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Mythos Selbstliebe: Können wir uns wirklich selbst lieben?

Woher kam nur diese Idee, dass man sich nur selbst lieben bräuchte und die Welt wäre für immer in Ordnung? Dabei besteht das Leben doch aus permanenter Entwicklung und Veränderung. Auch Selbstliebe ist ein lebenslanger Prozess und nicht ein Zustand, den man nur einmal erreichen muss und dann bleibt er so. Demnach ist der Gedanke, man müsse nur lernen, sich selbst zu lieben, bevor man reif sei, um einen anderen Menschen zu lieben und eine Partnerschaft einzugehen, völliger Unsinn. Trotzdem hält sich dieser Gedanke hartnäckig.

Hier verrate ich Ihnen, warum das mit der Selbstliebe ein riesengroßer Irrtum ist und was stattdessen sinnvoller ist, um glücklich in einer Beziehung zu werden.

Selbstliebe ist kein Vakuum

In der westlichen Kultur sind wir geradezu besessen von Individualismus. Dem Selbst wird immer mehr Bedeutung eingeräumt. Auch das Thema Selbstliebe ist in der letzten Zeit geradezu zum Trend geworden: Man muss sich nur selbst lieben, dann wird schon alles laufen. Ist das wirklich so? Wenn Menschen erklären: „Liebe dich selbst“, frage ich mich: „Welches Selbst meinen sie?“ Schließlich wir haben unzählig verschiedene Persönlichkeitsanteile, die vor allem dann sichtbar werden, wenn wir mit unseren Mitmenschen in Beziehung treten. Außerdem sind wir niemals „fertig“; unser Selbst ist zu keinem Zeitpunkt abgeschlossen, denn wir entwickeln uns immer wieder weiter. Demnach ist es unmöglich, unser Selbst nur einmal anzunehmen und zu lieben, so wie es ist, sondern wir lernen uns immer wieder neu kennen und damit auch lieben.

So kann beispielsweise ein Mensch sehr ruhig und besonnen sein und sich dafür möglicherweise lieben, solange er entspannt ist. Hat dieser Mensch aber mal schlecht geschlafen und ist total übermüdet, wird er vermutlich anders reagieren – vielleicht übellaunig und unausgeglichen. Er wird möglicherweise Verhaltensweisen an sich erkennen, die er bis eben (ausgeruht) niemals an sich selbst vermutet oder für möglich gehalten hätte. Aber diese Verhaltensweisen gehören trotzdem zu ihm und seiner Persönlichkeit.

Auch kann es sein, dass dieser ruhige und besonne Mensch selbst zwar ausgeruht ist, aber an diesem Tag seinem unausgeschlafenen Chef begegnet, der sich am Morgen vielleicht auch noch mit seiner Frau gestritten hat und völlig erzürnt zur Arbeit kommt. Es ist für viele Menschen sehr schwer, das Verhalten anderer Mitmenschen nicht persönlich zu nehmen. Also wird sich unser ruhiger und besonnener Mensch vielleicht fragen: „Warum hat mein Chef heute so schlechte Laune? Liegt es vielleicht an mir oder meiner Arbeit?“ Diese Unsicherheit würde ihn angespannter sein lassen und er wäre nicht mehr locker und ausgeglichen.

Unser Selbst ist keine abgeschlossene Einheit, die man einmal liebt und die sich niemals weiter entwickeln würde oder durch Einflüsse von außen scheinbar unberührt bleibt. Wir stehen mit unserem Selbst immer in Verbindung zu unserer Umwelt und zu unseren Mitmenschen.
Wir re-agieren. Mit anderen Worten: Wir antworten durch unser Handeln auch auf Einflüsse durch unsere Mitmenschen.

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Echte (Selbst-)Liebe ist ein Wechselspiel

Wenn wir jemanden lieben und diese Liebe erwidert wird, ist alles gut. Aber wir treffen in unserem Leben nicht immer nur auf gut gelaunte und uns wohlwollende Menschen. Manchmal müssen wir unseren Mitmenschen mitteilen, dass ihr Verhalten uns gerade nicht guttut.

