„Ist das jetzt richtig oder nicht?“ – Menschen, die unter „Overthinking“ leiden, denken oft stundenlang über eine Entscheidung oder Situation nach, ohne dass es zu einer echten Lösung kommt. Sie analysieren jede Kleinigkeit bis ins kleinste Detail.
In diesem Artikel erfahren Sie, was Overthinking ist, wie es sich äußert und welche Auswirkungen es auf unser Leben und unsere Beziehungen haben kann. Zudem erhalten Sie Tipps, wie Sie das ständige Grübeln stoppen können.
Inhaltsverzeichnis
Kurz nachgedacht: Was versteht man unter Overthinking?
Overthinking, auf Deutsch „Überdenken“, wird das psychologische Phänomen bezeichnet, bei dem eine Person übermäßig intensiv und teils unnötig über bestimmte Themen, Situationen oder Probleme nachdenkt. Dies kann zu einem Zustand führen, in dem sich Betroffene in ihren Gedanken und Sorgen regelrecht verlieren, ohne zu einer konstruktiven Lösung oder einem klaren Ergebnis zu gelangen. Entscheidungen werden oft aufgeschoben, weil man vor lauter Grübeln nicht ins Handeln kommt.
Aber ist Overthinking schlimm? Bzw. ist es nicht auch normal, dass man sich Gedanken macht? Vor allem, wenn es um wirklich wichtige Themen geht?
Ja, es ist natürlich und sogar wichtig, dass wir uns über manches Gedanken machen und auch mal etwas hinterfragen. Ebenso benötigen wir für komplexe Themen oft etwas mehr Zeit – das ist normal. Beim Overthinking dagegen kreisen die Gedanken immer wieder um ein Thema oder eine Situation – ohne Ergebnis. Die Gedanken drehen sich ziellos im Kreis und Betroffene können die Denkphasen nicht selbst unterbrechen. Die Gedankenschleifen bringen keinen neuen Erkenntnisgewinn und keine Lösung des Problems. Daraus entsteht die Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen oder hilfreiche Maßnahmen zu ergreifen, weil man sich in Details und Möglichkeiten verliert. Das macht Overthinking so anstrengend und zermürbend für Betroffene.
Außerdem neigen Menschen mit Overthinking dazu, die Situationen oder Probleme ich schwarz-weiß einzuteilen. Betroffene sehen „alles schlecht“ oder „alles gut“ – es fehlen die Zwischennuancen. Das macht es schwierig, das Gedankenkarussell zu unterbrechen. Denn wenn wir nur die eine oder die andere Lösung haben, und diese nicht passen, muss man weiter grübeln, um eine geeignete Lösung zu finden.
Warum Worst-Case-Szenarien auch mal gut sein können, habe ich im Artikel „7 Gründe, warum Pessimismus sinnvoll sein kann“ näher beschrieben. Allerdings passiert es beim Overthinking oft, dass man sich ausschließlich auf mögliche negative Folgen konzentriert. Katastrophisieren ist ein typisches Denkmuster beim Overthinking – wenn auch unbewusst.
Arten von Overthinking
1. Ruminieren (inneres Nachbearbeiten von Vergangenem)
Hierbei denken Betroffene immer wieder über vergangene Ereignisse nach, analysieren Fehler und überlegen, was sie hätten anders machen können.
2. Sich Sorgen machen (inneres Vorbereiten auf zukünftige Ereignisse mit Worst-Case-Szenarien)
Dies bezieht sich auf das Grübeln über zukünftige Ereignisse und mögliche negative Folgen. Betroffene stellen sich vor, was alles schiefgehen könnte, und sie malen sich die schlimmsten Situationen aus.
Unterschied zwischen Overthinking und Selbstreflexion
Selbstreflexion ist die Fähigkeit, dass wir über uns selbst nachdenken. Das bedeutet, das eigene Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen. Was ist da der Unterschied zum Overthinking?
