Eben war noch alles gut, und wie aus dem Nichts verschwindet die geliebte Person aus Ihrem Leben – keine Nachricht, keine Erklärung, nichts. Ghosting nennt sich dieses Phänomen, bei dem Menschen plötzlich abtauchen und sich ohne Worte trennen. Der Kontaktabbruch kann in einer langjährigen Beziehung, aber auch in Freundschaften oder Familie passieren. Ohne jede Vorwarnung, ist die Person einfach weg. Trotzdem gibt es Warnzeichen für Ghosting.
Wie können Sie Ghosting frühzeitig erkennen? Welche Gründe gibt es für den plötzlichen Kontaktabbruch? Warum werden Sie geghostet? Ist Ghosting vielleicht normal geworden und wir sollten uns besser daran gewöhnen? Warum tut Ghosting so weh? Wie können Sie den Kontaktabbruch besser überwinden?
Inhaltsverzeichnis
Plötzlich verschwunden: Was ist eigentlich Ghosting?
Haben Sie es schon erlebt: Sie daten sich einige Male mit einem sympathischen Mann oder einer attraktiven Frau, vielleicht sind Sie auch bereits ein Paar. Vielleicht sind Sie aber auch befreundet oder Sie haben eine Beziehung miteinander. Alles passt. Und plötzlich taucht Ihr Lieblingsmensch ohne ein Anzeichen und ohne Schluss zu machen, einfach ab. Ihre Nachrichten und der Versuch, Kontakt aufzunehmen, bleiben unbeantwortet. Es gibt kein Wort der Aussprache, keinen richtigen Abschied, nichts – plötzlich ist diese Person verschwunden und Sie laufen ins Leere. Die Person verhält sich wie ein Geist – sie ist unsichtbar. Das nennt man Ghosting.
Wer Ghosting schon einmal erlebt hat, weiß, wie mies sich das anfühlt, einfach im Regen stehen gelassen zu werden. Man versteht die Welt nicht mehr. Das Schlimmste am Ghosting sind die Fragen:
- Warum meldet er/sie sich nicht mehr?
- Habe ich etwas falsch gemacht?
- Ist irgendetwas Schlimmes passiert?
- Hätte ich ihn/sie früher ansprechen sollen, ob etwas los ist? Oder mich anders verhalten?
- Habe ich vielleicht zu sehr Druck gemacht oder geklammert?
- War unsere Beziehung überhaupt echt oder habe ich mir das alles nur eingebildet?
- Wann wird er/sie sich wieder melden?
- Wird er/sie sich überhaupt irgendwann wieder melden?
- Was ist, wenn er/sie sich niemals mehr melden wird?
- Und vielleicht schlimmer: Was, wenn er/sie sich doch plötzlich wieder meldet?
Sollte ich ihm/ihr dann noch einmal eine Chance geben? Oder besser nicht? - Wie sollte ich mich verhalten?
- …
Diese Fragen und die fehlende Klärung können zermürbend sein und können am Selbstwertgefühl nagen. Sie benebeln Menschen, die geghostet wurden, den Kopf. Die Ungewissheit ist nur schwer zu ertragen. Egal, wie sehr Sie über diese Fragen grübeln, Sie finden keine wirklich gute Antwort. Es beginnt ein Strudel der Selbstzweifel.
Der plötzliche Kontaktabbruch macht Ghosting sehr schmerzhaft. Zudem fehlt die Möglichkeit zur Aufarbeitung, was den Heilungsprozess erschwert. Es mag sein, dass es für die Person, die ghostet, der einfachere Weg ist und eine Art Selbstschutz, allerdings hinterlässt es die Person, die geghostet wurde mit tausend Fragezeichen im luftleeren Raum zurück.
Dabei beschränkt sich Ghosting nicht nur auf Dating, sondern kann in nahezu jeder zwischenmenschlichen Beziehung auftreten. Besonders schmerzhaft ist der Kontaktabbruch in Freundschaften, festen Beziehungen oder zwischen erwachsenen Kindern und deren Eltern, weil dort meist eine tiefere emotionale Bindung besteht. Sogar im Berufsleben spricht man immer häufiger von Ghosting – sei es, dass Unternehmen sich nach einem Bewerbungsgespräch nie wieder melden oder auch Bewerbende plötzlich nicht mehr erreichbar sind.
Ist Ghosting normal geworden oder einfach nur respektlos?
Ghosting ist nicht neu. Menschen haben sich schon immer aus dem Staub gemacht. Aber Ghosting hat in unserem Alltag eine neue Dimension angenommen. Die digitale Kommunikation macht es Menschen, die ghosten, besonders einfach, sich einer unangenehmen Konfrontation zu entziehen – das mag bequem sein, jedoch für die geghostete Person bleibt oft ein Gefühl der Wertlosigkeit zurück.
Das man eine Beziehung vielleicht beenden möchte, passiert und gehört zum Leben. Eine Beziehung kann sich verändern, genauso wie sich Gefühle verändern können. Das ist schade und traurig, kann allerdings in einem Trennungsgespräch geklärt werden. Außerdem gibt es dem Gegenüber die Chance, noch offene Fragen zu besprechen. Ghosting ist zwar eine häufige Reaktion auf zwischenmenschliche Probleme, aber es entspricht nicht einer offenen oder gesunden Form der Konfliktbewältigung. Viele geghostete Menschen empfinden den unvorhersehbaren Kontaktabbruch als unfair und sogar respektlos.
Letztlich zeigt Ghosting, dass diese Person eine offene Auseinandersetzung scheut – was es für die andere Seite allerdings umso schwieriger macht.
Warum tut Ghosting so weh?
Geghostete Menschen fühlen sich mit dem plötzlichen Kontaktabbruch häufig hilflos und ohnmächtig. Ohne Vorahnung, Warnung oder Erklärung ist die andere Person einfach weg. Das tut weh. Warum schmerzt Ghosting so sehr? Das Gehirn sucht nach Antworten, doch stattdessen bleibt eine schmerzhafte Leere. Darum tut Ghosting so weh:
Bedürfnis nach Nähe & Bindung
Das Bedürfnis nach Nähe und sicherer Bindung ist menschlich. Familie und Freunde helfen uns, wenn wir Probleme haben, und sie sind da, um mit uns zu lachen und zu weinen. Sie stärken uns den Rücken, wenn es uns mal nicht gut geht. Und auch wir haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte, wenn sie mal Hilfe brauchen. Es entstehen Nähe, Zusammenhalt und Geborgenheit. Das verbindet.
