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Borderline-Beziehung: Darauf sollten Sie bei der Liebe zwischen den Extremen achten

Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) ist eine der komplexesten psychischen Erkrankungen und stellt Betroffene sowie deren Partner oft vor große Herausforderungen. Besonders in Beziehungen können die intensiven emotionalen Schwankungen, Ängste vor Verlassenwerden und Schwierigkeiten im Umgang mit Nähe und Distanz zu Missverständnissen und Konflikten führen. Doch trotz der Herausforderungen gibt es Wege, wie man als Paar mit der Borderline-Diagnose umgehen kann.

Dieser Artikel erklärt, wie Borderline-Beziehungen typischerweise verlaufen, welche Herausforderungen es in diesen Beziehungen gibt und was Sie als Partner von einem Menschen mit Borderline tun können.  

Was ist Borderline?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) gehört zu den Persönlichkeitsstörungen. Hierbei handelt es sich um eine schwere Störung der Persönlichkeit, die sowohl Wahrnehmung als auch Denken, Fühlen und Handeln beeinflusst. Betroffene haben eine verzerrte Selbstwahrnehmung, was ihr Selbstbild und ihren Selbstwert schwanken lässt. Ihre sozialen Beziehungen sind oft instabil, dafür intensiv.

Betroffene haben oft große Schwierigkeiten, die eigenen Gefühle zu regulieren. Ihre Stimmung kann innerhalb kürzester Zeit stark schwanken – von großer Freude zu tiefer Verzweiflung. Deshalb nennt man BPS auch „emotional instabile Persönlichkeitsstörung“.

Menschen mit Borderline erleben sich als Opfer ihrer eigenen heftigen Gefühlsausbrüche, was zu extremer innerlicher Anspannung und Druck führen kann. Sie empfinden es als unerträglich, dass sie ihre Gefühle und die daraus entstehende Impulsivität nicht kontrollieren können. Viele setzen selbstschädigende Verhaltensweisen ein, um die Anspannung zu verringern. Während der extremen Spannungsphasen spüren Betroffene vor allem den Schmerz kaum oder nur sehr wenig. Es kommt zu einem Gefühl der inneren Leere.

Auslösend für die Gefühlsschwankungen können Situationen sein, die für andere als ganz normale Situationen empfunden werden, wie beispielsweise, dass man mal allein zum Sport geht. Für Menschen mit Borderline kann das eine emotionale Krise auslösen, die mit großer Angst vorm Verlassenwerden verbunden ist. Sie missverstehen häufig die Absichten ihrer Mitmenschen. Das macht Beziehungen mit ihnen oft sehr herausfordernd. Menschen mit Borderline haben Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen.

Zusätzlich können Angstzustände und Depressionen auftreten, sowie ADHS, Trauma, Essstörungen oder Drogen- bzw. Alkoholmissbrauch. Letzteres ist oftmals nur ein Versuch, mit den Spannungszuständen umzugehen.

Lesen Sie auch: Was ist eine histrionische Persönlichkeitsstörung?

Symptome und Anzeichen, die auf eine Borderline-Persönlichkeitsstörung hindeuten:

  • Angst vor dem Verlassenwerden
  • anhaltende Wut und Aggressivität, Wutausbrüche
  • Unsicherheit und innere Anspannung
  • Fehlende Impulskontrolle
  • Häufiges Gefühl der Leere
  • Selbstverletzendes oder riskantes Verhalten
  • Suizidgedanken sowie -versuche
  • Schwierigkeiten, stabile Beziehungen aufzubauen
  • Eifersucht, emotionale Erpressung, Manipulation, Provokation, Gaslighting und Drohungen
  • ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken (z. B. Schwanken zwischen starker Idealisierung und Abwertung der Mitmenschen)
  • Störung der eigenen Selbstwahrnehmung und Identität
  • Dissoziative oder psychotische Symptome, z. B. Halluzinationen oder paranoide Vorstellungen
  • Feindseligkeit und Misstrauen anderen Menschen gegenüber

Sind Menschen mit Borderline beziehungsfähig?

Grundsätzlich ist es möglich, dass Menschen mit Borderline eine Beziehung führen können, allerdings kann eine Borderline-Beziehung eine echte Herausforderung sein.

