben Sie ehrlich mit sich selbst: Möchten Sie nicht streiten und weichen deshalb lieber einem Konflikt aus? Üben Sie, Ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse besser wahrzunehmen und deutlicher auszudrücken. Wer auch mal „Nein“ zu anderen sagt, dessen „Ja“ ist viel bedeutungsvoller.

3. Optimierungszwang und Perfektion

Neben der Bequemlichkeit ist eine andere Form der Angepasstheit die Selbstoptimierung bis zur Perfektion. Dahinter steckt ebenfalls die Angst vor Ablehnung. Das innere Kind fürchtet sich davor, nicht zu genügen. Bei dieser Schutzstrategie liegt der Fokus darauf, selbst perfekt sein zu wollen. Das innere Kind will sich selbst immer mehr verbessern (besonders fit, gesund und attraktiv zu sein), um sich liebenswert genug zu fühlen.

Manchmal hat das innere Kind so große Ängste, nicht genug zu sein, dass sich eine Essstörung oder eine Fitness-Sucht entwickeln kann (mehr dazu unter: Suchtverhalten). Andere wiederum versuchen, perfekt zu arbeiten oder sich überkorrekt zu verhalten.

Dies kann folgende Auswirkungen auf die Beziehung haben: Menschen, die mit sich selbst sehr streng sind, haben auch wenig Toleranz für die Andersartigkeit des Partners. Perfektionistische Menschen kritisieren oft den Partner, da sie sich selbst als Maßstab nehmen. Das hat zur Folge, dass sich der Partner abgelehnt fühlt und den Eindruck bekommt, er könne sich anstrengen wie er will – und es ist nie gut genug. Der Partner fängt an zu zweifeln – an sich selbst und an der Beziehung.

Was tun, wenn das innere Kind sich immer mehr verbessern möchte?

Gerade in einer Leistungsgesellschaft sind Menschen willkommen, die viel leisten und sich selbst immer weiter verbessern möchten. Allerdings geht es in einer Partnerschaft nicht um Perfektion, sondern darum, sich als Menschen zu begegnen und miteinander zu wachsen. Neigt Ihr inneres Kind zu Perfektionismus, erlauben Sie es sich, Fehler machen zu dürfen. Menschen, die Sie wirklich lieben, werden dafür Verständnis haben.

4. Helfersyndrom: Falsch verstandene Verantwortung

Der Glaube, immer für andere da sein zu müssen, wurde meist sehr früh in der Kindheit erlernt. Das geschieht häufig, wenn Eltern selbst bedürftig waren, sei es durch eine psychische Erkrankung oder weil das Kind als Partnerersatz diente. Hier wird das Kind für Eltern selbst eine Art Elternteil. Es kommt zu einer Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind. Man nennt das auch Parentifizierung.

Im Erwachsenenalter äußert sich diese Rollenumkehr so, dass das innere Kind noch immer glaubt, es sei für alle anderen verantwortlich und müsse ständig helfen. Zu Beziehungsproblemen kommt es oft dann, wenn der Partner, dem geholfen werden soll, „undankbar ist“, „zu wenig zurückgibt“ oder auch, wenn sich der Helfende vor lauter Selbstaufopferung ausgelaugt und überfordert fühlt.

Oft passiert es, dass das helfende innere Kind dem Partner vorwirft, dieser sei nie da. Manchmal zieht sich der Partner daraufhin zurück, um sich nicht vom helfenden Partner bevormundet zu fühlen.

Tipp bei falsch verstandene Verantwortung

Immer für andere da sein zu wollen, erzeugt eine Menge Stress, sowohl beim Helfenden als auch bei den Mitmenschen. Will man aus dieser Schutzstrategie des inneren Kindes herauskommen, ist es wichtig, (wieder) zu lernen, die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen und darüber zu sprechen. Manchen Menschen fällt es enorm schwer, alleine ein Gefühl dafür zu bekommen. Hierbei kann eine Psychotherapie helfen.