Wenn liebe Menschen verabschiedet und die Bindung zu ihnen gelöst werden muss, weil ein Freund beispielsweise weiter wegzieht oder die Lieblingsoma verstorben ist, dann ist das traurig. Mit dem Schmerz zeigt sich unsere Liebe, die wir zu diesem Menschen empfunden haben und wie sehr er uns am Herzen liegt. Jede Trennung tut weh.
Rituale helfen uns dabei, mit einem „Lebewohl“ besser zurechtzukommen. Mit dem Freund, der umzieht, feiern wir eine tolle Abschiedsparty und die verstorbene Großmutter wird würdevoll beerdigt. Wir drücken damit unseren Respekt dieser Person gegenüber aus, die wir verabschieden müssen.
Bei einer Ghosting-Erfahrung bleibt dieses Sich-respektvoll-Verabschieden aus. Es gibt keinen greifbaren Abschluss, kein Ritual, kein Lebewohl. Das ist, neben dem Abschied, der ohnehin schon zu Herzen geht, zusätzlich eine Seelenqual, die wir nur schwer verkraften. Es fehlen abschließende Worte und das klare Statement: „Jetzt ist es beendet.“
Zeigarnik-Effekt kann auch bei Ghosting wirken
Der Zeigarnik-Effekt betrifft ursprünglich unsere Erinnerungen an Aufgaben. Demnach wirken Erinnerungen an Aufgaben stärker, die für uns noch nicht erledigt oder offen sind. Dagegen können wir leichter abschließen, wenn Aufgaben erledigt sind. Dieser Effekt soll vor allem auf Aufgaben zutreffen, von denen wir überzeugt sind, dass sie noch zu schaffen seien.
Mit anderen Worten: Wer überzeugt davon ist, dass es noch ein Gespräch mit der Person gibt, die einen geghostet hat, kann schlechter abschließen. Hier verlängert die Hoffnung die emotionale Belastung, verstärkt den Schmerz und kann das Loslassen erschweren. Die unerledigte Aufgabe, die Menschen die geghostet wurden, in sich tragen ist: Den Grund für das Ghosting zu klären.
Dazu kommt, dass besonders gewissenhafte Menschen erheblich stärker unter Ghosting leiden, da sie die Dinge sauber abschließen möchten. Ghosting tut so weh, weil es uns ohne Erklärung und ohne Abschluss zurücklässt. Plötzliches Schweigen zerstört Sicherheit, lässt uns zweifeln und verhindert das Loslassen. Unser Gehirn sucht nach Gründen, doch ohne Antworten bleibt nur Unsicherheit – und die schmerzt oft mehr als eine klare Absage.
Wann kommt es zu Ghosting?
Ghosting kann in verschiedenen Situationen auftreten – in Dating, Freundschaften, im Berufsleben und sogar in Familien. Es passiert meist, wenn eine Person Konflikten ausweicht oder sich emotional entzieht. Besonders häufig tritt es in Online-Dating und unverbindlichen Beziehungen auf, aber auch langjährige Kontakte können plötzlich abbrechen.
Ghosting nach dem Dating oder in der Kennenlernphase
In der Kennenlernphase geghostet zu werden, lässt sich wohl noch am leichtesten verkraften. Hier fehlen zwar auch der Abschluss und ein paar erklärende Worte, aber keine Antwort ist auch eine Antwort.
In dieser Phase geben bis zu 80 % der ghostenden Personen an, dass sie kein oder zu wenig Interesse haben, sich weiter zu treffen. Beim Online-Dating, vor allem vor dem ersten Date, kann es schnell passieren, dass man geghostet wird. Der Kontaktabbruch ist hier nur einen Klick entfernt.
Besonders schmerzhaft ist Ghosting in der Phase nach einigen Dates, wenn die Person, die geghostet wurde, sich mehr erhofft hatte – sei es eine feste Beziehung oder man direkt nach dem Sex geghostet wurde.
Ghosting-Erfahrung in der Partnerschaft oder Langzeitbeziehung
Menschen, die in einer Partnerschaft ghosten, haben oft Schwierigkeiten, einen Konflikt offen anzusprechen. Aus Angst vor einem Streit oder einer negativen Reaktion, brechen sie ohne Aussprache den Kontakt ab.
Oft fehlt Menschen, die ghosten, der Mut oder die Fähigkeit, klare Grenzen zu setzen oder unangenehme Gespräche zu führen. Eine ehrliche, wenn auch unbequeme Nachricht wäre respektvoller und würde beiden helfen, besser abzuschließen. Diese könnte lauten:
- „Ich liebe dich nicht (mehr). Deshalb möchte ich Schluss machen.“
- „Es ist vorbei. Ich möchte die Trennung/Scheidung.“
- „Es gibt da jemanden, in den ich mich verliebt habe. Deshalb möchte ich mich von dir trennen.“
- „Wir haben uns auseinandergelebt. Ich möchte unsere Beziehung beenden.“
Richtig, vermutlich wären Sie am Boden zerstört oder traurig. Jeder Abschied schmerzt. Es ist für alle Beteiligten nicht leicht. Menschen, die ghosten, ersparen sich den unangenehmen Teil der Auseinandersetzung: Das Feedback des Gegenübers. Gerade aber wenn man schon einige Monate oder gar Jahre ein Paar ist, wäre eine offene Aussprache fair.
Je länger bzw. intensiver die Beziehung war, desto wichtiger ist ein fairer Abschluss, bevor man getrennte Wege geht. Gefühle können sich verändern, aber kein Mensch kann in den Kopf des anderen hineinsehen, um zu wissen, dass sich da etwas geändert hat. Nach einer längerfristigen Beziehung ist angemessen, wenn Sie hier noch einmal um ein klärendes Gespräch bitten.
Ghosting in einer Freundschaft
Manche Freunde begleiten uns ein Leben lang, andere wiederum nur einige Zeit. Mit einigen Freunden unternimmt man abenteuerliche Wandertouren, mit anderen dagegen quatscht man stundenlang über Gott und die Welt. Freundschaften sind so unterschiedlich wie die Menschen selbst.
Oft zerbrechen Freundschaften, weil es Missverständnisse gibt, die wir nicht klären können. Andere Freunde dagegen verlieren sich bloß aus den Augen, ohne dass es ein Problem gab. Es ist für alle Beteiligten in Ordnung.
Schwierig wird es, wenn einer der Freunde den Kontakt sucht, und der andere nicht mehr bereit ist, diesen aufrechtzuerhalten. Es fühlt sich wahrlich gespenstisch an, beinahe, als ob man ins Leere greifen würde. Ghosting gilt als bequemer und einfacher Weg, um eine Freundschaft zu beenden.