Folgende Grafik verdeutlicht den Unterschied zwischen übersteigertem Overthinking und gesunder Selbstreflexion:
Wichtige Anzeichen erkennen: Wie verhalten sich Overthinker in einer Beziehung?
Gerade wer viel grübelt, kann ein Problem damit haben, im Kopf abzuschalten und sich in einer Beziehung fallen zu lassen. Overthinker neigen bei der Partnerwahl dazu, sich einen Ruhepol zu suchen, in der Hoffnung, sie könnten dadurch aufhören zu grübeln und zu analysieren. Das klappt natürlich nicht. Das Grübeln wird durch einen Lieblingsmenschen nicht einfach gestoppt. Overthinker können eine Beziehung regelrecht kaputt denken. Gerade das oben genannte „Schwarz-Weiß-Denken“ und der Hang zum Katastrophisieren, lässt Betroffene auch innerhalb der Beziehung sich unwohl fühlen. Entweder zweifeln sie an ihrem Partner oder denken über die Beziehung oder Lebenssituation nach, sodass sie sich nicht auf ihren Partner einlassen können. Oder sie zerdenken andere Probleme, die mit der Beziehung nichts zu tun haben, sind dabei allerdings ebenfalls emotional abwesend.
Wichtige Anzeichen und Beispiele von Overthinking können sein:
- Sie sind im Kopf abwesend und können den Moment mit Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin nicht genießen.
- Selbst in schönen Momenten sind Sie mit Ihren Gedanken beschäftigt, die sich Ihnen aufdrängen. Sie können die negativen Gedanken nicht ignorieren oder beiseiteschieben.
- Sie können nur schwer abschalten.
- Sie grübeln über Probleme oder Situationen nach, die noch nicht geklärt sind.
- Wenn Sie Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin eine Nachricht geschrieben haben, machen Sie sich noch ewig Gedanken darüber, ob Sie die Nachricht anders formulieren hätten sollen.
- Ist Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin kurz angebunden, machen Sie sich Vorwürfe, dass dies an Ihnen liegen könnte und malen sich in Gedanken aus, dass dies das Ende der Beziehung sein könnte.
- Sie fühlen sich unsicher und Overthinking hilft Ihnen dabei, einen kurzen Moment das Gefühl zu haben, Sie hätten die Dinge wieder in der Hand.
- Sie haben öfter den Eindruck, dass Sie Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin nicht genügen, obwohl dieser Ihnen seine Liebe und Zuneigung zeigt. Sie sind ständig auf der Suche nach Bestätigung und Sicherheit.
- Sie gehen gedanklich Worst-Case-Szenarien durch und glauben, damit wären Sie auf der sicheren Seite.
- Sie denken darüber nach, ob Ihr Partner bzw. Ihre Partnerin noch zufrieden mit Ihnen ist und haben gleichzeitig Angst, dass die Beziehung zerbricht.
- Der kleinste Streit oder eine Meinungsverschiedenheit lassen Sie annehmen, dass nun das Schlimmste passieren muss.
- Sie sind permanent kritisch mit sich und Ihrem Partner bzw. Ihrer Partnerin.
- Sie würden sich selbst als „perfektionistisch“ beschreiben.
- Overthinking strengt Sie an. Das ständige Zerdenken führt dazu, dass Sie sich erschöpft und ausgelaugt fühlen. Sie entwickeln Symptome von Mental Load. Die negativen Gedanken überschatten alles, auch die Erlebnisse, auf die Sie sich gefreut haben.
Ständig FOMO? Lesen Sie hier, wie Sie den Erlebnisdruck in einer Beziehung abbauen können.
Welche Auswirkungen kann das übermäßige Grübeln haben?
Overthinking kann Auswirkungen auf verschiedene Bereiche des Lebens haben, diese können sein:
Psychische Auswirkungen von Overthinking
- Erhöhtes Angst- und Stressempfinden: Das ständige Grübeln über mögliche Probleme und sich Sorgen machen, kann zu Angstgefühlen und erhöhtem Stress führen.