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5. Suchtverhalten

Alkohol, Drogen, Kaufsucht, Spielsucht, emotionales Essen oder Arbeitssucht sind ebenfalls Schutzstrategien des inneren Kindes. Suchtmittel jeder Art können das Verhalten eines Menschen stark beeinflussen und verändern. So können Alkohol oder Drogen eine Person streitlustig machen, da die Hemmung herabgesetzt wird. Jemand, der spielsüchtig oder kaufsüchtig ist, wird mehr Zeit und Geld für diese Süchte investieren. Dazu kommt die Aufgabe, diese Süchte vor dem Partner geheim zu halten.

Der Suchtstoff wird wichtiger als der Partner. Die erste große Liebe eines Menschen mit Suchtverhalten ist die Sucht selbst, erst danach kommt der Partner. Diese Realität versuchen süchtige Menschen zu verleugnen.

6. Unterdrückte „negative“ Gefühle

Eine gesunde Psyche unterscheidet nicht in „positive“ und „negative“ Gefühle, weil jedes Gefühl eine wichtige Botschaft für unsere Psyche hat. Die Unterteilung in „positive“ und „negative“ Gefühle ist das Ergebnis aus den Erfahrungen, die das innere Kind gemacht hat: Sind wir als Kind für diese Gefühle angenommen oder abgelehnt worden? Haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir für bestimmte Gefühle geliebt wurden, sind es „positive“ Gefühle. So freuen sich die meisten Eltern, wenn die eigenen Kinder glücklich sind und lachen. Deshalb empfinden viele Menschen im Erwachsenenalter Freude als etwas Positives.

Anders sieht es bei Gefühlen von Traurigkeit, Wut oder Angst aus. Nicht alle Eltern können mit diesen Gefühlen ihres Kindes umgehen. Manche Eltern sind überfordert, andere wiederum haben selbst nicht gelernt, wie man mit diesen Gefühlen umgeht. Wenn wir nicht gelernt haben, mit Gefühlen konstruktiv umzugehen, kann sich eine Schutzstrategie entwickeln, mit der man die scheinbar „negativen“ Gefühle (also die Gefühle, für die man abgelehnt werden könnte) versucht, zu unterdrücken.

Man beginnt entweder, die eigenen Gefühle nicht mehr zu verstehen – und werden grundlos unzufrieden, traurig oder wütend. Oder aber die Gefühle werden „abgespalten“, sodass sie bewusst gar nicht mehr spürbar sind. Dann erscheinen sie entweder als „verkörperte Gefühle“, also psychosomatisch, oder die Gefühle platzen einfach aus einem heraus und das innere Kind wütet plötzlich ohne erkennbaren Grund herum.

Wie wirkt das auf die Beziehung? Wer seine Gefühle nur schwer oder gar nicht zulassen bzw. diese nicht annehmen kann, wird seine eigenen Bedürfnisse und Grenzen nicht wahrnehmen können. Das innere Kind hofft nun passiv, dass der Partner diese Bedürfnisse einfach so kennt und Rücksicht darauf nimmt.

Was hilft?

Die gute Nachricht bei unterdrückten Gefühlen: Sie können es (wieder lernen), Ihre Gefühle wahrzunehmen und diese ernst zu nehmen. Wann immer Sie den Eindruck haben, dass Ihr Partner „doch wissen müsse“, was Sie brauchen, Sie es aber selbst nicht benennen können, ist das das Zeichen für Sie, Ihrem inneren Kind wieder mehr Beachtung zu schenken. Dann können Sie lernen, Ihre Gefühle besser zu spüren und auszudrücken.

7. Intensive Emotionen: Wenn das innere Kind wütend ist

Das innere Kind meldet sich häufig sehr emotional. Plötzlich haben wir Angst oder sind unerklärbar traurig oder rasend eifersüchtig. Das innere Kind kann aber auch voller Wut und Aggression toben.