Ob verabschiedet oder geghostet: Die Freundschaft ist beendet. Es bringt nichts, Gemeinschaft zu erzwingen. Sie können ein letztes klärendes Gespräch suchen. Bleibt dies Ihr alleiniger Wunsch, ist es Zeit, loszulassen und sich neue Freunde zu suchen, die Ihre Anwesenheit genießen.
Ghosting und Kontaktabbruch in der Familie
Kontaktabbrüche innerhalb einer Familie sind nach wie vor ein großes Tabuthema. Einerseits gilt die Funkstille als privat und damit hat es niemanden sonst etwas anzugehen. Aber auch innerhalb der Familie ist dieses Thema schambehaftet. Viele verbinden Kontaktabbrüche als Scheitern und Versagen.
Wenn in Freundschaften oder Partnerschaft geghostet wird, scheint es akzeptierter zu sein. Allerdings leben in Familien auch nur Menschen. Manche Familien sind sich nah, in anderen herrscht eisiges Schweigen. Unter einigen Verwandten wird beherzt gelacht, andere streiten dagegen leidenschaftlich. Seine Familie sucht man sich nicht aus, sondern wir bekommen sie mit der Geburt gratis dazu – ob wir sie mögen oder nicht.
Ein Kontaktabbruch in Familien ist oft nur ein Symptom für den zugrunde liegenden Konflikt: Man kann sich gegenseitig nicht sehen, hören und verstehen. Meist leiden alle Beteiligten unter der Funkstille.
Ghosting im Berufsleben
Selbst im Berufsleben spricht man mittlerweile von Ghosting, wenn sich beispielsweise ein Bewerber/innen oder auch das Unternehmen nach einem Vorstellungsgespräch gar nicht mehr meldet. Manche Bewerber/innen tauchen gar nicht erst zu Bewerbungsgespräch auf. Für viele Menschen ist Ghosting die einfachste Möglichkeit zu sagen: „Mit uns passt das nicht.“
Gründe für Ghosting: Warum verschwinden Menschen einfach?
Bei Ghosting wird eine unangenehme Konfrontation und Auseinandersetzung vermieden. Es zeigt mehr über den Ghoster selbst, als über die Person, die geghostet wurde.
Für Außenstehende ist Ghosting nicht immer nachvollziehbar. Die häufigsten Gründe für Ghosting können sein:
1. Unklare Absichten – Ghosting nach dem Dating
Manche Menschen flirten oder daten sich, ohne wirklich an einer ernsthaften Beziehung interessiert zu sein. Sie genießen die Aufmerksamkeit, die Bestätigung und das Gefühl, attraktiv zu sein. Andere wiederum sind einfach unentschlossen, ob sie lieber Single bleiben oder sich binden möchten.
Sobald Ghoster merken, dass ihr Gegenüber „mehr“ möchte, fühlen sie sich unter Druck gesetzt. Wenn die Situation emotional intensiver wird oder die andere Person mehr Verbindlichkeit erwartet oder gar einfordert, ziehen sie sich zurück – oft ohne eine Erklärung. Eine klare Absage würde bedeuten, sich mit den unterschiedlichen Absichten auseinanderzusetzen, aber genau das vermeiden Menschen, die ghosten.
Außerdem nutzen einige das Online-Dating für Chats oder Dates nur zur Unterhaltung, ohne jemals Absicht auf eine feste Beziehung. Für manche ist ein netter Zeitvertreib, andere wiederum genießen den Ego-Boost. Zu Ghosting kann es dann kommen, wenn beide Dating-Partner unterschiedliche und vor allem unklare Erwartungen voneinander haben.
2. Ghosting, weil der Funke nicht übergesprungen ist
Gerade bei Online-Dating kann man nicht immer abschätzen, ob die Chemie stimmt. Zwar kann man im Profil vieles über gemeinsame Interessen, Alter, Geschlecht u.s.w. erfahren, aber unterm Strich muss es „menscheln“. So kann es passieren, dass der Funke einfach nicht überspringen will oder auch das Interesse fehlt – das ist der häufigste Grund für Ghosting.
Manchmal aber suchen Menschen beim Dating einfach nur ein sexuelles Abenteuer oder jemanden, der oder die über die Ex-Liebe hinwegtröstet. Das alles sind ungünstige Voraussetzungen für eine feste Beziehung. Wenn sich einer von beiden mehr erhofft als der andere, kommt es zu einem Konflikt. Auch andere Streitthemen wie Kinderwunsch oder gemeinsame Zukunftsplanung können zu einer Auseinandersetzung führen. Um eine unangenehme Konfrontation zu vermeiden, kommt es zu Ghosting – das ist der zweithäufigste Grund für einen Kontaktabbruch.
Ghosting ist nicht fair, denn auch wenn man nur ein sexuelles Abenteuer geteilt hat – eine Form der Beziehung ist es trotzdem: eine sexuelle. Und selbst in einer Freundschaft, wenn die Interessen zu weit auseinandergehen, kann man dies benennen, um dem Gegenüber eine Orientierung zu geben.
3. Ghosting und alte Muster: Wenn Nähe Angst macht
Ghosting kann eng mit Bindungsangst verbunden sein. Menschen, die sich schwer auf eine feste Beziehung einlassen können, ziehen sich oft abrupt zurück, wenn die Beziehung enger und verbindlicher wird. Dabei handelt es sich nicht um fehlendes Interesse oder unklare Absichten, sondern die Angst vor Nähe, Verletzung oder dem Gefühl, in einer Beziehung die Kontrolle zu verlieren. Anstatt offen über diese Unsicherheiten zu sprechen, wählen Ghoster den Rückzug – nicht aus Absicht oder Gemeinheit, sondern weil sie keinen anderen Umgang mit der Situation kennen.