In der Regel nimmt der gesunde Partner die Borderline-Beziehung als äußerst intensiv und emotional wahr. Das liegt daran, dass Menschen mit Borderline Gefühle deutlich intensiver erleben und ihre Gefühle nicht oder nur schwer regulieren können. Diese emotionale Tiefe kann eine Beziehung sowohl bereichern als auch sehr anspruchsvoll sein. Gerade in der Anfangsphase einer Borderline-Beziehung bedeutet dies, große Abwechslung und viel Leidenschaft, im Verlauf jedoch oft On-Off-Beziehung und Drama.

Viele Menschen mit BPS haben in ihrer Vergangenheit belastende Erfahrungen oder traumatische Erlebnisse gemacht, die ihr Weltbild geprägt haben. Sie haben oft früh gelernt, dass Beziehungen mit Schmerz, Unsicherheit oder Enttäuschung verbunden sein können. Dieses Misstrauen kann sich bis ins Erwachsenenalter ziehen, wodurch zwischenmenschliche Nähe gleichzeitig ersehnt und gefürchtet wird. Manche Betroffene vermeiden feste Beziehungen und Bindung, andere durchleben häufige und intensive Beziehungswechsel.

Dieses innere Spannungsfeld führt dazu, dass Menschen mit BPS in Beziehungen oft mit starken Emotionen reagieren. Misstrauen, Verlustängste und Eifersucht sind häufige Begleiter einer Borderline-Beziehung. Viele Menschen mit BPS fürchten, verlassen oder verletzt zu werden – und reagieren daher impulsiv auf kleinste Unsicherheiten. Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Angst begründet ist oder nicht. Es fällt Menschen mit Borderline äußerst schwer, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen. Das kann sich in Vorwürfen oder intensiven emotionalen Ausbrüchen äußern. Wie aus dem Nichts wird aus großer Zuneigung plötzlich tiefe Verachtung und die Beziehung steht vor dem Aus. Für den gesunden Partner sind diese Stimmungsschwankungen oft nicht nachvollziehbar.

Manche Partner ziehen sich daraufhin zurück, um Konflikte zu vermeiden oder ihre eigene Meinung zu vertreten, aus Angst, einen emotionalen Trigger beim Bordeline-Partner auszulösen. Das kann langfristig zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung führen. Viele erleben den ständigen Wechsel zwischen Nähe und Distanz als herausfordernd und fühlen sich in ihrem eigenen Leben eingeschränkt.

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Wie verläuft eine Borderline-Beziehung?

Eine Borderline-Beziehung kann sehr intensiv, leidenschaftlich und emotional aufwühlend sein. Sie verläuft oft in extremen Höhen und Tiefen – zwischen inniger Nähe und plötzlicher Distanz. Der Verlauf ist individuell, aber typische Muster sind:

1. Idealisierungsphase: Die große Liebe

Zu Beginn fühlt sich eine Borderline-Beziehung oft an wie ein Feuerwerk der Gefühle – fast schon magisch und voller Glück. Menschen mit Borderline können ihren Partner idealisieren, ihn auf ein Podest stellen und ihm das Gefühl geben, der wichtigste Mensch in ihrem Leben zu sein. Sie sind oft sehr leidenschaftlich, aufmerksam und fürsorglich – es kann sich anfühlen, als hätte man die perfekte Beziehung gefunden.

2. Plötzlicher Stimmungswechsel: Von Nähe zu Distanz

Doch diese Phase hält meist nicht lange an. Kleine Missverständnisse oder Unsicherheiten können bei Menschen mit Borderline starke Ängste und Misstrauen triggern. Dann schlägt die anfängliche Nähe plötzlich in Wut, Kälte oder Rückzug um. Der Borderline-Partner empfindet den anderen nicht mehr als perfekt, sondern fühlt sich möglicherweise enttäuscht, verletzt oder zurückgewiesen – auch wenn objektiv nichts Schlimmes passiert ist. Für Menschen mit Borderline ist jeder kleinste Konflikt Anlass genug, um mit Kontaktabbruch zu reagieren.

3. Konflikte, Drama und emotionale Achterbahn

Viele Borderline-Beziehungen sind von starken Konflikten geprägt. Durch extreme Stimmungsschwankungen kann es immer wieder zu Streit kommen, oft über scheinbar belanglose Dinge. Der Partner wird mal geliebt, mal abgelehnt – dieses Wechselspiel kann sehr belastend sein. Impulsives Verhalten, Eifersuchtsszenen oder Angst vor dem Verlassenwerden sind häufige Streit-Themen in einer Borderline-Beziehung.