- Depression: Das Zerdenken über vergangene Fehler und negative Ereignisse kann eine Depression begünstigen oder eine bestehende Depression verstärken.
- Mentale Erschöpfung und Burnout: Das Gehirn wird durch das ständige Nachdenken überlastet, was zu geistiger Erschöpfung, Müdigkeit oder Burnout führen kann.
- Schlafstörungen: Overthinking kann zu Schwierigkeiten beim Einschlafen, häufigem Aufwachen in der Nacht und unruhigem Schlaf führen. Man kann nicht mehr richtig abschalten.
- Entscheidungsunfähigkeit: Overthinker haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, weil sie alle möglichen Konsequenzen und Szenarien abwägen. Dadurch kommt es allerdings nicht zu einer echten Entscheidung, sondern lediglich ständigem Grübeln.
Emotionale Auswirkungen von Overthinking
- Ständige Selbstkritik: Overthinker analysieren ihr eigenes Verhalten und ihre Gedanken ständig und sind dabei sehr kritisch. Das permanente Überdenken kann zu Selbstzweifeln, Selbstunsicherheit und einem negativen Selbstbild führen. Das Selbstwertgefühl leidet.
- Gefühl der Hilflosigkeit und Ohnmacht: Wenn man das Gefühl hat, dass man durch das Nachdenken keine Lösungen findet und nicht weiterkommt, kann dies zu einem Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit führen.
- Verminderte Lebensfreude: Die Freude am Leben kann durch das Overthinking und die damit verbundenen negativen Gefühle stark eingeschränkt werden.
- Fehlendes Bewusstsein: Wer in den eigenen Gedanken festhängt, kann sich nur schwierig auf das Hier und Jetzt einlassen. Im Nachhinein wirken besondere Erlebnisse fast schon belanglos, weil die betreffende Person in Gedanken woanders war und damit emotional abwesend.
Halten Hilflosigkeit, Ohnmacht, verminderte Lebensfreude und ständige Selbstkritik über einen längeren Zeitraum an oder sind wiederkehrend, können sich daraus eine Depression oder Angststörung entwickeln. Und umgedreht kann sich Overthinking verschlimmern, wenn bereits eine Depression oder Angststörung besteht. Symptome einer Depression sowie Angststörung sollten immer medizinisch abgeklärt und durch professionelle Unterstützung begleitet werden.
Körperliche Auswirkungen von Overthinking
Die körperlichen Auswirkungen von Overthinking können sehr vielfältig sein. Grundsätzlich ähneln sie sich mit den Symptomen, die durch Stress ausgelöst werden. Daher sind hier nur einige Auswirkungen genannt, zum Beispiel:
- Kopfschmerzen und Migräne: Chronischer Stress und Anspannung durch Overthinking können körperliche Symptome wie Kopfschmerzen und Migräne verursachen.
- Magen-Darm-Probleme: Stress und Angst durch Overthinking können zu Verdauungsproblemen, wie Reizdarmsyndrom, führen.
- Verspannungen und Muskelprobleme: Die Anspannung kann sich auch in Form von Muskelverspannungen und Schmerzen äußern.
Beziehungsprobleme, die durch Overthinking entstehen können
- Kommunikationsprobleme & Missverständnisse: Übermäßiges Nachdenken kann zu Fehlinterpretationen der Handlungen und Worte des Partners führen, was zu unnötigen Missverständnissen und Konflikten beiträgt.
- Fehlende Offenheit: Overthinker neigen dazu, sich in ihre Gedankenwelt zurückzuziehen, was emotionale Distanz und Einsamkeitsgefühle in der Beziehung fördern kann. Es fällt ihnen schwer über ihre Gedanken und Gefühle zu sprechen, aus Angst, dass diese missverstanden werden.
- Eifersucht und Misstrauen: Übermäßiges Grübeln kann zu unbegründeter Eifersucht und Misstrauen führen, da man sich ständig Sorgen über die Treue und Absichten des Partners macht.