Häufig liegen die Ursachen für Bindungsangst in frühen Beziehungserfahrungen. So kann es sein, dass Menschen, die ghosten, als Kind plötzlichen Liebesentzug oder Schweigen in Konfliktsituationen erlebt haben. Diese Kommunikationsmuster sind dem Ghosting sehr ähnlich. Wer gelernt hat, dass in einer Beziehung der Kontaktabbruch „normal“ ist, kann später unbewusst genau diese Muster wiederholen: „Ich breche den Kontakt ab und setze damit meinen Willen durch; ob es dir passt oder nicht.“
Das gilt auch andersherum: Wenn jemand diese Muster von Beziehungsabbruch gelernt hat, fürchtet dieser vielleicht unbewusst, dass sich das wiederholen könnte, wenn man mal anderer Meinung ist. Hier ist Ghosting als Versuch zu verstehen, der Angst vor Ablehnung zu entgehen. Nach dem Motto: „Wenn ich zuerst gehe, bin ich in der starken Position. Da habe ich den Kontaktabbruch wenigstens selbst in der Hand.“
Trotzdem bleibt Ghosting eine verletzende Erfahrung für die andere Person. Auch wer Angst vor Nähe hat, kann lernen, Verantwortung für die eigenen Gefühle und Handlungen zu übernehmen. Wer beispielsweise nie gelernt hat, wie man mit Meinungsverschiedenheiten gesund umgehen kann, wird später mit großer Wahrscheinlichkeit Angst vor einer Auseinandersetzung haben und deshalb Konflikte meiden. Dennoch wäre ein wertschätzendes „Ich brauche mehr Zeit“ oder „Ich bin nicht bereit für eine feste Beziehung“ eine gute Möglichkeit für beide Seiten Klarheit zu schaffen.
4. Emotionale Überforderung als Grund für Ghosting
Anhaltende oder ungelöste Konflikte können belastend sein. Hier kommt es oft zu Ghosting, weil Betroffene sich überfordert fühlen. Sie wissen nicht, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen oder denen der anderen Person umgehen sollen. Menschen, die ghosten, haben oft nicht gelernt, wie man einen Konflikt löst. Sie haben Angst vor einer offenen Auseinandersetzung, möchten ihr Gegenüber nicht verletzen und Streit vermeiden. Statt in einer schwierigen Situation das Gespräch zu suchen, entziehen sie sich und vermeiden den Austausch, sie ghosten.
5. Narzisstische Verhaltensweisen
Menschen, die wenig Einfühlungsvermögen für andere empfinden und zudem sehr egozentrisch sind, können auch narzisstische Persönlichkeitsstrukturen zeigen. Menschen mit narzisstischer Persönlichkeit räumen ihrem eigenen Denken, Fühlen und Handeln höchste Priorität ein. Sie müssen ihr empfindliches Ego schützen und sind zeitgleich unfähig, sich in andere Menschen und deren Gefühlswelt einzufühlen. Was Ghosting bei ihren Mitmenschen auslöst, können bzw. wollen sie sich nicht vorstellen.
6. Selbstschutz und toxische Dynamiken
In manchen Fällen kann Ghosting eine Reaktion auf toxische oder ungesunde Dynamiken sein, wie beispielsweise auf narzisstische Verhaltensweisen. Wenn jemand emotional ausgenutzt oder wiederholt enttäuscht wurde, kann der plötzliche Kontaktabbruch eine Art Selbstschutz sein.
Wenn jemand in einer Beziehung immer wieder mit destruktiven oder belastenden Verhaltensmustern konfrontiert wird und das Gespräch scheinbar nichts ändert, kann der Kontaktabbruch die einzige Möglichkeit sein, sich selbst zu schützen und die eigene emotionale oder körperliche Integrität zu wahren. Ghosting ist in diesem Falle eher als Schutz zu verstehen. Auch Missbrauchserfahrungen zählen hierzu – sei es durch ständige Kritik, emotionale Manipulation, Gaslighting oder sogar physische Gewalt. Der Kontaktabbruch dient als Schutzmaßnahme vor weiterem Schaden.
10 Anzeichen vor dem Ghosting
Vielleicht hat man festgestellt, dass man doch nicht zusammenpasst oder auch, dass die Gefühle nicht für eine feste Beziehung reichen. Das allein ist kein Beinbruch. Auch wenn eine Trennung wehtun mag, ermöglicht das dem Partner oder der Partnerin, sich neu zu orientieren und das Glück bei einem anderen Menschen zu finden. So ist eine offen ausgesprochene Trennung fair und besser zu verkraften, als einfach ohne Vorwarnung abzutauchen.
Trotzdem gibt es wichtige Warnsignale, wie Sie Ghosting frühzeitig erkennen können. Diese 10 Anzeichen können bereits zu Beginn einer Beziehung auf Ghosting hindeuten:
1. Sie melden sich häufiger bei ihm oder ihr
In der Kennlernphase war alles anders. Er oder sie hat sich regelmäßig bei Ihnen gemeldet und war äußerst charmant. Sie glaubten, Sie hätten nun Ihren Traummann oder Ihre Traumfrau gefunden. Er oder sie war aufmerksam und hat Ihnen gegenüber viel Aufmerksamkeit gezeigt. Sie fühlten sich attraktiv.
Doch plötzlich scheint das Interesse verloren gegangen zu sein. Die Aufmerksamkeit lässt nach und die kleinen Liebesbotschaften werden weniger. Ihr Lieblingsmensch meldet sich immer weniger. Sie wundern sich bereits und fragen sich, was wohl der Grund dafür sein könnte.
Wenn die schönen Nachrichten, die Sie sich geschrieben haben, deutlich nachlassen, kann das bereits das erste Anzeichen für Ghosting sein.
2. Ghoster haben keine Zeit
Sie schlagen einen Termin für eine Verabredung vor, aber Ihr Date ist viel beschäftigt und hat keine Zeit. Häufig hört man von Ghostern auch, wann sie nicht Zeit haben. Ein Beispiel: Sie fragen nach einer gemeinsamen Verabredung und er bzw. sie antwortet: „Diese Woche ist mein Terminkalender bereits voll. Am Wochenende habe ich auch keine Zeit …“
Ghoster spekulieren darauf, dass es Ihnen selbst zu nervig wird oder Sie diese Verabredung „vergessen“.
3. Er bzw. sie ist plötzlich sehr beschäftigt
Manchmal kann es ja wirklich sein, dass Menschen beruflich oder privat eine stressige Zeit durchleben. Das ist ganz normal und jeder hat es schon mal erlebt. Typisch für Ghoster ist aber, dass sie über diese Sendepausen in der Regel nicht oder nur spärlich reden. Es soll für Sie schließlich selbstverständlich sein, dass der Ghoster plötzlich sehr beschäftigt ist.
Jemand, der echtes Interesse hat, erklärt diese stressige Phase, bestenfalls vorher oder mindestens im Anschluss. Die kurze Phrase „Sorry-war-halt-viel-Stress“ als Entschuldigung für eine plötzliche 5-Tage-Sendepause reicht da nicht aus. Wenn Ihre Flamme sich von heute auf morgen immer weniger meldet oder sehr beschäftigt ist, ohne es Ihnen zu erklären, kann das ein deutliches Anzeichen für Ghosting sein. Kommen dann noch fadenscheinige Ausreden dazu, ist Vorsicht angesagt.
