Es gibt viele Paare, die sich innig liebten, sich aber trennten, weil sie nicht miteinander ausgekommen sind. Da wird dann schnell der voreilige Schluss gezogen: „Wer nicht miteinander auskommt, liebt sich nicht!“
Sich anzuhimmeln und zu umschwärmen, hat weniger mit Liebe zu tun, als vielmehr mit dem Gefühl des Verliebtseins; die so genannten Schmetterlinge im Bauch. Aber wenn das keine Liebe ist, was ist Liebe dann? Ist die wahre Liebe doch nur ein Mythos? Und welche Fehler sollten in der Liebe vermieden werden?
Liebes-Mythos Nr. 1: „Wenn Du mich liebst…“
Das größte Problem in der Liebe ist, sie an Forderungen und Bedingungen zu knüpfen, denn Liebe ist freiwillig. Sie fühlt sich frei an. Trotzdem ist immer wieder zu beobachten – ob nun ausgesprochen oder durch einen stillen Vorwurf im Blick – wie Paare sich gegenseitig im Namen der Liebe erpressen.
Da finden sich Satzkombinationen, wie:
„Wenn du mich wirklich liebst,…
…dann willst du jede freie Minute deiner Zeit mit mir verbringen.“
…wirst du tun, was ich sage.“
…dann erfüllst du mir jeden meiner Wünsche.“
…wirst du wissen, was ich brauche, noch bevor ich es dir sage!“
(„…auch wenn ich meine eigenen Wünsche selbst noch nicht kenne!“)
Diese falsche Vorstellung von Liebe verwandelt Freiwilligkeit in eine Art Erpressung. Im Grunde ist das „emotionale Gewalt“ oder Gaslighting, welche einige Menschen als Liebe zu verkaufen versuchen, aber den Partner in Wirklichkeit emotional in Ketten legen. Das, was hier als „Liebe“ bezeichnet wird, ist vielmehr das eigene Bedürfnis, geliebt werden zu wollen.
„Geliebt zu werden, macht uns stark.
Laotse
Zu lieben macht uns mutig.“
Genauer gesagt, wer in sich selbst das Gefühl trägt, wenig wert oder einsam zu sein, der benötigt das Gefühl, geliebt zu werden, umso stärker von außen. Von anderen geliebt zu werden, erzeugt ein mutiges und starkes Gefühl in jedem von uns. Je kleiner sich ein Mensch fühlt, ob bewusst oder unbewusst, desto dringender benötigt er die Aufmerksamkeit und Zuwendung durch sein Umfeld.
Mit anderen Worten, steckt hinter dieser Art von Liebe:
„Ich brauche deine Aufmerksamkeit, deine Liebe, deine Komplimente,…
damit ich mich gut fühle. Wenn du mir nicht bis in alle Ewigkeit zeigst, dass du mich liebst und du für mich lebst, dann fühle ich mich wie ein Nichts!“
Diese falsch verstandene Liebe ist ein Schönreden emotionaler Erpressung. Sie verschleiert eigene Minderwertigkeitsgefühle, Gefühle der Wertlosigkeit und innerer Einsamkeit. Dieses Verschleiern nimmt einer Beziehung auf Dauer jede Luft zum Atmen.
Emotionale Erpressung erstickt das Gefühl der Liebe.
Welche Erfahrung haben Sie mit „lieben“ und „geliebt werden“? Fühlen Sie sich geliebt, auch wenn Sie ohne (ihren) Partner sind? Finden Sie, er könnte mehr für die Beziehung tun oder sich mal wieder melden?
Diese Fragen offen zu stellen und ehrlich zu beantworten, hilft Ihnen dabei, etwas zu verändern und Ihrer Beziehung das Leben zu verlängern. Wenn Sie zudem als Paar beide, jeder für sich und auch gegenseitig, diese Fragen beantworten und in Worte fassen, hilft es, zu verstehen, was man selbst und auch der andere braucht, um sich geliebt und geachtet zu fühlen.