- Konfliktvermeidung: Personen, die zu Overthinking neigen, versuchen oft Konflikte und Streit zu vermeiden, aus Angst, die Situation könne sich verschlimmern oder sie könnten den Partner verärgern. Damit bleiben jedoch die Probleme ungelöst.
- Streit und leichte Reizbarkeit: Wenn Betroffene sich dann doch entschließen, ein Problem anzusprechen, können die Anhäufung der unausgesprochenen Gedanken und Emotionen zu einer übermäßigen Heftigkeit des Konflikts führen. Dieser kann dann eskalieren und es kommt vermehrt zu Streit.
- Verminderte Intimität und Nähe: Übermäßiges Nachdenken kann zu einem Rückgang des sexuellen Verlangens und der Intimität führen, da Stress und Sorgen die Lust mindern.
- Frustration: Der Partner des Overthinkers kann frustriert und genervt sein, wenn Entscheidungen hinausgezögert oder ständig hinterfragt werden.
Welche Gründe gibt es für Overthinking?
Warum zweifeln Menschen, wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben, ob sie richtig sei oder nicht? Weshalb grübelt man über die morgige To-Do-Liste mehr als notwendig? Was sind Ursachen für das übermäßige Nachdenken?
Hier sind einige der häufigsten Gründe, warum Menschen zu Overthinking neigen:
Analytische Persönlichkeit
Menschen, die von Natur aus analytisch und detailorientiert sind, neigen dazu, mehr nachzudenken und Situationen in Gedanken gründlich durchzugehen.
Hohes Bedürfnis nach Einflussnahme und Kontrolle
Menschen mit einem starken Bedürfnis nach Selbstbestimmtheit und Einflussnahme, tendieren dazu, übermäßig viel nachzudenken, um alle Eventualitäten zu berücksichtigen und Kontrolle über die Situation zu behalten.
Angst vor Fehlern und Versagen
Auch Personen, die Angst haben, Fehler zu machen oder zu versagen, überdenken Situationen und Entscheidungen intensiver. Sie versuchen, alle möglichen Szenarien und Konsequenzen zu bedenken, um negative Ergebnisse zu vermeiden. Overthinking ist eine Art Vermeidungstaktik bzw. ein Schutz vor möglichen Konsequenzen:
Aus Angst, sich (falsch) zu entscheiden und damit einen möglichen Fehler zu begehen, denken Betroffene übermäßig nach.
Übermäßiges Streben nach Perfektion
Ebenso kann Perfektionismus ein Grund für Overthinking sein. Das Streben nach Perfektionismus steht im engen Zusammenhang mit dem vorangegangenen Punkt; denn wer „perfekt“ ist, scheint weniger angreifbar zu sein. Der hohe Anspruch an sich selbst und möglichst keinen Fehler machen zu wollen, kann zu Overthinking führen – jedes Detail wird gründlich analysiert.
Hohe Erwartungen und Leistungsdruck
Hohe Erwartungen von Vorgesetzten, Kollegen oder der Familie können zu einem ständigen Überdenken der eigenen Leistungen führen, um die Erwartungen der Mitmenschen zu erfüllen. Der Leistungsdruck kann Selbstzweifel verstärken. Man hinterfragt ständig die eigenen Kompetenzen und getroffenen Entscheidungen, um zukünftige Kritik zu vermeiden.
In Kulturkreisen, in denen hoher Wert auf Leistung und Erfolg gelegt wird, neigen Menschen öfter dazu, über ihre Entscheidungen und deren Auswirkungen nachzudenken.
Unsicherheit und geringes Selbstwertgefühl
Personen, die sich schnell unsicher fühlen oder an einem geringen Selbstwertgefühl leiden, haben häufiger Angst, zu versagen oder ihre Mitmenschen zu enttäuschen. Sie machen sich Gedanken darüber, was in der Vergangenheit falsch gelaufen ist und was sie in Zukunft besser machen können. Das übermäßige Grübeln soll dabei helfen, sich in Zukunft auf mögliche Unsicherheiten besser vorzubereiten.