4. Die Zeit, bis eine Antwort kommt, verlängert sich
Wenn Sie sich Nachrichten schreiben, erkennen Sie anhand der Antwort, ob jemand Interesse hat oder nicht. Auch wenn Online-Kommunikation anders ist als ein echtes Date, weil man nicht sieht, ob der andere gerade Zeit hat zu antworten. Was Sie aber schon deutlich erkennen können, ist, ob die Kommunikation sich im Laufe der Zeit verändert. Hat er oder sie vorher innerhalb von 5 Stunden geantwortet und nun brauchen die Nachrichten so lange Zeit, als ob Sie eine Brieftaube von Neuseeland bis nach Berlin schicken? Dann ist eindeutig etwas faul. Das können die ersten Versuche sein, Sie auf „Entzug“ zu setzen und für das Ghosting vorzubereiten. Es ist quasi ein Test, wie gut Sie die langen Wartezeiten verkraften.
5. Die Nachrichten werden kürzer
Nun, es gibt sie, die Menschen, die nicht viele Worte verwenden. Das ist nicht gleich Ghosting. Auch hier ist das Gesamtverhalten wichtig. War der Schreibstil seiner oder ihrer Textnachrichten bisher immer sehr umfangreich und vielleicht mit Emoticons versehen, ist es dagegen auffällig, wenn der Schreibstil seit einiger Zeit kurz und abgehackt daherkommt.
Das Gleiche gilt für Anrufe: Wirkt er bzw. sie kurz plötzlich angebunden, wenn Sie anrufen, und möchte Sie gleich wieder abwimmeln, kann das ein Anzeichen für Ghosting sein. Die nächste Stufe ist, wenn er oder sie gar nicht mehr ans Telefon geht. Hier wird Ghosting immer wahrscheinlicher.
6. Unverbindlichkeit: Sicherstellen und weitersuchen
Sind Sie unsicher, wie Sie Ihre aktuelle Beziehung einordnen sollen? Befinden Sie sich in einer Freundschaft Plus oder einer lockeren Verbindung ohne feste Verpflichtungen? In solchen Beziehungsformen bleibt oft unklar, ob tiefere Gefühle Raum haben dürfen.
Wenn wir uns von Herzen zu einem Menschen bekennen, sehnen wir uns nach Verbindlichkeit, Vertrauen und Loyalität – essenzielle Werte, die eine stabile Partnerschaft auf Dauer tragen.
Wer sich hingegen bewusst nicht festlegen möchte oder befürchtet, etwas zu verpassen, ist möglicherweise noch nicht bereit für eine feste Beziehung. In solchen Fällen können Dates unbewusst dazu dienen, Optionen offenzuhalten – was für jemanden, der sich verliebt, eine schwierige Situation sein kann. Ehrlichkeit und Klarheit sind hier besonders wichtig, um Enttäuschungen zu vermeiden.
7. Einfach wie vom Erdboden verschluckt
Wenn er oder sie sich über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr bei Ihnen meldet, ohne ein Wort darüber verloren zu haben, kann das der Beginn des Ghostings sein. Sie hatten regen Kontakt und einige Dates, nun aber ist es ruhig um ihn oder sie geworden. Das Telefon steht still, Sie erreichen Ihren Lieblingsmenschen nicht mehr und Textnachrichten gab es mehrere Tage schon nicht mehr. Das alles kann natürlich verschiedene Gründe haben.
In einer gesunden Beziehung wäre es sinnvoll und auch ratsam, das Gespräch zu suchen. Ghosting hat aber nichts mit gesunder Beziehung zu tun, sondern mit Konfliktvermeidung.
8. Ghosting & Konfliktvermeidung
Die Angst vor Auseinandersetzung zeigt sich jedoch selten erst mit dem Ghosting. In der Regel können Sie bereits in einer Meinungsverschiedenheit erkennen, ob ein Mensch zu Ghosting neigt oder nicht. Menschen, die Konflikte offen ansprechen und auch eine Auseinandersetzung nicht scheuen, werden vermutlich weniger zu Ghosting neigen.
Wenn Sie dagegen mit dieser Person einige Meinungsverschiedenheiten hatten, bei denen er oder sie nur schwieg oder beleidigt abzog, ist ein mögliches Ghosting wahrscheinlicher. Menschen, die zu Ghosting neigen, scheuen Auseinandersetzung und möchten jeden Konflikt vermeiden. Auch eine Trennung ist ein Konflikt, denn einer möchte Schluss machen und der andere möchte die Beziehung erhalten. Ghoster entscheiden selbst über Nähe oder Distanz, ohne den Partner mit einzubeziehen, und sie meiden jede Art von Konflikt. Lieber sind sie allein unterwegs.
9. Lügen und Halbwahrheiten
Eng verbunden mit der Konfliktvermeidung sind Lügen und Halbwahrheiten. In jeder Beziehung kann es Meinungsverschiedenheiten geben oder auch, dass einem ein Fehler unterläuft; entscheidend ist, wie beide Partner damit umgehen. Menschen, die Auseinandersetzungen scheuen und Schwierigkeiten darin sehen, eigenes Fehlverhalten einzugestehen, neigen dazu, schwierige Gespräche zu vermeiden. Das macht Ghosting sehr viel wahrscheinlicher.
Wenn jemand eher auf Ausflüchte oder Unwahrheiten zurückgreift, anstatt sich einem offenen und klärenden Gespräch zu stellen, kann dies das Risiko erhöhen, dass er oder sie sich in schwierigen Situationen zurückzieht – bis hin zum vollständigen Kontaktabbruch.
10. Mangelndes Unrechtsbewusstsein, stattdessen Schuldzuweisung
Sie hören Worte wie „Du meldest dich zu viel“ oder „Du schreibst mir zu viel“? Hier sollten Sie hellhörig werden. Sicherlich neigen auch Menschen in gesunden Beziehungen dazu, dem Partner hin und wieder einmal die Schuld zu geben. Wenn das aber die Regel ist und ein Mensch gar kein Unrechtsbewusstsein besitzt, kann das innerhalb einer Beziehung zur echten Herausforderung werden. Dass ein Mensch seinen Mitmenschen Schuld für seine Situation gibt, ist kein eindeutiges Zeichen für späteres Ghosting, viel mehr ein Zeichen für emotionale Unreife. Denn zum Erwachsensein gehört es auch, selbst Verantwortung für das Leben zu übernehmen. Es kann aber auch neben Ghosting, ein Zeichen dafür sein, dass ein Mensch andere psychische Probleme hat. Unter anderem neigen beispielsweise Menschen mit narzisstischer Persönlichkeitsstörung zu Schuldzuweisungen, fehlendem Unrechtsbewusstsein und anschließendem Ghosting.