Man bekommt als Angehörige oder Partner schnell den Eindruck, scheinbar ständig alles falsch zu machen.

4. Trennung – und möglicher Neuanfang

Viele Beziehungen mit einem Borderliner enden abrupt, oft aus Angst vor dem Verlassenwerden. Manchmal beendet der Borderline-Betroffene die Beziehung vorschnell, um sich vor einer vermeintlichen Enttäuschung zu schützen. In anderen Fällen zieht sich der Partner zurück, weil er mit den emotionalen Schwankungen nicht mehr umgehen kann.

Allerdings bedeutet eine Borderline-Diagnose nicht zwangsläufig, dass eine Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Wenn der Borderline-Betroffene sich selbst gut kennt, Therapie macht und Strategien zur Emotionsregulation entwickelt, kann eine Partnerschaft möglich sein – sie bleibt jedoch immer anspruchsvoll.

Was kann Menschen mit Borderline triggern?

Trigger sind Auslöser für eine starke emotionale Reaktion, oft verbunden mit Stress, Angst oder Schmerz. Der Begriff stammt aus dem Englischen („to trigger“ = auslösen) und wird vor allem im Zusammenhang mit Traumata und psychischen Erkrankungen verwendet.

Für Menschen mit BPS können bestimmte Situationen, Worte oder Verhaltensweisen intensive emotionale Reaktionen hervorrufen – oft, weil sie unbewusst an frühere belastende Erlebnisse erinnern. Der Trigger löst dabei nicht nur Gefühle aus, sondern kann auch impulsive Reaktionen wie Wutausbrüche, Angst oder Rückzug zur Folge haben.

Jeder Betroffene hat individuelle Trigger, die von der eigenen Lebensgeschichte abhängen. Dennoch gibt es einige häufige Auslöser:

1. Angst vor dem Verlassenwerden

Menschen mit BPS haben oft eine tiefe Verlustangst. Selbst kleine Veränderungen oder unbedachte Aussagen können die Furcht vor Ablehnung oder Trennung auslösen. Beispiele:

  • Der Partner sagt: „Ich brauche etwas Zeit für mich.“ → Das kann als drohende Trennung empfunden werden.
  • Ein Freund meldet sich einige Tage nicht → Das kann als Zeichen gedeutet werden, dass man ihm egal sei.

2. Kritik und Zurückweisung

Viele Menschen mit Borderline haben ein instabiles Selbstwertgefühl. Kritik, selbst konstruktive, kann als persönlicher Angriff empfunden werden. Beispiele:

  • Ein Vorgesetzter gibt Rückmeldung zu einer Arbeit → Betroffene fühlen sich wertlos oder unfähig.
  • Der Partner äußert einen Wunsch oder spricht ein Problem an → Für den Borderline-Partner wird dies als Ablehnung der gesamten Person verstanden.

3. Kontrollverlust und Hilflosigkeit

Viele Borderline-Betroffene brauchen das Gefühl der Kontrolle, dies gibt ihnen Sicherheit. Wenn sie Gefühle von Kontrollverlust oder Hilflosigkeit erleben, kann das starke Emotionen auslösen. Beispiele:

  • Plötzliche Planänderungen → Das kann Unsicherheit und Panik hervorrufen.
  • Jemand widerspricht ihnen oder setzt Grenzen → Das kann Kontrollverlust und Ohnmachtsgefühle auslösen.

4. Vertrauensbrüche und Misstrauen

Da viele Borderliner negative Erfahrungen mit zwischenmenschlichen Beziehungen gemacht haben, sind sie oft misstrauisch. Dinge, die für andere harmlos erscheinen, können alte Wunden aufreißen. Beispiele:

  • Der Partner schaut auf sein Handy und lächelt → Das könnte als Hinweis auf Geheimnisse oder mögliche Untreue interpretiert werden.
  • Der Partner verbringt Zeit mit Familie oder Freunden → Dies könnte beim Borderline-Partner die Angst auslösen, ersetzt oder verlassen zu werden.

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Die 25 wichtigsten Tipps für Paare in einer Borderline-Beziehung

Die Beziehung mit einem Menschen, der an einer BPS leidet, ist also nicht immer einfach und für den Partner sehr herausfordernd. Trotzdem gibt es ein paar praktische Tipps, die dabei helfen, das Zusammenleben und die Liebe mit einem Borderliner besser zu gestalten. Was kann der Partner konkret tun? Wie geht man mit Lügen, Manipulation, Kontrollverhalten und emotionaler Erpressung um? Was ist typisch für eine Borderline-Beziehung? Wie kann man als Angehöriger mit der Erkrankung besser umgehen? Wie können Sie trotzdem versuchen, die Beziehung zu stärken, ohne sich dabei selbst zu verlieren?