Die meisten Menschen beschreiben diese Wut so: „Es tat gut, das mal rauszulassen, aber wenn ich hinterher sehe, was ich bei meinen Mitmenschen mit dem wütenden Ausraster ausgelöst habe, schäme ich mich und habe Schuldgefühle.“ Die oft über längere Zeit angestaute Wut (s. Punkt 7) bricht plötzlich in voller Wucht heraus wie Wasser aus einem brechenden Staudamm. Und aus Angst, dass sich dieser Wutausbruch wiederholt, versuchen viele, die Wut weiter zu unterdrücken. Das hat aber zur Folge, dass sich die Emotionen wieder stauen und der nächste Wutausbruch nur auf sich warten lässt.

Tipp im Umgang mit Wut und Aggression

Wenn Sie zu Wutausbrüchen neigen, beobachten Sie sich einmal genauer: Meist werden Sie feststellen, dass Sie schon lange vor dem Wutausbruch leicht verärgert oder etwas sauer waren. Bemühen Sie sich, für Ihre Gefühle offener zu werden und sie früher zu benennen. Prüfen Sie auch, ob die Heftigkeit Ihrer Emotionen wirklich ins Hier und Jetzt gehören oder ob Ihr Partner diese intensiven Gefühle lediglich triggert. Wenn Ihr Partner nur ein Trigger ist, dann ist es wichtig, dass Sie sich Ihrem inneren Kind zuwenden und diese Verletzung dort heilen, wo sie hingehört – zum Ursprung der Verletzung, der oft in der Kindheit zu suchen ist.

8. Hochsensible Wahrnehmung und fehlendes Vertrauen

Das innere Kind kann sehr sensibel und empfindsam sein, wenn es verletzt wurde. Wenn das innere Kind enttäuscht wurde, zweifelt es leicht an sich selbst, aber auch an anderen Menschen. Das Selbstvertrauen sowie das Vertrauen in andere Menschen (insbesondere nahestehende Menschen) ist verloren gegangen.

Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, was dieses fehlende Vertrauen mit der Beziehung macht. In einer vertrauensvollen Partnerschaft fühlen sich alle Beteiligten wohl und gehen entspannt miteinander um.

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Tipp: Arbeiten Sie mit Ihrem inneren Kind

Vertrauen sowohl in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten als auch zu den Mitmenschen ist wichtig in einer Beziehung. Das innere Kind kann dies wieder lernen. Hier geht es nicht um blindes Vertrauen oder eine Affirmation („Jetzt vertraue ich mal“), sondern um das sich einstellende Gefühl, wenn wir vertrauen. Das bedeutet manchmal jahrelange Arbeit, je nachdem, wie stark dieses Vertrauen verletzt wurde. Es bietet sich an, dieses Vertrauen im Rahmen einer Psychotherapie wieder aufzubauen.

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9. Toxische Beziehungen werden aufrechterhalten

Wenn die Liebe der körperlichen oder psychischen Gesundheit schadet, spricht man von einer toxischen Beziehung. Es steht niemandem auf der Stirn geschrieben: „Ach übrigens, ich verhalte mich in Beziehungen ungesund.“ So kann es jedem passieren, dass man sich in einen Menschen verliebt, der sich toxisch verhält. Meist zeigt sich toxisches Verhalten erst etwas später und nicht sofort in der Kennenlernphase. Man hat sich bereits verliebt, wenn man feststellt, dass der Partner manipuliert, beschimpft, erniedrigt oder einen anlügt. Eine toxische Beziehung erkennt man nicht im Vorfeld, sondern erst, wenn man mittendrin steckt.

Eine toxische Beziehung zu lösen und sich zu trennen, ist in vielen Fällen die gesündeste Lösung. Wenn eine toxische Beziehung jedoch länger aufrechterhalten wird als notwendig, hat das innere Kind häufig das Sagen. Die Verlustangst scheint so groß, dass man den faulen Kompromiss einer ungesunden Beziehung hinnimmt.