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Welche Folgen kann Ghosting für die Verlassenen haben?
Ghosting gehört zu den schmerzhaftesten Arten, eine Beziehung zu beenden. Der plötzliche Kontaktabbruch hinterlässt offene Fragen, während die Unsicherheit und Hoffnung die Betroffenen im Schmerz gefangen halten.
Die Folgen von Ghosting reichen von Liebeskummer bis hin zu Ängsten, Gefühlen der Ohnmacht und sogar depressiven Verstimmungen. Betroffene erleben oft starke emotionale Schwankungen: Sie fühlen sich hilflos und teilnahmslos, haben Momente der Hoffnung, nur um im nächsten Augenblick gereizt oder gedanklich gefangen in Erinnerungen zu sein. Konzentrationsstörungen, verändertes Schlaf- und Essverhalten sowie emotionale Abstumpfung können ebenfalls auftreten.
Diese Reaktionen ähneln denen, die Menschen nach tiefgreifenden Verlusten oder traumatischen Erlebnissen durchmachen – wie etwa nach dem plötzlichen Tod eines geliebten Menschen. Doch während es bei einem realen Verlust Rituale des Abschieds gibt, bleibt bei Ghosting das Gefühl zurück, ohne Erklärung loslassen zu müssen.
Wie wirkt sich Ghosting auf Betroffene aus? Welche körperlichen und psychischen Folgen kann Ghosting auslösen? Welche Auswirkungen hat der plötzliche Kontaktabbruch auf das Selbstwertgefühl von Betroffenen? Kann Ghosting langfristige Auswirkungen auf zukünftige Beziehungen haben?
Nach dem Ghosting kommen oft Selbstzweifel
Ghosting hinterlässt nicht nur unzählige Fragen, sondern oft auch tiefe Selbstzweifel. Der plötzliche Kontaktabbruch führt dazu, dass Betroffene nach Gründen suchen – und dabei die Schuld häufig bei sich selbst suchen:
„Wie konnte ich so naiv sein?“
„Warum habe ich das nicht früher geahnt?“
„Habe ich etwas falsch gemacht?“
„War es mein Fehler?“
„Hätte ich mich anders verhalten sollen?
„Warum verliebe ich mich immer in den Falschen?“
Diese Gedanken sind typisch für Menschen, die geghostet wurden. Weil keine Antworten kommen, kreisen die Gedanken in einer endlosen Schleife, um sich selbst zu hinterfragen. Besonders verletzend ist dabei das Gefühl, aus dem Leben eines anderen Menschen einfach gelöscht worden zu sein – als wäre man nicht einmal eine Erklärung wert gewesen.
Ghosting kann das Selbstwertgefühl nachhaltig beeinträchtigen. Die ständige Selbstkritik kann auch zu Angst vor Zurückweisung oder depressiven Verstimmungen führen, weil das Gefühl entsteht, nicht liebenswert genug zu sein.
Um aus diesem Kreislauf auszubrechen, ist es wichtig, sich bewusst zu machen: Ghosting sagt mehr über die Person aus, die sich zurückzieht, als über denjenigen, der verlassen wurde. Es sagt nichts über den Wert der verlassenen Person aus, sondern lediglich wie Ghoster mit einem Konflikt umgehen.
Schuldgefühle, Scham und sozialer Rückzug
Eng verbunden mit Selbstzweifeln sind Selbstvorwürfe und Schuldgefühle. Selten geben die Alleingelassenen den Ghostern die Schuld, sondern oft sich selbst. Gedanken, was man hätte alles besser machen können, drängen sich immer wieder auf. Schuldgefühle und Selbstvorwürfe können das Selbstwertgefühl eines Menschen empfindlich verletzen. Das kann zu sozialem Rückzug und Einsamkeitsgefühlen führen. Denn wer sich selbst schuldig fühlt, empfindet sich auch nicht würdig, anderen unter die Augen zu treten – nicht einmal den engsten Freunden.
War man Ghosting ausgesetzt, bedeutet das aber nicht, versagt oder es nicht gut genug gemacht zu haben, sondern es hat mit dem Charakter des Menschen, der plötzlich abtaucht und kein Wort darüber verliert, zu tun.
Manchmal kommt es auch vor, dass die Verlassenen sich von Freunden nicht oder nur wenig verstanden fühlen. Sätze wie „Den musst du vergessen“ helfen bei Ghosting nicht weiter.
Der plötzliche Kontaktabbruch hinterlässt Hoffnung
„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, heißt es. Die Hoffnung zeichnet seelische Schmerzen weicher. Sie macht Mut, weiter zu warten und auszuhalten. Hoffnung stimmt zuversichtlich. „Wird er sich doch noch melden?“ oder „Vielleicht hat sie einfach viel zu tun“, flüstert die Hoffnung uns ins Ohr. Nach der Hoffnung jedoch folgt beim Ghosting oft die Enttäuschung.
Die Enttäuschung nach dem Ghosting ist groß
Die Alleingelassenen sind nach dem Ghosting vor allem enttäuscht, weil die ghostende Person nicht mehr antwortet. 493 unbeantwortete Nachrichten können frustrierend und enttäuschend sein. Die deutsche Sprache bringt es mit dem Wort Ent-Täuschung sehr gut auf den Punkt: Es ist das Ende der Täuschung. Dieses Ende ist erst einmal schmerzschaft, aber es lässt uns wieder klarer sehen. Wir erkennen durch eine Enttäuschung, was Traumwelt, Hoffnung und was Realität ist.
Langanhaltender Liebeskummer
Jede Trennung durchläuft immer auch eine Phase des Schmerzes. Dieser Trennungsschmerz verlängert sich jedoch beim Ghosting. Denn die vielen Fragen, die noch unbeantwortet im Raum stehen, lösen den sogenannten Zeigarnik-Effekt aus. Er besagt, dass ungelöste und unerledigte Aufgaben besser im Gedächtnis bleiben als erfolgreich abgeschlossene Aufgaben. Alles, was erfolgreich abgeschlossen und geklärt wurde, können wir besser abhaken. Das wiederum lässt uns leichter und schneller neu orientieren.