Tipp 1: Informieren Sie sich über die Borderline-Persönlichkeitsstörung

Als Partner von einem Menschen mit Borderline ist es nicht immer einfach zu unterscheiden, was zum Krankheitsbild gehört und was „normale“ Beziehungsprobleme sind. Es gibt zahlreiche Bücher und Blogartikel, in denen Sie sich über die Borderline-Persönlichkeitsstörung informieren können. Außerdem können Sie eine Gruppe für Angehörige besuchen, in der Sie Rat bekommen und sich mit anderen Angehörigen austauschen.

Tipp 2: Seien Sie ein einfühlsamer Partner

Wenn Ihr Partner emotional reagiert oder starke Gefühle zeigt, bewahren Sie Ruhe. Vermeiden Sie es, impulsiv zu antworten oder auf Vorwürfe direkt einzugehen. Bleiben Sie gelassen und lassen Sie sich nicht in eine eskalierende Auseinandersetzung verwickeln. Drohungen, insbesondere im Hinblick auf eine Trennung, sollten vermieden werden. Kommunizieren Sie respektvoll und auf Augenhöhe, indem Sie Ich-Botschaften verwenden und wertschätzend formulieren.

Tipp 3: Überfordern Sie sich nicht

Menschen mit einer BPS können viel Aufmerksamkeit einfordern. Das kann von Zeit zu Zeit für den Partner etwas viel werden, vor allem, wenn dieser sich mal zurückziehen möchte. Jeder Mensch braucht auch Zeit für sich. Partner von Menschen mit einer BPS brauchen ein gutes Gespür dafür, wann sie auf Abstand gehen müssen, um mal durchatmen zu können und sich nicht zu überfordern.

Geben Sie sich selbst die Erlaubnis, Zeit für sich und Ihre Hobbys oder Freunde zu nehmen – Sie dürfen für sich sorgen, ohne schlechtes Gewissen.

Tipp 4: Nehmen Sie Gefühlsausbrüche nicht persönlich

Wenn Menschen mit Borderline starke emotionale Reaktionen oder Wutausbrüche zeigen, ist dies meist Ausdruck ihrer inneren Anspannung und nicht persönlich gegen Sie gerichtet. Auch wenn in solchen Momenten Vorwürfe geäußert oder die Verantwortung für ihre Emotionen auf den Partner übertragen wird, spiegelt dies in erster Linie den intensiven inneren Konflikt wider. Dieses Verhalten ist ein Teil der Erkrankung und sollte als Ausdruck emotionaler Überforderung verstanden werden.

Tipp 5: Spannungen entschärfen – Deeskalation in emotional instabilen Zeiten

Um Konflikte und emotionale Anspannungen zu entschärfen, kann es hilfreich sein, zunächst Abstand zu gewinnen. Nicht jeder Konflikt muss sofort gelöst werden, und in manchen Situationen ist eine direkte Klärung ohnehin nicht zielführend, da Menschen mit BPS in Momenten starker emotionaler Belastung oft Schwierigkeiten haben, ruhig zuzuhören und das Gesagte sachlich aufzunehmen.

Wenn Sie selbst Zeit brauchen, um die Situation zu reflektieren und Emotionen abklingen zu lassen, nehmen Sie sich diese. Eine wertschätzende Kommunikation kann dabei helfen, die Situation zu deeskalieren und den Borderline-Partner zu beruhigen. Sie könnten beispielsweise sagen: „Ich möchte mir etwas Zeit nehmen, um über das Gesagte nachzudenken. Lass uns später noch einmal in Ruhe darüber sprechen.“

Alternativ kann es hilfreich sein, den Borderline-Partner mit angenehmen Aktivitäten wie einem Spaziergang abzulenken. Das kann zusätzlich die emotionale Anspannung reduzieren.