Gefährliche Tipps aus der Esoterik raten dazu, erst die eigenen Themen zu lösen, um weitergehen zu können. So nach dem Motto: „Alle deine Probleme in der toxischen Beziehung sind gelöst, wenn du nur gut genug an dir arbeitest.“ Hier rate ich zu Vorsicht, denn das Thema „nicht genug“ zu sein, schleicht sich wieder ein. Denn manchmal ist genau das der anstehende Wachstumsschritt: Die Situation nicht auszuhalten, um besser zu werden, sondern zu gehen und sich zu trennen, wenn es einem nicht guttut. Sich aus krankmachenden Beziehungen zu lösen und „Stopp“ zu sagen, ist vielleicht genau dieser anstehende Reifeprozess. Weiter auszuhalten würde ja bedeuten, dass man nichts ändert.

10. Starke Abgrenzung und Einsamkeit

Sich abzugrenzen und auch mal „Nein“ zu sagen, gehören auch in einer gesunden Beziehung dazu. Wenn man als Kind die Erfahrung gemacht hat, dass die eigenen Grenzen übergangen wurde, kann es sein, dass man sich später am wohlsten fühlt, wenn man allein ist. Die Betroffenen gehen damit der Gefahr aus dem Weg, dass andere Menschen diese Grenze erneut überschreiten. Die Folge sind Rückzug, Isolation, Einsamkeit, Liebeskummer, Bindungsangst und ein Leben als „einsamer Wolf“.

Aber auch in einer Beziehung kann man sich derart stark abgrenzen, dass man sie vermeidet und lieber flüchtet, anstatt sich mit dem Partner auseinanderzusetzen. Die starke Abgrenzung wird zur Abschottung, man lässt den Partner „abperlen“. Das innere Kind wünscht sich aber nährende und wohltuende Verbundenheit. Wenn wir uns so stark in einer Beziehung abgrenzen, dass wir uns abschotten, müssen wir uns von unserem natürlichen Bedürfnis nach Verbundenheit und Nähe trennen. Oftmals beschreiben das Menschen so, dass sie sich trotz Beziehung einsam fühlen oder sich scheinbar immer in den Falschen verlieben.

Tipp bei starker Abgrenzung, Rückzug, Isolation und Einsamkeitsgefühlen

Spüren Sie Ihren Bedürfnissen und Grenzen nach. Anstatt radikal vorher die Grenze ziehen zu müssen und damit zum „einsamen Wolf“ zu werden, sprechen Sie mit Ihrem Partner in einer ruhigen Minute über Ihre Grenzen und Bedürfnisse. Vereinbaren Sie miteinander, in welchen Situationen Ihr Partner etwas feinfühliger auf Ihre Grenzen und Bedürfnisse achten könnte. Und seien Sie nicht gleich beleidigt, wenn es beim ersten Mal nicht sofort hinhaut. Bleiben Sie dran und versuchen Sie es erneut, so lange, bis Sie geübter werden.

11. Hilflosigkeit und Ohnmacht

Wann immer wir uns in einer Beziehung nicht trauen, zu uns und unseren Bedürfnissen zu stehen, meldet sich das innere Kind. Es fühlt sich hilflos und ohnmächtig. Das innere Kind hat das Bedürfnis nach Verständnis, Akzeptanz und Geborgenheit.

Aber wenn wir uns angegriffen fühlen, ziehen wir uns entweder zurück oder greifen ebenfalls an. Wenn wir uns selbst als Opfer fühlen, sind wir selten fair mit unseren Mitmenschen. Deshalb ist es wichtig, aus der Hilflosigkeit und Ohnmacht auszusteigen, um die Beziehung nicht unnötig zu belasten, emotionale Abhängigkeit zu lösen und stattdessen echte Nähe herzustellen. Das innere Kind wird das als heilsam empfinden.