Ghosting wirkt sich daher sehr oft auf die Länge des Liebeskummers aus, da die ungeklärten Fragen offenbleiben und das Gehirn sich daran immer wieder erinnert. Die Verlassenen beschäftigen sich noch sehr lange mit dem Ghoster, der plötzlich verschwand.
Angst vor erneutem Ghosting
Wenn Liebeskummer sehr schmerzlich ist und lange anhält, kann die Angst größer werden, dass das Herz wieder so schlimm gebrochen werden könnte. Aus Angst, sich neu zu verlieben, bleiben einige Betroffene lange Zeit Single.
Diese Angst soll vor weiteren Herzensbrechern schützen. Leider verwehrt sie aber auch die Chance darauf, einen Menschen zu finden, der aufrichtig und liebevoll ist.
„Es ist verrückt, alle Rosen zu hassen, nur weil dich eine gestochen hat, oder auf alle Träume zu verzichten, nur weil sich einer nicht erfüllt hat.“
Antoine de Saint-Exupéry
Vertrauen langsam neu aufbauen
Wenn ein Mensch, der Ghosting erlebt hat, es irgendwann doch wagt, eine neue Beziehung einzugehen, und sich verliebt, kann er nur langsam Vertrauen aufbauen. Es kann unter Umständen einige Zeit dauern, sich einem Menschen zu öffnen. Es ist die Angst, dass es wieder zu Ghosting kommen könnte. Schließlich sah das letzte Mal auch alles nach einer gemeinsamen Zukunft aus. Was soll einem da die Sicherheit geben, dass es dieses Mal klappt und der Partner oder die Partnerin nicht wieder einfach abtaucht?
Diese Fragen haben sich aus der Angst entwickelt, wieder ohne jede Vorwarnung verlassen zu werden. Sie haben mit dem aktuellen Partner im Grunde aber nichts zu tun. Angst ist ein Gefühl, das vor weiterem seelischem Schmerz und im Fall von Ghosting vor dem Wieder-ohne-Worte verlassen zu werden, schützt.
Die Folgen der Ghosting-Erfahrung können mehrere Monate und manchmal sogar Jahre anhalten.
Wie reagiert man am besten auf Ghosting?
Wie uns andere Menschen behandeln, haben wir nicht in der Hand. Es ist nicht kontrollierbar, ob man geghostet wird oder nicht. Was Sie dagegen sicher beeinflussen können, ist, wie Sie auf Ghosting reagieren. Auch wenn Sie unvorbereitet in die Ghosting-Erfahrung gerutscht sind und diese nicht beabsichtigt haben – wer will schon geghostet werden? – entscheiden Sie, wie Sie mit diesem Erlebnis umgehen.
Ist etwas vorgefallen? Sollte man Menschen, die ghosten, zur Rede stellen?
In jeder guten Beziehung kommt es mal zu Missverständnissen oder Irritationen. Das ist völlig normal, weil wir nicht in den Kopf der anderen hineinschauen können. Das heißt nicht gleich, dass man nicht gemocht wird bzw. etwas falsch gemacht hätte, sondern meist reden wir aneinander vorbei.
Das ist schnell geklärt: Beim nächsten persönlichen Gespräch unter vier Augen sprechen Sie die Irritation direkt an. Jemand, der nicht ghostet und die Beziehung zu Ihnen schätzt, wird gewillt sein, dieses Missverständnis gemeinsam mit Ihnen zu klären.
Beim Ghosting ist das anders: Ghoster vermeiden die direkte Auseinandersetzung. Sie wünschen kein weiteres Gespräch.
Ghosting kann schmerzhaft sein und das Gegenüber sehr verunsichern. Dennoch ist es wichtig, diese Entscheidung der ghostenden Person zu respektieren. Es ist eine Grenze, sie möchte keinen Kontakt mehr. Wenn eine Person den Kontakt abbricht und keine Bereitschaft zu einer konstruktiven Klärung zeigt, ist es oft ratsam, von weiteren Kontaktversuchen abzusehen. Eine direkte Ansprache bringt bei Ghosting wenig. Ihr Gegenüber wird Ihnen ausweichen. Es ist daher sinnvoll, auch wenn es nicht leicht ist, die Situation als abgeschlossen zu betrachten und sich auf Ihr eigenes Wohlbefinden zu konzentrieren.
Ghosting: Soll ich noch eine letzte Nachricht schreiben?
Wie viele „Noch-eine-allerletzte-Nachricht“ haben Sie bereits geschrieben? Ganz ehrlich? Eine einzige Nachricht ist genug. Jetzt ist Ihr Gegenüber am Zug.
Wenn Ghoster wirklich den Kontakt wieder herstellen wollten, dann kennt sie bzw. er Ihre Telefonnummer oder Ihre Anschrift. Sie oder er wird Sie finden, falls der Kontaktabbruch ein riesengroßes Missverständnis gewesen sein sollte.
Ansonsten gilt: Kein Betteln, kein Flehen, keine Ex-zurück-Strategie und kein letztes Gespräch stimmen einen Ghoster um.
Die wirksamste Strategie bei einer Ghosting-Erfahrung ist, die Trennung zu akzeptieren.
Es ist schmerzhaft. Liebeskummer tut weh. Aber die Beziehung abzuschließen und die Trennung zu verarbeiten, lässt Sie nicht unnötig hoffen und leiden.
Ghosting: Sie oder er meldet sich wieder, und nun?
So wie eine Beziehung beginnt, so endet sie oft. Es gab einen Grund, warum Sie Zeit miteinander verbracht haben, und es gab einen Grund für den Kontaktabbruch. Der wichtigste Grund für das Ghosting ist, dass sie oder er unfähig ist, Konflikte zu lösen.
Und mal ehrlich! Wollen Sie eine Beziehung mit jemanden führen, mit dem Sie nicht über ernste oder bedeutsame Themen reden können?
Ghoster melden sich meist dann, wenn überhaupt, wenn die Verlassenen über den gröbsten Trennungsschmerz hinweg sind. Eine Klientin formulierte es so: „Frau Fuchs, es ist schon irre, jetzt war ich gerade über ihn hinweg und plötzlich meldet er sich wieder – beinahe, als hätte er gespürt, dass ich mich von ihm entferne.“
Wenn der Ex sich plötzlich wieder meldet, ist es gut, angemessen zu reagieren. Was wollen Sie? Möchten Sie, dass Ihr Herzschmerz von Neuem beginnt? Ghoster werden Ihrer Frage nach dem Warum weiterhin ausweichen. Wenn Sie mal ein Paar waren, können Sie nicht auf eine reine Freundschaft hoffen – es ist ohnehin zu viel passiert.