Tipp 6: Androhung von Suizid oder Selbstverletzung unbedingt ernst nehmen

Der Umgang mit Suizidandrohungen bei Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung erfordert Sensibilität, Klarheit und Verantwortungsbewusstsein. Es ist schwierig, zu erkennen, ob die Selbstmordandrohung etwa im Falle einer Trennung lediglich als Druckmittel benutzt wird oder ernst gemeint ist. Allerdings sollte eine Selbstmordandrohung in jedem Falle ernst genommen werden, weil es eben von außen nicht erkennbar ist, ob es eine ernstgemeinte Absicht oder Ausdruck der tiefen Verzweiflung ist, oder möglicherweise ein Manipulationsversuch, um nicht allein sein zu müssen.

Hier sind einige wichtige Schritte:

Egal, ob die Suizidandrohung als Hilferuf oder in einer akuten Krise geäußert wird – sie sollte niemals ignoriert oder heruntergespielt werden. Menschen mit BPS erleben intensive emotionale Zustände, die sie überwältigen können.

Drücken Sie Mitgefühl aus, ohne das Verhalten zu verstärken. Vermeiden Sie Vorwürfe oder Druck. Ein Satz wie „Ich sehe, dass es dir gerade sehr schlecht geht. Ich bin für dich da und möchte dir helfen“, kann beruhigend wirken.

Machen Sie deutlich, dass professionelle Unterstützung notwendig ist: „Ich bin besorgt um dich. Lass uns gemeinsam überlegen, wie wir Hilfe organisieren können.“

Falls die Situation akut ist, sollten Sie sofort einen Notruf wählen oder den psychiatrischen Notdienst kontaktieren. Auch längerfristig ist eine therapeutische Begleitung wichtig.

Tipp 7: Selbstreflexion

Selbstreflexion ist die Fähigkeit, über sich selbst nachzudenken. Sie ist eine Form der achtsamen Selbstwahrnehmung, mit dem Ziel, das eigene Denken, Fühlen und Handeln besser zu verstehen. Durch Selbstreflexion erkennen wir besser, was uns guttut und was uns ausmacht. Diese Eigenschaft ist vor allem dann wichtig, wenn der Borderline-Partner „Verschmelzung“ (s. weiter unten) anstrebt, um Ihnen anschließend die Schuld dafür zu geben. Mit genügend Selbstreflexion können Sie besser zuordnen, was Ihnen „gehört“ und was nicht. Sie bleiben entspannter und vermeiden selbst impulsive Reaktionen, die Sie später bereuen könnten.

Tipp 8: Unterscheiden Sie zwischen Ihren Gefühlen und denen Ihres Partners

Dieser Punkt schließt am vorherigen an, denn als Partner von einem Menschen mit Borderline ist es enorm wichtig, die eigenen Gefühle von denen des Partners zu unterscheiden. Spätestens seit „Dirty Dancing“ wissen wir, dass jeder seinen eigenen (Tanz-)Bereich braucht. „Dein Tanzbereich, mein Tanzbereich“, sagte Johnny (Patrick Swayze) zu „Baby“ (Jennifer Grey), um dies zu verdeutlichen. Besonders in einer Borderline-Beziehung kann es zu wiederkehrenden emotionalen Grenzüberschreitungen kommen. Deshalb ist es enorm wichtig, dass Sie darauf achten, den eigenen emotionalen Raum zu wahren: „Deine Gefühle, meine Gefühle.“

Tipp 9: Eigene Grenzen wahrnehmen und deutlich kommunizieren

Im Umgang mit einem Menschen, der an einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet, ist es wichtig, die eigenen emotionalen und mentalen Grenzen zu erkennen und klar zu kommunizieren. Dies bedeutet, dass Sie sich selbst bewusst sein sollten, was Sie leisten können, ohne sich zu überfordern, und dies Ihrem Partner offen mitzuteilen. Grenzen zu haben und zu setzen ist wichtig, um Überlastung zu vermeiden und ermöglichen es, unterstützend da zu sein, ohne sich selbst zu verlieren.

Lernen Sie Ihre Grenzen besser kennen und formulieren Sie diese deutlich, im Zweifel auch, wenn Ihr Partner diese nicht respektieren will. Es ist Ihre Grenze und Sie sind verantwortlich dafür, dass diese von anderen eingehalten werden. Viele Menschen mit einer BPS haben oft selbst nicht richtig gelernt, was angemessene Grenzen sind und wie man diese zieht.