Liebes-Mythos Nr. 2: Kristallkugel-Theorie
Die Vorstellung, der andere wisse schon, was los sei, ist eine stark romantisierte und falsch verstandene Form von Liebe. Sie ähnelt dem Hellsehen einer Wahrsagerin, weshalb ich sie „Kristallkugel-Theorie“ oder auch „Kristallkugel-Technik“ nenne. Hier wird dem Partner unterstellt, er wüsste schon, was gut und richtig für den anderen ist. Auch Liebende können nicht hellsehen und einfach wissen, was der andere braucht, wünscht, denkt, und dementsprechend sofort reagieren. Das ist eine Illusion aus Kindheitstagen. Denn in einem Alter, wo wir noch nicht sprechen konnten, waren wir darauf angewiesen, dass sich unsere Eltern so gut in uns einfühlen, dass sie jedes unserer Bedürfnisse erspürten und zeitnah darauf reagierten.
In einer erwachsenen Beziehung jedoch wird es äußerst kompliziert, wenn einer von beiden (manchmal sogar beide) Liebe so verstehen, als ob sie aus den Augen eines Kindes blicken. Typische Sätze sind beispielsweise:
„Das ist doch mit dem logischen Menschenverstand zu erklären. Das musst du doch wissen.“
„Es ist mir zu mühsam, darüber zu sprechen.“
„Ich verstehe nicht, warum du das nicht schon längst erledigt hast.“
Auch Verhaltensweisen, wie Beleidigtsein, Schmollen, starres Schweigen oder plötzliche und heftige Wutausbrüche werden hier benutzt, um den Willen durchzuboxen. Nach dem Motto: „Du musst doch wissen, wie es mir geht und was ich brauche!“
„In der Regel suchen wir am liebsten nach Ausnahmen.“
Klaus Klages
Dabei wollen Kristallkugel-Theoretiker einfach nur etwas Besonderes sein, in den Augen des Menschen, den sie lieben. Dagegen ist auch erst einmal nichts einzuwenden, denn das ist ein natürliches Bedürfnis. Viel wichtiger ist aber, sich diesem Bedürfnis bewusst zu sein, und auch anzuerkennen, dass jeder Mensch anders ist und andere Erfahrungen erlebt hat und daraus unterschiedliche Schlüsse zieht.
„Man kann alles aussprechen, sich Luft machen, ohne jemanden zu verdammen.“
Leo Tolstoi
Wir müssen unser Verständnis von den Dingen, unsere Gedanken, Gefühle und Sichtweisen aussprechen, damit wir den Wahrheitsgehalt unserer Grundsätze und Annahmen prüfen können. Das dient dazu, Missverständnisse zu vermeiden.
Wer davon ausgeht, dass alles von alleine läuft, wird bald feststellen, dass alles von alleine den Bach runtergeht. Im Grunde ist es die Angst vor Ablehnung und Zurückweisung, die Furcht, enttäuscht zu werden und selbst Schmerzen zu erleiden, weshalb die Kristallkugel-Technik überhaupt zum Einsatz kommt.
Beziehung ist kein Wunscherfüllungsautomat, sondern der beste Ort, um erwachsen zu werden.
Mit dem Äußern einer Bitte oder eines Wunsches machen wir uns erst einmal verwundbar. Denn im Gegensatz zu einem Befehl, kann eine Bitte abgelehnt werden. Aber nur mit einer Bitte kann Ihr Partner auch auf Sie und Ihre Vorstellungen eingehen. Also, wie war das gleich noch mal!? Zu lieben macht uns mutig. Seien Sie mutig und äußern Sie Ihre Wünsche!
Liebes-Mythos Nr. 3: Gleichheit ist gleich Liebe
Ein weiterer Mythos, der die Liebe verdirbt, ja, sogar vernichten kann,
ist die Erwartung: Liebe bedeutet Gleichheit.
„Du sollst immer so denken, fühlen und handeln wie ich.