Was können Sie tun, wenn Sie sich von Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin angegriffen fühlen? Fragen Sie freundlich nach: „Du Schatz, vielleicht meinst du das gar nicht, wie ich es gerade verstehe, aber ich fühle mich gerade angegriffen. War das eben von dir als Angriff gemeint?“

12. Streit, bei dem man sich immer im Kreis dreht

Führen Sie in Ihrer Beziehung immer dieselben Diskussionen? Wenn Konflikte sich im Kreis drehen und wir am Ende dort stehen, wo der Streit begann, ist klar: Hier hat das innere Kind das Steuer übernommen.

„Beruhig dich doch mal“, versucht der Partner zu besänftigen. Wir wissen vielleicht auch, dass das vernünftig wäre, doch das innere Kind will sich weder beruhigen noch vernünftig sein.

Bei einem Streit, der sich im Kreis dreht, eiern wir um den eigentlichen Kern herum.

Diese endlos langen Diskussionen ohne jedes Ergebnis sind zermürbend. Ein Paar strebt in solchen Streitigkeiten eher eine Trennung an als eine Lösung des eigentlichen Streitthemas.

Die Lösung: So hart es ist, es geht darum, dass das innere Kind mit seinem wunden Punkt gesehen wird. Wir müssen uns diesem Punkt zuwenden, dem wir auszuweichen versuchen.

Im Übrigen: Auch wenn Streit nervig sein kann und Energie kostet, er verbindet uns mit dem Partner – wenn auch sehr schonungslos. Denn wir können uns einem Streit kaum entziehen, er erfordert unsere volle Aufmerksamkeit. Aber wäre es nicht angenehmer, liebevoll verbunden zu sein, anstatt zu streiten?

Tipp bei endlosen Streitigkeiten, die sich im Kreis drehen

Üben Sie den Umgang mit Ihren Gefühlen. Gefühle erzeugt niemals unser Partner, er triggert lediglich alte Erfahrungen mit den damit verbundenen Gefühlen in uns. Die Gefühle, die wir in uns haben, sind unsere eigenen Gefühle. Es kann uns nur etwas treffen, was uns auch betrifft. Hier lohnt es sich, einmal genauer hinzuschauen.

Fazit: Was hilft dem inneren Kind, um die Beziehung zu verbessern?

Das innere Kind sabotiert nicht absichtlich die Beziehung, sondern es versucht, unbewusst eine Lösung für das anstehende Problem zu finden. Es möchte gesehen, geliebt und geachtet werden. Die eigentliche Arbeit hat hier nicht der Partner, sondern wir selbst haben sie.

Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen, Ihr inneres Kind besser kennenzulernen:

  • Woher kenne ich diese Gefühle, die in mir durch die auslösende Situation entstanden sind?
  • Habe ich eine solche oder ähnliche Situation schon einmal erlebt?
  • Wer hat sich mir gegenüber so verhalten?
  • Was genau habe ich damals erlebt? Und wie alt war ich?
  • Wie habe ich mich damals verhalten? Welche Möglichkeiten hatte ich, um mit der Situation umzugehen?
  • Gab es Menschen, die mich damals unterstützt haben? Wenn ja, was haben diese Menschen für mich getan? Wie haben Sie mich geschützt oder getröstet? Wie habe ich Unterstützung erfahren?
  • Würde ich mich heute als Erwachsener anders verhalten wollen? Wenn ja, wie würde ich ab heute mit einer solchen oder ähnlichen Situation umgehen wollen?
  • Was brauche ich, um mich wohl und sicher zu fühlen? Was kann ich dazu selbst beitragen?
  • Was genau möchte ich anders tun? Was möchte ich sagen? Wie möchte ich mich verhalten?

Haben Sie Fragen oder wünschen sich Unterstützung, um Ihr inneres Kind besser kennenzulernen, vereinbaren Sie einfach einen Termin mit mir. Ich bin gern für Sie da.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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