Tipp 10: Rückzugsorte sind für beide erlaubt und wichtig

Das Modell „Living apart together“, also in getrennten Wohnungen zu leben, obwohl man zusammen ist, hat verschiedene Vorteile für Menschen in einer Borderline-Beziehung: Wer getrennt lebt, kann sich voneinander distanzieren, wenn es gerade mal zu viel wird. Das kann dabei helfen, genügend Abstand zu gewinnen und mal durchzuatmen. Auch sind getrennte Finanzen sinnvoll. Das stellt sicher, dass der Borderline-Partner in euphorischen Krankheitsphasen nicht das Geld von beiden ausgibt.

Tipp 11: Im Verhalten klar bleiben

„Klartext“ kann man nicht nur sprechen, sondern auch im eigenen Verhalten zeigen. Auch hier geht es wieder um Grenzen und Regeln, die Menschen mit einer BPS Halt und Sicherheit geben. Wenn Sie sagen: „Heute komme ich nicht zu Besuch“, dann bleiben Sie auch dabei, denn so treten Sie eindeutig auf. Vertreten Sie Ihre eigene Meinung freundlich und bestimmt. Je klarer Ihr Verhalten ist, desto mehr Sicherheit erfahren Borderliner. Sie können sich dann daran orientieren, indem sie zustimmen oder sich auch abgrenzen.

Gemeinsame Abmachungen können Sie beispielsweise auch schriftlich festhalten.

Tipp 12: Stärken Sie Ihre Selbstsicherheit und Ihr Selbstvertrauen

Ein gesundes Maß an Selbstsicherheit und Selbstvertrauen ist insbesondere in einer Borderline-Beziehung wichtig, um psychisch stabil zu bleiben und die eigenen Bedürfnisse klar zu vertreten. Selbstsicherheit bedeutet, sich der eigenen Werte, Gefühle und Grenzen bewusst zu sein, ohne Angst oder Schuldgefühle. Wer Vertrauen in sich selbst hat, lässt sich weniger von impulsiven Reaktionen, Anfeindungen oder teils massiven Vorwürfen des Borderline-Partners verunsichern und kann in schwierigen Situationen gelassener bleiben. Dies stärkt nicht nur das eigene Wohlbefinden, sondern trägt auch zu einem entspannteren Umgang miteinander bei.

Hinter mangelnder Selbstsicherheit stecken oftmals Versagensängste oder die Angst vor Ablehnung. Ein Mensch mit BPS meint jedoch nicht Sie persönlich, sondern die Ablehnung ist Teil der Erkrankung. Machen Sie sich das immer wieder bewusst, damit Sie selbst stabil bleiben.

Tipp 13: Vermeiden Sie Verschmelzung, eine symbiotische Beziehung und Co-Abhängigkeit

Verschmelzung und Co-Abhängigkeit in einer Partnerschaft sind heikle Themen. Symbiotische Beziehungen werden für einige Menschen als „die höchste Form der Liebe“ angesehen, allerdings hat das einen Preis: Man stellt seine eigenen Bedürfnisse immer mehr hinten an, fühlt sich für alles schuldig und kann emotional stark abhängig vom Partner werden. Borderliner neigen zu Verschmelzung und emotionaler Abhängigkeit in der Beziehung, um ihre Verlustangst zu lindern. Das Problem dabei ist: Es ist nie genug.

Tipp 14: Ehrlich mit sich selbst und dem Partner bleiben

Bleiben Sie Ihrem Partner und sich selbst gegenüber ehrlich. Sprechen Sie über Ihre eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse, ohne dabei absichtlich zu verletzen. Vermeiden Sie Schuldzuweisungen oder Vorwürfe, denn sonst wird Wahrheit schnell zur Waffe. Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Worte in Ruhe zu durchdenken und anschließend so auszudrücken, dass Sie beide sich etwas besser fühlen können. Hier gilt: Übung macht den Meister bzw. die Meisterin.

Tipp 15: Lügen des Borderliners deutlich benennen und trotzdem fair bleiben

„Alles schön und gut mit der Ehrlichkeit“, werden Sie denken, „und was ist, wenn Borderliner selbst lügen?“ Was kann man dann tun? Wenn wir merken, dass wir angelogen werden, hinterlässt das in der Regel ein schales Gefühl – und irgendwann leidet auch das Vertrauen. Wenn Sie Ungereimtheiten oder Lügen erkennen, sprechen Sie Ihren Partner darauf an. Bleiben Sie dabei bei dem, was Sie wahrgenommen bzw. beobachtet haben und teilen Sie Ihrem Partner mit, wie Sie sich damit fühlen und was diese Ungereimtheit mit Ihnen macht, ohne dabei vorwurfsvoll zu werden.

