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Freundschaft Plus: Das Glück der unverbindlichen Liebe?

Freundschaft Plus, auch „friends with benefits“ genannt, soll die Vorteile einer Freundschaft mit der Intimität einer Partnerschaft verbinden. Friends with benefits sind Menschen, die miteinander befreundet sind und zusätzlich Sex miteinander haben, ohne ein Liebespaar zu sein. Weniger Verpflichtungen und der Wunsch, frei bleiben zu wollen, prägen diese Beziehungsform.

Generation Freundschaft Plus – alles eine Frage des Zeitgeistes?

Nähe und Geborgenheit sind natürliche Bedürfnisse, nur die Spielräume bei der Partnerwahl sind größer geworden. Single-Portale geben eine große Auswahl potenzieller Interessenten und das eröffnet mehr Möglichkeiten.

Elementar für eine Freundschaft Plus ist, dass die Freundschaft aufrechterhalten bleibt und die Freunde weiterhin gemeinsame Aktivitäten miteinander unternehmen, ohne dabei eine Partnerschaft miteinander einzugehen. Das Motto lautet: „Wir sind doch nur Freunde!“

Die Sexualität ist also das Plus an dieser Freundschaft. Gefühle oder Verpflichtungen sind dabei nicht erwünscht.

Ist das Modell Freundschaft Plus nun eine Frage des Zeitgeistes? Es gab schon immer Affären, Liebesbeziehungen und auch Freunde, die nur befreundet waren, und trotzdem miteinander Sex hatten. Trotzdem ist „Friends with Benefits” für viele mit der Zeit attraktiver geworden.

Die Selbstverwirklichung steht heute weit höher im Kurs als in den Jahren der Nachkriegszeit, in denen es in erster Linie ums Überleben und den Wiederaufbau ging. Eine gute Ehe war diejenige, die gut funktionierte. Das Funktionieren allein reicht heute aber für eine erfüllende Beziehung nicht mehr aus.

Zeitgleich ist der Erwartungsdruck gestiegen. Im Berufsleben werden mehr Anforderungen gestellt, die Ausbildung kostet Zeit und Energie. So sinkt die Bereitschaft, privat auch noch Stress zu erleben und Auseinandersetzungen zu führen. Partnerschaft verlangt aber auch Kompromisse. Da scheint eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen genau richtig zu sein.

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Gründe, die für eine Freundschaft Plus sprechen

Gemeinsame Ausflüge und schöne Dates, gelegentlicher Sex – also alles, was klassische Paare auch tun, nur eben unverbindlich und ein Stück kompromissloser: das ist es, was eine Freundschaft Plus für einige Menschen so attraktiv macht. Sie genießen alle Vorteile einer Beziehung, aber bitte ohne Verpflichtung.

Eine Freundschaft Plus verspricht den Partnern unbegrenzte Möglichkeiten. Beide lassen dabei immer ein Hintertürchen offen. Denn im Zweifel muss man nicht einmal Schluss machen, schließlich ist man ja nicht zusammen. Es ist, als ob man in einem großen Kaufhaus steht und unzählig viele Luxusgüter kostenlos mitnehmen darf, ohne die Konsequenzen fürchten zu müssen. Diese Form der Liebe verspricht, scheinbar frei zu bleiben vom Alltagsfrust.

Zusätzlich ist der Sex vertrauter als ein One-Night-Stand. Außerdem braucht man sich keine Dates oder Affären zu suchen.

Was sollte man in einer Freundschaft Plus unbedingt beachten?

Was entscheidend in einer Freundschaft Plus fehlt, im Vergleich zu einer festen Beziehung, ist die Sicherheit, dass der Partner bzw. die Partnerin in aller Konsequenz zu einem steht. Zwar ist in diesen Beziehungen das Vertrauen meist größer als in einer reinen Mingle-Beziehung, allerdings kann es auch passieren, dass einer der beiden Freunde sich in der anderen verliebt. Das wiederum macht eine Freundschaft Plus so schwierig. Solange beiden klar ist, dass diese Beziehung locker und unverbindlich bleibt und kein Bedürfnis nach einer verbindlichen Partnerschaft entsteht, ist alles gut. Aber wenn man alles teilt und erlebt, was klassische Paare erleben, werden sich irgendwann auch Gefühle entwickeln, die nach mehr Sicherheit und Verlässlichkeit streben: Wir wollen wissen, woran wir bei unserem Gegenüber sind.

Deshalb ist in einer Freundschaft Plus die oberste Priorität, immer wieder offen und ehrlich zueinander zu sein, sonst kann es schnell zu Verletzungen und Enttäuschungen kommen, die ungewollt sein mögen, jedoch trotzdem schmerzen. Es muss von Anfang an Klarheit herrschen und die Bereitschaft, ehrlich zueinander zu sein, beinahe schonungslos.

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Welche Gefahren lauern in einer Freundschaft Plus?

Eine Freundschaft Plus gleicht einem befristeten Arbeitsvertrag. Er muss immer wieder verlängert werden, um gültig zu bleiben. Der Kündigungsgrund in einer Freundschaft Plus ist u. a. ein „Zuviel an Gefühl“.

Die größte Gefahr liegt aber genau darin, dass innerhalb der Freundschaft Plus sich einer von beiden verlieben kann und mehr möchte als anfänglich geglaubt. Wenn man Zeit miteinander verbringt wie ein Paar, dann weckt das früher oder später auch Gefühle. Es ist wichtig, offen zu diesen Gefühlen zu stehen. Wenn man allerdings fürchten muss, dass nun der Abschied folgt, weil man zu viel empfindet, wird man kaum offen darüber sprechen. Eine Freundschaft Plus hat anfänglich Charme, kann aber unter Umständen etwas Selbstzerstörerisches haben, nämlich dann, wenn sich ein Mensch aus Angst in seinen Empfindungen zurücknehmen muss.

Zudem hat eine Freundschaft Plus auch den Hauch von „Warmhalten“ und „Weitersuchen“, wenn auch ungewollt. Wer aber mag austauschbar sein oder das Gefühl bekommen, einfach „entsorgt“ zu werden, wenn etwas Besseres kommt?

Das birgt für jeden der beiden Partner die Gefahr, eine Art Lückenbüßer zu sein oder sich als solcher zu fühlen. Das hat den faden Beigeschmack von „Du genügst mir nicht!“ und dieser kann sehr verletzend sein.

Fazit

Eine Freundschaft Plus ist nicht empfehlenswert. Und wenn es doch unbedingt eine Freundschaft Plus sein muss, dann sollten klare Spielregeln herrschen. Eine Freundschaft Plus funktioniert nur, wenn überhaupt, mit Ehrlichkeit und Offenheit – von beiden Seiten. Und sei es, dass man die Gefühle anspricht, die sich entwickelt haben können, und damit bewusst die Entscheidung trifft: ganz oder gar nicht.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Corinna Luerweg Hamburg
Grafik: Ulrike Fuchs München