Fremde Emotionen und der Wunsch nach Harmonie
Menschen mit einem ausgeprägten Harmoniebedürfnis neigen dazu, Probleme und Gedanken mit sich allein auszumachen. Sie sprechen Dinge, die stören oder eigene Bedürfnisse seltener an, um Konflikte zu vermeiden. Sie gehen in Gedanken alle möglichen Situationen durch, um eine Lösung zu finden.
Auch Menschen mit ausgeprägter Empathie oder Hochsensibilität neigen zum Overthinking. Empathische Menschen möchten, dass es ihren Mitmenschen gut geht. Deshalb wollen sie eine friedliche Lösung, mit der es allen Beteiligten gut geht. Dies ist natürlich nicht immer möglich, vor allem, wenn die Personen unterschiedliche Interessen haben. Hier besteht die Gefahr darin, dass empathische bzw. hochsensible Menschen ihre eigenen Interessen zurückstellen, zum Wohle der Gemeinschaft – und die Grübelei beginnt.
Viele Hochsensible haben eine stark ausgeprägte Empathie. Sie nehmen fremde Energien und Emotionen viel detaillierter und tiefer wahr, weshalb sie allein deshalb zum Overthinking neigen können.
Langeweile
Wenn es uns gelungen ist, in einer Beziehung Sicherheit herzustellen, dann wird es parallel oft ein bisschen langweilig. Das ist normal und tatsächlich natürlich. Langeweile ist ein Gefühl, das aufkommt, wenn wir uns sicher fühlen und es Zeit wird, dass wir etwas Neues ausprobieren und lernen. Zu viel Sicherheit wirkt auf uns Menschen meist monoton und eintönig, und wir wollen uns ausprobieren und weiterentwickeln – auch wenn jeder Mensch ein unterschiedliches Maß Bedürfnis nach Sicherheit bzw. Weiterentwicklung hat.
Viele Menschen fürchten sich davor, Langeweile zu empfinden, aber sie ist gesund. Sie sagt lediglich:
„Da wartet noch etwas auf dich, das entdeckt werden möchte! Lebe es!“
Ob und auch wie wir diesem Ruf nachgehen, darf jeder für sich selbst entscheiden.
Menschen, die zu Overthinking neigen, nehmen ihre Langeweile selten wahr und wenn, dann haben sie Angst, was passieren könnte, wenn sie Neues ausprobieren. Also verharren sie im Sich-Gedanken-machen, um nicht ins Handeln kommen zu müssen und damit mögliche Konsequenzen zu vermeiden. Sie wägen alle möglichen Optionen ab, was bis zur Entscheidungslähmung führen kann.
Depression und Angststörung
Im Rahmen einer Depression kann das Grübeln über vergangene Fehler und negative Erlebnisse das Overthinking verstärken. Und andersherum: Auch das übermäßige Gedankenkreisen kann bei entsprechender Veranlagung dazu führen, eine Depression zu entwickeln. Overthinking und Depression können sich einander sowohl bedingen als auch verstärken.
Ähnliches gilt für Menschen mit Angststörungen. Sie neigen oft dazu, übermäßig nachzudenken, da sie sich ständig Sorgen über potenzielle Bedrohungen oder zukünftige Ereignisse machen.
Vereinbaren Sie noch heute Ihren Termin
Um einen Termin oder ein erstes Gespräch zu vereinbaren, erreichen Sie mich telefonisch am besten Montag – Freitag zwischen 8 – 19 Uhr.
Sie können auch per E-Mail einen Termin vereinbaren
5 Tipps – Overthinking stoppen: Was hilft gegen häufiges Grübeln?
Im Grunde machen wir uns Gedanken, um in Zukunft Misserfolge und unangenehme Situationen zu vermeiden. Allerdings ist Overthinking keine gute Strategie, da man sich im Kreis dreht und keine wirkliche Lösung findet. Deshalb ist es wichtig, dass Gedankenkarussell zu stoppen, um im Kopf auch mal wieder Ruhe zu finden. Hierbei können die folgenden Strategien eine wichtige Hilfestellung geben.
