Magersucht beginnt oft harmlos. Am Anfang ist der Wunsch, ein paar Pfund abzunehmen. Etwas mehr Sport treiben und ein wenig auf die Ernährung achten. Das Wunschgewicht ist erreicht und das Abnehmen fällt plötzlich sehr leicht – ja, es beflügelt regelrecht. Schnell kann eine Sucht entstehen, die bald zur „besten“ Freundin wird. Sie heißt Ana (Anorexia nervosa), genannt Magersucht.
Diät gleich Magersucht? Wer ist anfällig für Anorexia nervosa?
Nicht jeder, der auf seine Ernährung achtet und Sport treibt, ist gleich magersüchtig, auch wenn Magersucht im Anschluss einer Diät folgen kann. Im Abnehmen empfinden Magersüchtige eine Euphorie, die rauschähnliche Zustände entwickeln kann. Den Hunger und damit den eigenen Körper zu kontrollieren gibt ein Gefühl von Stärke und Macht. Anfänglich erhalten Magersüchtige für diese Disziplin ein hohes Maß an Anerkennung und Bewunderung. Später wird ihnen, durch die große Sorge über den nicht mehr zu stoppenden Gewichtsverlust Beachtung geschenkt.
Magersüchtige sind überdurchschnittlich intelligent und stammen oft aus Familien mit hohem Bildungsstand. Sie sind sehr selbstdiszipliniert, fleißig und trotz des schlechten Ernährungszustandes sehr leistungsstark. Magersüchtige zählen oft zu den Ehrgeizigsten und Klassenbesten, leben die Perfektion pur. Meist achten die Mütter der Magersüchtigen selbst streng auf ihre Ernährung. In den Familien bleiben Konflikte öfter unangesprochen oder zu wenig geklärt.
Im Laufe des Lebens erkranken 0,5 Prozent der Menschen weltweit an Magersucht. Sie tritt selten vor der Pubertät bzw. nach dem 40. Lebensjahr auf. Häufig liegt der Beginn von Magersucht im Alter zwischen 15 bis 19 Jahren. Frauen sind 10 mal häufiger betroffen als Männer.
Kontrolle und Disziplin für den Kick
Wer sich ständig anderen anpasst um zu gefallen, sich selbst keinen Fehler erlaubt und damit echte Konfliktbewältigung vermeidet, gerät auf Dauer unter gewaltigen Druck. Je größer diese Spannung wird, desto mehr reagieren Magersüchtige mit ihrem Verhalten: Sie werden noch fleißiger, disziplinierter, kontrollierter – die beste Lösung ihrer Probleme scheint ihnen die Flucht in die Perfektion zu sein. In Ehrgeiz und Leistungsorientiertheit finden sie Anerkennung und Wertschätzung, mit der sie dann ihre innere Unsicherheit und Ängste überspielen.
Ähnlich wie beim Sport oder bei Erfolgserlebnissen im Job, werden beim Fasten und Hungern Botenstoffe im Gehirn ausgeschüttet, die einen Adrenalinkick verschaffen. Das Stresshormon Adrenalin macht wach, steigert die Konzentration, reduziert das Schmerzempfinden und steigert das Gefühl von Stärke und Vitalität. Allerdings hält Adrenalin nur sehr kurz an, schnell verblasst die Wirkung wieder.
Die Symptome der Magersucht verstärken sich, wenn sich Stress erhöht, wie bei Trennung der Eltern, Schulstress, Jobwechsel, Umzug oder allgemein hohen Anforderungen.
Körpergewicht und Selbstwertgefühl bringen Magersüchtige in Zusammenhang, diese Verknüpfung wird im Laufe der Erkrankung immer ausgeprägter.
Das Selbstwertgefühl hängt stark mit dem Gefühl der Kontrolle zusammen. So definieren Magersüchtige ihren Wert über die Leistung, die sie im Beruf, Hobby oder Privatleben erbringen und wie stark ihre Fähigkeit ist, ihr Körpergewicht zu kontrollieren. Die Gedanken eines Magersüchtigen sind stark eingeengt und kreisen stets um Themen wie Gewicht, Ernährung, Sport und Körperschema.