Wenn Sie mit dem Ghoster vorher nur befreundet waren, überlegen Sie sich, wie wichtig Ihnen diese Freundschaft ist und ob Sie mit diesem Freund oder dieser Freundin über diesen Vorfall sprechen können und möchten. Wenn ja, können Sie diese Freundschaft langsam wieder aufleben lassen. Wenn Sie nicht miteinander reden können oder wollen, gilt das Gleiche wie für Ghosting-Erfahrungen mit dem Partner: Was ist eine Freundschaft wert, wenn wir nicht über ernste und wichtige Dinge sprechen können?
Last but not least: Was ist, wenn Familienmitglieder sich nach dem Kontaktabbruch wieder melden? Hier prüfen Sie bitte, wie gesprächsbereit Sie sind. Möchten Sie ein klärendes Gespräch? Wünschen sich das alle Beteiligten? Falls ja, beginnt die langsame Wiederannäherung. Hier kann ein neutraler Berater das Gespräch moderieren, damit Sie sich besser verstehen und in einen fairen Austausch kommen.
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Erste-Hilfe-Tipps: Wie Sie den Kontaktabbruch überwinden und Ghosting verarbeiten
Auch wenn Ghosting aus fehlender Streitkultur, Konfliktvermeidung, fehlender Empathie, Überforderung oder manchmal Feigheit besteht, müssen die Verlassenen mit dem Gefühlscocktail aus Angst, Hoffnung, Einsamkeit, Traurigkeit, Wut und Enttäuschung irgendwie umgehen. Wie aber können Sie Ghosting besser überstehen?
1. Entscheidung selbst treffen
Sie warten, dass Ihr Lieblingsmensch sich bei Ihnen meldet? Diese Warteposition lässt die Zeit unerträglich lang erscheinen. Die Warteposition lässt das Selbstwertgefühl schrumpfen und die Selbstzweifel wachsen. Wie können Sie das vermeiden? Setzen Sie sich selbst ein Ultimatum, bis wann der Ghoster noch eine Chance bei Ihnen hat, wenn er oder sie sich meldet. Dann treffen Sie selbst eine Entscheidung.
Möchten Sie wirklich mit einem Menschen zusammen sein, der einfach bei jedem kleinsten Konflikt verschwindet? Oder wollen Sie lieber eine Beziehung führen, in der Sie alle Ihre Gedanken und Gefühle äußern können und Sie beide Raum für klärende Gespräche finden?
Entscheidungen zu treffen und die Konsequenz dafür zu tragen, erfordert Mut. Aber Sie verlassen damit Ihre Hilflosigkeit und Ohnmacht, die durch das Ghosting entstanden ist. Das wiederum wirkt sich positiv auf Ihr Selbstbewusstsein und Ihre Selbstsicherheit aus.
2. Das Leben wartet auf Sie
So schwer es ein mag, aber einer verflossenen Liebe hinterherzulaufen, bringt nur weitere Gefühle des Schmerzes und der Demütigung mit sich, vor allem dann, wenn Sie feststellen, dass Ihr Gegenüber wirklich kein Gespräch führen will. Diese Grenze, so hart es sein mag, müssen Sie akzeptieren.
Viel wichtiger ist, das Sie selbst wieder in Ihr Leben zurückzufinden. Außerdem wirken Sie auch auf andere Menschen zunehmend attraktiver, wenn Sie Ihr Leben glücklich und zufrieden weiterleben.
3. Die Trennung akzeptieren
Ghosting ist unter anderem deshalb so schmerzhaft, weil die Trennung plötzlich kommt und jedes Wort der Klärung ausbleibt. Möglicherweise haben Sie schon gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet, und nun fragen Sie sich, wie es zu dieser Trennung kommen konnte und wie es weitergehen soll.
Um Ghosting gut zu verarbeiten, ist es sehr wichtig, die Träume von einer gemeinsamen Zukunft auszuträumen und zu akzeptieren, dass das Leben nun einen anderen Weg für Sie parat hält. Es nützt wenig, sich über das „Was-wäre-Wenn“ Gedanken zu machen, sondern die aktuelle Situation so anzunehmen, wie sie ist. Das mag im ersten Schritt traurig und enttäuschend sein, aber es gibt Ihnen die Chance auf eine echte Liebe. Machen Sie Platz in Ihrem Herzen für den Menschen, der Sie verdient hat und Sie zu schätzen weiß.
4. Welche ist Ihre Lernaufgabe?
Alles, was uns im Leben passiert, bietet uns eine Lernerfahrung. Wir entwickeln uns permanent weiter. Vor allem die schmerzlichen Situationen im Leben sollten Sie als Reife-Übung verstehen, um in Zukunft besser mit ähnlichen Situationen umgehen zu können. Das ist nicht immer einfach, aber es macht seelisch widerstandsfähig.
Was haben Sie in der Zeit des Ghostings über sich und Ihr Verhalten gelernt? Was würden Sie heute anders machen? Was würden Sie ganz genauso wieder machen? Was haben Sie gelernt über die Art und Weise, wie Sie Beziehungen führen?
5. Unterstützung suchen
Ghosting liegt weit entfernt von Empathie und Wertschätzung. Der plötzliche Kontaktabbruch ist einfach, weil der offene Konflikt gemieden wird, aber nicht konstruktiv für alle Beteiligten. Manchmal beschäftigen die Verlassenen sich lange mit dem „Warum“ und das Grübeln will nicht nachlassen. Da scheint es nur wenig zu trösten, dass die verflossene Liebe nicht beziehungsfähig ist. Wenn die Gedanken sich anhaltend um das Ghosting und die verloren gegangene Liebe drehen und Sie gar nicht mehr Fuß fassen, kann es hilfreich sein, sich psychotherapeutische Unterstützung zu suchen, um die Wunden, die durch das Ghostings entstanden sind, besser heilen zu lassen. Still zu leiden und zu hoffen, dass der Liebeskummer von allein wieder verschwindet, kann den Schmerz nur unnötig in die Länge ziehen. Viel hilfreicher kann es sein, mit professioneller Unterstützung das Trauma zu verarbeiten.
Falls Sie Ghosting erlebt haben und sich von mir Unterstützung wünschen, vereinbaren Sie gern einen Termin mit mir. Ich freue mich, Sie kennenzulernen.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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