Wenn du das nicht tust, dann liebst du mich nicht.“
Lassen Sie uns einen Augenblick über Gleichheit und Verschiedenheit nachdenken. Natürlich entsteht ein angenehmes Gefühl, wenn wir beispielsweise auf einer Party sind und dort lernen wir jemanden kennen, der ebenfalls eine Rucksacktour durch Indien gemacht hat. Gleichheit verbindet und schafft ein Wohlgefühl. Gleichheit zieht uns gerade deshalb an.
Gleich und gleich gesellt sich gerne.
Ein alter Mythos! Auch wenn Gleichheit uns im ersten Moment sympathisch scheint und gefühlte Ähnlichkeiten vielleicht in einer Partnerschaft helfen können, Probleme gemeinsam zu lösen, ist der gegenseitige Respekt und der wertschätzende Umgang miteinander wesentlich wichtiger.
Hinzu kommt, wer sich nur für Gleichheit interessiert, verpasst die Schätze der Verschiedenheit. Wir benötigen immer beides, Gleichheit und Verschiedenheit. Die Gleichheit schafft Sympathie; im Sich-Ähneln begegnen wir einander; das schafft Nähe. In der Andersartigkeit sind wir echt und wahrhaftig. Hier findet Beziehung statt und wird aufgebaut.
Mit Verschiedenheit richtig umgehen, kann man erst, wenn auch Gleichheit anerkannt ist. Und obwohl jeder Mensch etwas Einmaliges ist, gibt es Eigenschaften, die jeder Mensch kennt und hat: Wir werden durch Geschlechtsverkehr gezeugt, reifen in einem weiblichen Körper heran, um dann geboren zu werden. Auch gleich ist, dass wir alle Luft, Essen und Wasser zum Überleben benötigen.
Nun zu den Unterschieden: Wer in dem Gedanken erzogen wurde, dass Auseinandersetzung und Streit schlecht sei, der wird einen Konflikt stets als sehr bedrohlich empfinden und möglicherweise Angst, Schuld und Scham verspüren. Aber eine gesunde Auseinandersetzung bedeutet immer auch Wachstum und Nähe. Sie ist vertrauensbildend.
Wichtig ist, dass ein Streit fair und sauber bleibt!
Es gibt Milliarden Menschen auf dieser Erde, und jeder einzelne kann aufgrund seines Fingerabdrucks identifiziert werden. Jeder Mensch ist einmalig! Es wird also immer Unterschiede zwischen zwei Menschen geben. Und das ist auch gut so, denn so können wir auch voneinander lernen. Das Leben wird bunt und lebendig durch unsere Verschiedenheiten.
Unterschiede bringen Anregung, Interesse und Lebendigkeit. Sie bringen auch einige Schwierigkeiten, aber vor allem die Herausforderung, einen Weg gemeinsam zu finden, um konstruktiv mit Verschiedenheiten umzugehen. Und das gemeinsame Lösung finden verbindet zusätzlich.
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Liebes-Mythos Nr. 4: Streit verboten
Ein großer Mythos ist, dass glückliche Paare niemals streiten würden. Und so entsteht eine hohe Erwartungshaltung, die zusätzlich Stress erzeugt. Manche Paare haben sogar richtig Angst vor einem Streit, aber nicht jeder Zoff bedeutet das Ende der Liebe. Es ist ein Mythos, dass Harmonie und ein Leben ohne Konflikte eine „gute Beziehung“ bedeuten. Ganz im Gegenteil, Auseinandersetzungen gehören zu einer guten Beziehung wie die Füße zum Gehen. Zudem machen Streitigkeiten eine gefestigte Beziehung noch stabiler. Denn sie sind ein Beweis von Vertrauen und zeigen emotionale Verbundenheit. Wir streiten nur mit Menschen, die uns wichtig sind. Die Menschen, auf deren Meinung wir verzichten können, bieten wir in der Regel höflich das „Tschüss!“ an. Oder streiten Sie mit Menschen, die Ihnen völlig egal sind?