Tipp 16: Wie steht es mit der Treue?

In einer monogamen Beziehung kann es herausfordernd sein, wenn die Vorstellungen von Treue nicht übereinstimmen. Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung können in manchen Fällen impulsives oder risikobehaftetes Verhalten zeigen, das auch das Beziehungsleben betrifft. Daher ist es wichtig, frühzeitig offen über Erwartungen, Bedürfnisse und Grenzen in Bezug auf Treue zu sprechen.

Klären Sie gemeinsam, welche Werte Ihnen in der Partnerschaft wichtig sind und ob mögliche Unterschiede überbrückbar sind. Falls sich zeigt, dass grundlegende Vorstellungen nicht miteinander vereinbar sind, kann es sinnvoll sein, die Beziehung zu beenden. Letztlich geht es darum, eine Partnerschaft zu führen, in der sich beide wohlfühlen und respektiert wissen. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist dabei maßgeblich, um langfristig eine erfüllende Beziehung zuführen.

Tipp 17: Seien Sie ein verlässlicher Partner

Zuverlässigkeit und Sicherheit ist für eine stabile Partnerschaft enorm wichtig. Insbesondere gilt das für Menschen mit Borderline: Sie brauchen einen stabilen Partner, deshalb sollten Sie Absprachen einhalten. Versprechen Sie nur Dinge, die Sie auch einhalten können und wollen. Damit vermitteln Sie Sicherheit und bleiben ein verlässlicher Partner.

Hier geht es aber nicht nur um Absprachen, sondern auch um Ihre klar formulierten Grenzen, die Sie gesetzt haben: Achten Sie darauf, dass diese niemand übergeht.

Tipp 18: Wie leidensfähig sind Sie?

Die starke Ambivalenz, die Menschen mit Borderline empfinden, macht die Beziehung zu ihnen zur echten Herausforderung. Für den Partner ist es praktisch unmöglich zu erkennen, ob sich der Partner mit BPS auf die Beziehung einlassen kann und sich bekennt oder nicht. Das bedeutet: Menschen, die in einer Borderline-Beziehung leben, erfahren automatisch auch die Zerrissenheit des Borderline-Partners, bleiben in der Partnerschaft unsicher und schweben zwischen den Extremen „Ich hasse dich“ und „Verlass mich nicht“.

Seien Sie sich darüber bewusst, dass die Borderline-Dynamik anspruchsvoll sein wird und Sie an Ihre Grenzen bringen wird.

Tipp 19: Bleiben Sie immer auch sich selbst treu

In der Borderline-Beziehung sollten Sie immer auch sich selbst treu bleiben. Gehen Sie keine Kompromisse ein, die sich nicht gut für Sie anfühlen und versprechen Sie nichts, was Sie nicht einhalten können. Um ein klares „Ja“ zu formulieren, müssen wir manchmal auch „Nein“ sagen – nur so bekommt unser „Ja“ auch einen Wert.

Tipp 20: Umgang mit der Schuldfrage

Egal, ob Menschen mit BPS weinen, auf Distanz gehen, klammern oder Sie wüst beschimpfen, Sie seien an allem schuld – das alles ist Teil der Erkrankung. Menschen mit Borderline haben wenig bis keinerlei Verantwortungsbewusstsein. Die Schuld liegt grundsätzlich bei anderen Menschen, dem Partner oder den „widrigen Umständen“. Das Abschieben der Schuldfrage lässt Borderliner auch in der Opferrolle verharren.

In solchen Situationen ist es wichtig, sich nicht in Schuldzuweisungen verstricken zu lassen. Wenn Sie beginnen, sich zu rechtfertigen oder auf Vorwürfe emotional zu reagieren, kann dies zu einem endlosen Kreislauf von Streit und Missverständnissen führen. Stattdessen kann es hilfreich sein, ruhig und klar zu bleiben, die eigene Position sachlich zu vertreten und Grenzen zu setzen, ohne sich in eine konflikthafte Dynamik hineinziehen zu lassen.

Tipp 21: Sprechen Sie mit anderen Menschen

Reden Sie mit Menschen, denen Sie vertrauen und die Verständnis für Ihre Situation aufbringen können, seien es Freunde, Familie, Angehörigengruppen oder auch in einer Therapie. Wenn Sie nicht mehr weiterwissen, müssen Sie nicht allein da durch, sondern können sich Hilfe suchen.