Viele Menschen jedoch fühlen sich abscheulich, wenn sie sich behaupten und Grenzen setzen oder „Nein“ sagen müssen. Dieses Selbst werden wir dann kaum lieben können, weil wir unsere Mitmenschen vor den Kopf stoßen müssen. Unser Gegenüber wird unser „Nein“ möglicherweise als Ablehnung verstehen, ohne dass wir es so meinen. Ganz ehrlich, wer liebt sein Selbst schon dafür, wenn es andere Menschen zurückweist? Trotzdem ist es manchmal notwendig.

Liebe ist ein Wechselspiel: Wir fühlen uns geliebt und geachtet, wenn uns jemand seine Liebe und Wertschätzung entgegenbringt. Wenn wir uns selbst schätzen und lieben, fällt es uns häufig leichter, das Liebenswerte an anderen Menschen zu erkennen. Aber kann man sich selbst liebenswert finden, wenn man die Kinder ausschimpfen oder dem Kollegen erklären muss: „So möchte ich nicht behandelt werden!“

Genau das ist der Punkt: Unser Menschsein ist von Botschaften unserer Mitmenschen beeinflusst. Für bestimmte unserer Verhaltensweisen werden wir manchmal auch abgelehnt. Stellen Sie sich vor, Ihr Kind fordert das dritte Eis innerhalb einer Stunde – dann werden Sie „Nein“ sagen müssen, sonst gibt es Bauchweh. Trotzdem wird Ihr Kind das nicht „super“ finden, weil es meint, es könne noch ein Eis vertragen.

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Mit sich milde sein

Wir können uns vieles selbst erfüllen: zum Beispiel eine köstliche Mahlzeit zubereiten oder ein entspannendes Bad nehmen. Das aber ist lediglich Selbstfürsorge. Um echte Selbstliebe zu erlangen, müssen wir erst erkennen, dass wir anderen nicht immer gefallen können. Wir können Gutes vollbringen und trotzdem Fehler machen – und uns dennoch achten. Zur Selbstliebe gehört es, sich selbst verzeihen zu können und milde mit sich selbst zu werden.

Es geht darum, dass wir Neues mit dem Wissen ausprobieren, scheitern zu dürfen, ohne uns dafür selbst abzulehnen. Die wichtige Frage lautet: Wie können wir Verständnis und Mitgefühl mit uns selbst in unsere Beziehungen bringen – in Freundschaften, Partnerschaften und in alle anderen Beziehungen?

Darum widerstrebt mir der Begriff „Selbstliebe“, weil er suggeriert, wir hätten immer alles selbst in der Hand. Der Mensch ist immer abhängig und eigenständig zugleich. Wenn ich einen Blogartikel schreibe, dann nur einen, der auch meine Leserinnen und Leser interessieren könnte. Dazu brauche ich zuerst das Feedback meiner Leserinnen und Leser, denn ohne dieses wüsste ich gar nicht, was interessant für sie sein könnte. Ich bin abhängig von meinem Fachwissen und meiner Kompetenz, ohne die ich meine Arbeit gar nicht ausüben könnte, jedoch habe ich meine eigene Art, mein Wissen und meine Erfahrung weiterzugeben. Hier bin ich wieder eigenständig. Verstehen Sie, worauf ich hinausmöchte?

Selbstliebe ist weniger die Fähigkeit, Einsamkeit zu ertragen oder eine große Unabhängigkeit zu erlangen, sondern das Bewusstsein über unsere Abhängigkeit und dass wir akzeptieren können, vor allem auch unvollkommen zu sein. Selbstliebe bedeutet die Akzeptanz, dass wir alle Menschen sind und auch bleiben. Andere Menschen können uns lieben, auch wenn wir uns selbst gerade so gar nicht liebenswert empfinden. Manchmal haben andere Menschen einen wesentlich liebevolleren Blick auf uns als wir selbst. Wir können sie dann innerlich ablehnen und abwerten, indem wir denken: „Der hat ja keine Ahnung“ oder „Wenn sie wüsste, wie ich wirklich bin …“ Wir können diesen liebevollen Blick der anderen aber auch als Kompliment annehmen und uns darin üben, was (Selbst-)Liebe tatsächlich bedeutet.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Corinna Luerweg Hamburg
Grafik: Ulrike Fuchs München