Tipp 1: Bestandsaufnahme: Was löst das Overthinking aus?
Wenn Sie das destruktive Grübeln beenden möchten, ist der erste Schritt, dass Sie sich bewusstwerden, was Ihr Gedankenkarussell in Gang bringt. Durch eine Bestandsaufnahme kommen Sie den Ursachen auf die Spur. Das kann dabei helfen, den zentralen Punkt zu finden, der möglicherweise durch das Overthinking bislang verdeckt geblieben ist.
Folgende Fragen können Ihnen dabei helfen, Ihr zentrales Thema zu finden:
- Welche Situation / Gedanke /Empfindung / Impuls löst den Gedankenstrudel aus?
- Was ist mein erster Gedanke / mein erster Impuls / mein erstes Gefühl zu dieser Situation?
- Gibt es Zeiten (Wochentage, im Urlaub, am Wochenende, morgens, nachts, bestimmte Lebensphasen wie Geburtstage, Jahreswechsel, etc.), in denen ich öfter als sonst ins Grübeln komme? Oder weniger?
- Über welche Themen / Aufgaben denke ich besonders häufig nach? Was sind wiederkehrende Inhalte? (Arbeit, Hobby, Vortrag, Prüfung, Empfindungen meiner Mitmenschen, bestimmte Konfliktsituationen, etc.)
- In welchen Punkten fehlt mir noch eine gute Lösung?
- Was hat mir bisher geholfen, das Analysieren zu unterbrechen und mal Pause zu machen?
- Gibt es etwas, bei dem mir das viele Gedankenmachen möglicherweise auch hilft?
- Wenn ich statt zu grübeln ins Handeln kommen würde; welche Konsequenzen hätte das? Für mich? Für meine Mitmenschen? Was von dem wäre mir angenehm? Und was nicht?
Für Ihre Bestandsaufnahme können Sie ein Overthinking-Tagebuch führen, in dem Sie die genannten Fragen beantworten. Keine Sorge, manche dieser Fragen brauchen etwas Zeit. Bewusstwerdung ist ein Prozess. Wer jedoch seine Auslöser für das Grübeln kennt, kann den Strudel besser stoppen. Denn wir können nur die Dinge ändern, die uns auch bewusst sind. Wenn Sie sich Ihrer Mechanismen bereits bewusst sind, können Sie direkt zu Punkt 2 übergehen.
Tipp 2: Gedanken sind Gedanken, keine Tatsachen!
Jeder Mensch betrachtet Situationen aus seiner eigenen Wahrnehmung. Diese ist eng mit den Erfahrungen verknüpft, die wir bisher gemacht haben.
Beispiel: Paul hat die Erfahrung gemacht, dass wenn in der Familie diskutiert wurde, dadurch eine faire Lösung für alle Beteiligten gefunden wurde. Dagegen hat Ludwig erfahren, dass es bei Diskussionen schnell dazu gekommen ist, dass seine Eltern heftig stritten und es tagelang zu unangenehmen Spannungen in der Familie kam.
Paul wird eine hitzige Gesprächssituation völlig anders bewerten als Ludwig. Beide werden sich aus ihren Bewertungen heraus auch anders verhalten – Paul wird vermutlich freudig mitverhandeln, während sich Ludwig vielleicht innerlich zurückzieht. Für beide wird ihre Betrachtungsweise zu ihrer inneren Realität.
Jede zwischenmenschliche Situation hat mindestens so viele Realitäten, wie Menschen beteiligt sind. Sie spiegeln unsere Erfahrungen wider und lösen dabei Gefühle in uns aus. Sie sind unsere Wahrheit, aber nicht Tatsachen!
Es sind unsere Gedanken, aber nicht die Realität!