Weiterhin erhalten Streitende gegenseitig viel Aufmerksamkeit, denn während des Streits werden alle anderen Dinge stehen und liegen gelassen, um sich voll und ganz der Auseinandersetzung zu widmen.
Und im Streit lernen wir sowohl uns, als auch unseren Partner kennen, denn im Streit sind die meisten wesentlich aufrichtiger und echt. Damit bleibt die Beziehung lebendig und kann weiter wachsen.
Denn durch eine offen ausgesprochene Meinungsverschiedenheit werden wir auf Schwachstellen hingewiesen. Somit bekommen wir die Chance, etwas positiv zu verändern.
Konstruktiver Streit drückt Vertrauen aus, festigt stabile Beziehungen und mit viel Aufmerksamkeit lösen wir Konflikte gemeinsam.
Liebes-Mythos Nr. 5: Selbstlose Verschmelzung
Die Suche nach dem idealen Partner beschäftigt viele Menschen. Das hat zur Folge, dass es scheinbar kein passendes Gegenstück gibt, das es einem Recht machen kann. Mit dieser Einstellung machen Sie es nicht nur sich selbst unnötig schwer, sondern auch ihren Mitmenschen.
Es ist menschlich und gesund, sich in einer Partnerschaft Nähe und Geborgenheit, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu wünschen, denn das festigt die Beziehung. Dennoch, manche Paare verschmelzen so sehr miteinander, dass eigene Grenzen verschwimmen und sie sich stattdessen von ihrer Außenwelt total abschotten. Sie bilden eine Symbiose.
Vielleicht kennen Sie ein Paar aus Ihrem Umfeld – Sie fragen: „Wie geht es dir?“ und Sie erhalten ein: „Uns geht es gut!“ Es gibt kein „du“ und kein „ich“ mehr, nur ein „wir“.
„Uns geht es gut!“ – selbstlos, aber gefährlich…
Diese Überintimität ist sowohl in der Verliebtheitsphase, als auch in den Abschnitten, in denen alles harmonisch läuft, vielleicht ganz schön. Aber sobald etwas scheinbar Unangenehmes in die Beziehung dringt, muss dieses mit aller Gewalt ausgeschlossen werden – auch andere Freunde. Alles, was die Beziehung und deren Wohl gefährden könnte, muss abgelehnt werden, denn wenn es dem einen schlecht geht, muss der andere sich auf Grund der „selbstlosen Verschmelzung“ auch schlecht fühlen.
Dieses Verhalten dient dazu, Ängste zu vermeiden. Diese Verschmelzung erzeugt eine Scheinsicherheit, niemals allein gelassen zu werden. „Selbstlose Verschmelzung“ hat daher nichts mit Liebe zu tun, welche sich frei und leicht anfühlt und emotionales Wachstum fördert, sondern kurz gesagt mit der Angst, verlassen zu werden.
Selbstlose Verschmelzung entsteht aus Angst vorm Verlassenwerden.
Zudem wächst bei der „selbstlosen Verschmelzung“ die Gefahr eines Seitensprungs, der Flucht in eine andere Beziehung. Denn wenn die Intimität zu groß ist, droht der Selbstverlust. Es entsteht das Gefühl der Unfreiheit (Gefangenschaft). An dieser Stelle wagen viele die Flucht nach vorn, indem sie sich trennen und die Überintimität auflösen oder fremdgehen.
Gesunde Nähe wahrt, wie die neben der Partnerschaft, auch eigene Ich-Grenzen. Diese dienen dazu, sich gleichwertig zu fühlen und das Selbstwertgefühl zu stärken. Das Erkennen und Ausdrücken eigener Wünsche, Pläne und Hoffnungen schafft dabei die Basis für gegenseitiges Verständnis.
Liebe ist Nähe und Distanz in einem, denn nur wer sich freilässt, kann sich auch wieder annähern. Die Zusammengehörigkeit muss nicht bewiesen werden, sondern sie ist einfach da. Dazu brauchen beide Partner das nötige Vertrauen, in sich und den anderen.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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