Tipp 22: Verabschieden Sie sich von der Idee, Ihren Partner zu retten

Anstatt bei jedem emotionalen Ausbruch oder jeder Krise sofort unterstützend einzugreifen, kann es sinnvoll sein, den Partner mit Borderline zur Eigenverantwortung zu ermutigen. Es ist nachvollziehbar, dass man als Partner fürsorglich und hilfsbereit agiert – insbesondere, wenn das Bedürfnis nach Unterstützung deutlich geäußert wird. Zudem kann es ein gutes Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden und helfen zu können. In einem ausgewogenen Maß ist dies auch völlig in Ordnung. Bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung ist es jedoch besonders wichtig, eine gesunde Balance zwischen Unterstützung und Eigenverantwortung zu finden.

Widerstehen Sie dem Impuls, Ihren Partner „retten“ zu wollen. Die Bewältigung der Erkrankung liegt letztlich in seiner bzw. ihrer Verantwortung und sollte durch professionelle therapeutische Unterstützung erfolgen. Menschen mit BPS profitieren langfristig davon, wenn sie lernen, selbst Verantwortung für ihre Emotionen und Handlungen zu übernehmen. Gleichzeitig kann es Ihnen als Partner helfen, Schuldgefühle zu reduzieren, wenn Sie sehen, dass Ihr Gegenüber zunehmend Eigenverantwortung übernimmt und sich aktiv mit der eigenen Entwicklung auseinandersetzt.

Tipp 23: Achtung, Sie sind nicht der bzw. die Therapeut/in Ihres Partners!

Sie können Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin zu einer Psychotherapie motivieren, aber Sie können ihn bzw. sie nicht selbst therapieren. Selbst wenn Sie ausgebildeter Therapeut, Coach oder Berater sind, so sind Sie „persönlich befangen“. So nennt man es, wenn Helfer oder Therapeuten persönliche Berührungspunkte mit dem Betroffenen haben. Mit der Befangenheit können Sie nicht mehr neutral von außen auf die Beziehung schauen, sondern sind in die gemeinsamen Probleme und Krisensituationen verwickelt.

Tipp 24: Wenn nur noch die Trennung hilft

Manchmal jedoch ist das Borderline-Beziehungsmuster derart belastend, dass es besser ist, sich zu trennen. Bereiten Sie sich darauf vor, dass der Borderline-Partner heftig reagieren kann, wenn Sie die Trennung aussprechen. Menschen mit Borderline stürzen oftmals in ein tiefes Loch, da ihnen die Abgrenzung zum Partner fehlt. Ihnen fällt es schwer, ähnlich wie Menschen, die an Narzissmus leiden, ihren Partner als eigenständige Persönlichkeit wahrzunehmen.

Hier kann es sehr hilfreich sein, wenn Sie dafür sorgen, dass unmittelbar nach der Trennung jemand für Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin da ist. Das können Freunde sein, die Sie eingeweiht haben oder auch Familienmitglieder. Sie können aber auch mit dem/der Therapeut/in Ihres Partners sprechen, der sicher wertvolle Tipps für Sie hat, wie Sie sich am besten trennen können.

Tipp 25: Suchen Sie sich selbst Unterstützung

Das Borderline-Beziehungsmuster zu erkennen und zu verstehen, ist für beide Partner nicht einfach. Viele Angehörige und Partner von Menschen mit BPS haben große Schwierigkeiten, mit der Erkrankung umzugehen. Sie verlieren sich häufig selbst bei dem Versuch, den Borderline-Partner zu unterstützen. Das hat zur Folge, dass das Gefühl, gescheitert zu sein, weitere Scham- und Minderwertigkeitsgefühle auslöst. Letztlich findet sich der gesunde Partner dann in einer Abwärtsspirale wieder.

Wenn Sie selbst nicht weiterkommen oder bemerken, dass es Ihnen mit der Borderline-Dynamik immer schlechter geht, ist es völlig in Ordnung, sich selbst therapeutische Unterstützung zu suchen.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Literatur:
– Die Kunst, mit einem Vulkan zu sprechen: Kommunikationstechniken für Angehörige von Menschen mit Borderline (Deutsch) Broschiert – 27. Juli 2020 von Dr. Jerold J. Kreisman

– Zerrissen zwischen Extremen: Leben mit einer Borderline-Störung – Hilfe für Betroffene und Angehörige (Deutsch) Taschenbuch – 7. April 2008 von Dr. Jerold J. Kreisman