Das bedeutet, dass wie wir die Dinge sehen und bewerten, viel mit dem zu tun hat, welche Erfahrungen wir gemacht haben. Diese „innere Realität“ ist dafür verantwortlich, wie wir denken und uns fühlen, nicht die äußeren Umstände oder Tatsachen. Unsere Gedanken fühlen sich so real an, dass es in diesem Moment unsere Wirklichkeit wird.
Diese Erkenntnis hilft im Umgang mit Overthinking, denn Gedanken sind keine Tatsachen, sondern nur ein Spiegel Ihrer Erfahrungen.
Es mag sein, dass wir manche Gedanken nicht kontrollieren können. Vor allem die automatischen Gedanken kommen oft spontan, nahezu plötzlich. Sie können unangenehm, lustig, inspirierend und manchmal völlig abstrus sein. Was Sie aber kontrollieren können (und sollten), ist der Umgang mit diesen Gedanken. Denn Sie können Ihre Gedanken als Anlass nehmen, sich zu ärgern. Sie können Ihre Einfälle einfach nur beobachten und dabei denken: „Ah, da habe ich wohl diese oder jene Erfahrung damit gemacht.“ Oder Sie können Ihre Gedanken wieder ziehen lassen, wie Sie es mit den meisten anderen nebensächlichen Gedanken im Alltag vielleicht auch tun. Wenn Ihre Gedanken gerade nicht zielführend sind, können Sie diese auch auf später verschieben. Wichtige Gedanken bleiben erhalten oder tauchen später von allein wieder auf.
Sie können sich diesen Gedanken auch in Ihr Overthinking-Tagebuch notieren und später eine geeignete Lösung suchen. Es geht um die Frage, welche Lösungsmöglichkeiten sehen Sie aktuell – im Hier und Jetzt.
Tipp 3: Eine klare Entscheidung treffen
Die Gedanken, die uns in den Sinn kommen, haben ihre Berechtigung. Sie helfen uns, eine richtige Entscheidung zu treffen. Deshalb dürfen die Gedanken weiter da sein. Sie müssen diese nicht verdrängen – was ohnehin nicht funktioniert, sondern Sie dürfen entscheiden, wie Sie mit Ihren Gedanken umgehen möchten. Welche Gedanken sind Ihnen wichtig? Ich meine, wirklich wichtig! 🙂
Mit etwas Übung werden Sie lernen, Ihre Gedanken zu unterscheiden, in was ist Ihnen wirklich wichtig und was kann warten. Sie kommen aus der negativen Abwärtsspirale des Overthinkings wieder heraus, sobald Sie eine klare Entscheidung treffen, wie Sie mit Ihren Gedanken umgehen möchten. Hier gewinnen Sie wieder die Kontrolle und verlassen die Gedankenschleifen.
Immer wieder liest man, dass Entscheidungen treffen zu müssen, die meisten Overthinker auslaugen oder überfordern würde. Ich bin anderer Meinung! Das, was auslaugt, ist nicht, über mögliche Handlungsoptionen nachzudenken und dabei eine echte Entscheidung zu treffen; nein, das was auslaugt, ist, in den Gedanken festzuhängen und eben keine Entscheidung zu treffen.
Entscheidungsmüdigkeit entsteht nicht, weil man zu viele Möglichkeiten hat, sondern weil man sich aus Angst vor den Konsequenzen nicht entscheidet.
Wer eine Entscheidung getroffen hat und zu dieser steht, hinterfragt sie nicht mehr. Man denkt nicht mehr darüber nach, was es alles für Möglichkeiten geben könnte, sondern kommt in die Umsetzung – die betreffende Person ist bereit die Konsequenzen zu tragen, die diese Entscheidung mit sich bringt.
Tipp 4: Handeln statt Grübeln
„Ich gehe immer vom Schlimmsten aus, dann kann ich nicht enttäuscht werden,“ denken viele Overthinker. Das ist ein Selbstschutz, der im ersten Moment plausibel klingt. Allerdings verhindert diese Einstellung keinesfalls, dass wir nicht enttäuscht werden. Sie verstärkt lediglich die Grübelei.