Magersucht ist eine gefährliche Erkrankung
- die Sterberate ist hoch: etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten sterben an ihrer Magersucht. Anorexie ist die psychische Erkrankung mit der höchsten Sterberate.
- Todesursächlich sind bei 41 Prozent der Magersüchtigen Infektionen, bei 25 Prozent Herz-Kreislauf-Probleme und 17 Prozent Suizid.
- Ein Drittel entwickelt eine chronische Magersucht, mit oft fließenden Übergängen zu anderen Essstörungen (Bulimie, Binge Eating) oder anderen psychischen Erkrankungen (Ängste, Zwänge, Depressionen)
- körperliche Folgeerkrankungen können u.a. sein: lebensbedrohliche Ödeme, hormonelle Störungen (Ausbleiben der Regelblutung), Verschiebungen des Säuregehaltes im Blut, Herzrhythmusstörungen, Schädigung der Nierenfunktion, Vitamin- und Nährstoffmangel, Haarausfall, brüchige Nägel, Durchblutungsstörungen, Einschränkung der Fruchtbarkeit, Sodbrennen und Entzündungen der Speiseröhre, Knochenerweichung (Osteomalazie), Trommelschlegelfinger oder -zehen, Magen-Darm-Probleme (Verdauungsstörung, Verstopfung, Magenkrämpfe, Übelkeit, Erbrechen), Karies, Leistungseinbußen des Gehirns, Elektrolytmangel, Infektionserkrankungen, Schwächung des Immunsystems, Kaliummangel und Säuremangel, Vitamin-D-Mangel – Knochenstoffwechsel wird gestört
Je früher Magersucht behandelt wird, desto besser!
Kriterien für Anorexia nervosa – Magersucht
(nach ICD-10 der WHO)
- Körpergewicht: Das Gewicht bei Erwachsenen liegt unter einem Body-Mass-Index von 17,5. Bei Kindern erfolgt die Zuordnung des Körpergewichts zur Körpergröße anhand von Wachstums- und Gewichtskurven.
- Gewichtsverlust: Der Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt durch verminderte Nahrungsaufnahme, Vermeidung hochkalorischer Lebensmittel und zusätzlich eine oder mehrere der folgenden Verhaltensweisen:
1. Übertriebene körperliche Aktivitäten z.B. nächtliches Treppensteigen
2. Gebrauch von Entwässerungs-, Abführmitteln und/oder Appetitzüglern
3. selbst herbeigeführtes Abführen oder Erbrechen - Körperschema-Störung: Betroffene haben ständige Angst, zu dick zu sein oder zu werden. Trotz erheblichen Untergewichts sehen sie sich selbst als zu dick. Die Körperschema-Störung ist bei Magersucht ein typisches Merkmal.
- endokrine und metabolische Veränderungen: Die Hormonproduktion lässt nach – bei Frauen zeigt sich dies durch das Ausbleiben der Regelblutung bei Männern durch den Verlust des sexuellen Verlangens.
- pubertäre Entwicklungsschritte: Bei Beginn der Essstörung vor der Pubertät ist die pubertäre Entwicklung gestört z.B. Wachstumsstopp, fehlende Brustentwicklung und Nicht-Einsetzen der Menstruation bei Mädchen; bei Knaben bleiben die Genitalien kindlich
Erste Schritte aus der Magersucht
- Verleugnungsstrategien aufgeben und sich selbst eingestehen, krank zu sein.
- Das ist der schwierigste Schritt.
- Medizinische und psychotherapeutische Hilfe akzeptieren
- Beratungsstellen aufsuchen
- Essverhalten ändern, Kochkurse für Magersüchtige
- Konfliktbewältigungsstrategien erlernen, richtig Streiten lernen
- Entspannungstechniken, wie die progressive Muskelentspannung
- oder die Arbeit mit dem inneren Kind, zum Stressabbau erlernen
- Achtsamkeitstraining, Wahrnehmung der Körpersignale schulen
Sind Sie selbst magersüchtig oder unsicher, wie Sie am besten mit einem Magersüchtigen in Familie oder Freundeskreis umgehen können, nehmen Sie einfach mit mir Kontakt auf.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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