Denn wenn wir immer vom Schlechtesten ausgehen, erhöht das die Angst, Fehler zu machen. Das ist gerade für Overthinker, die es besonders gut und richtig machen möchten, ein echtes Problem. Sie trauen sich nicht mehr, Neues auszuprobieren oder eine Veränderung einzuleiten, aus Angst, einen Fehler zu begehen.
Um Overthinking zu beenden, dürfen Sie (wieder) ausprobieren. Fehler zu machen, gehört zum Leben und zu einem gesunden Lernprozess dazu. Allein in Gedanken lernen wir nicht, wir lernen durch´s Tun. Kommen Sie ins Handeln! Probieren Sie aus! Erlauben Sie sich Fehler machen zu dürfen!
Wenn das Grübeln Sie zu überwältigen droht, warten Sie nicht länger ab. Kommen Sie ins Handeln, werden Sie aktiv. Und wenn Sie für Ihr Problem gerade noch keine Lösung gefunden haben, dann gehen Sie raus, bewegen Sie sich oder treffen Sie Ihren Lieblingsmenschen – das lenkt ab und Sie lassen sich von Ihren Gedanken nicht einschüchtern bis Sie eine passende Lösung gefunden haben.
Tipp 5: Gemeinsame Gespräche
Statt nur den eigenen Gedanken nachzuhängen, sollten Sie darüber sprechen – mit einem Freund, der Familie oder Ihrem Lieblingsmenschen.
Im Dialog werden eigene Gedanken oft besser geordnet und klarer. Das gesprochene Wort hilft oft, Gedanken zu strukturieren. Andere Personen können neue Perspektiven und Lösungsansätze bieten, die man selbst möglicherweise nicht in Betracht gezogen hat. Dies kann helfen, festgefahrene Denkmuster zu durchbrechen. Zwei Köpfe denken vielfältiger als einer.
Als Paar kann das Ausdrücken von Gedanken und Gefühlen Stress reduzieren, das wiederum baut Nähe und Vertrauen auf. Es hilft, den mentalen Druck abzubauen und sich weniger überwältigt zu fühlen. Der Austausch, kann dazu beitragen, einen Konflikt zu klären. Viele meiner Klienten kommen genau mit diesem Anliegen zu mir in die Paarberatung.
Fazit: Overthinking – erkennen, verstehen & ins Handeln kommen
Overthinking ist ein übermäßiges Nachdenken, dass nichts mehr mit normaler Reflexion und Problemlösung zu tun hat. Es beeinträchtigt die mentale und psychische Gesundheit, außerdem die Beziehung zu anderen Menschen. Die Ursachen von Overthinkig sind vielfältig, insbesondere haben empathische und hochsensible Menschen Schwierigkeiten, sich von den Emotionen ihrer Mitmenschen abzugrenzen.
Um Overthinking langfristig zu stoppen, ist es wichtig, das übermäßige Nachdenken überhaupt zu erkennen. Dazu nutzen Sie gerne die oben genannten Übungen und treffen Sie eine Entscheidung, damit Sie ins Tun kommen.
Ach ja, nicht vergessen: Übung macht den Meister! 🙂
Falls Sie sich individuell Unterstützung wünschen, um das Gedankenkarussell zu stoppen, vereinbaren Sie einfach einen Termin mit mir.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
Das könnte Sie noch interessieren:
Wichtiger Hinweis:
Die Texte auf www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de wurden mit Sorgfalt erstellt und dienen informellen Zwecken. Die Inhalte sollen in keiner Weise verleiten, eine ärztliche Behandlung abzubrechen, eine Selbstdiagnose zu stellen, selbst eine Behandlung vorzunehmen oder einen Arztbesuch zu vermeiden. Ganz im Gegenteil: Die hier gegebenen Informationen ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Unterstützung und Behandlung.