Gehören Sie zu den Menschen, die immer aufmerksam sind und für andere mitdenken? Ertappen Sie sich oft dabei, dass Sie für andere Verantwortung übernehmen oder sich schnell schuldig fühlen? Sind Sie oft hilfsbereit, fühlen sich fast schon gezwungen, zu helfen – vernachlässigen sich dabei jedoch selbst? Sie haben tolle Lösungsvorschläge, wenn andere in Not sind? Sie fühlen sich für alles und jeden zuständig? Das könnte daran liegen, dass Sie vielleicht in Ihrer Kindheit Parentifizierung erlebt haben.
Was ist Parentifizierung genau? Welche Folgen haben Betroffene und wie wirkt das auf spätere Beziehungen? Welche Auswege gibt es aus der „Verelterlichung“?
Inhaltsverzeichnis
Parentifizierung – Starksein als Überlebensstrategie
Parentifizierung findet statt, wenn Eltern und Kind die Rollen tauschen und das Kind in einem oder mehreren Lebensbereichen die Verantwortung für die elterlichen Pflichten übernimmt.
Wenn Kinder nicht Kind sein dürfen, stattdessen gezwungen sind, die Rolle eines Elternteils zu übernehmen, nennt man dies Parentifizierung. Betroffene erleben keine unbeschwerte Kindheit und wirken oft schon früh vernünftig und erwachsen. Das Phänomen der Parentifizierung wird selten thematisiert, obwohl viele Menschen davon betroffen sind. Die „Verelterlichung“ der Kinder hat weitreichende Auswirkungen auf die Betroffenen und deren spätere Beziehungen.
Die folgenreiche und schmerzhafte Dynamik der Parentifizierung entfaltet sich in Familien, die hochbelastet sind. Parentifizierung ist immer ein Anzeichen von Not, insbesondere bei den Eltern. Das kommt wesentlich häufiger vor als man vermuten mag. Nichtsdestotrotz stellt die „Verelterlichung“ der Kinder eine schwere Form emotionalen Missbrauchs dar.
Die Umkehr der Eltern-Kind-Rolle geschieht dann, wenn Eltern keine Geborgenheit und Sicherheit geben können. Kinder versuchen dann das Familiensystem zu stabilisieren, indem sie Aufgaben und Funktionen der Eltern übernehmen. Sie sind stark für die eigenen Eltern und übernehmen schon früh Verantwortung – für kleinere Geschwister oder auch für Eltern. Denn betroffene Kinder erleben ihre Eltern oft als hilflos, überfordert oder bedürftig. Diesen Kindern fehlt es oft an dem Gefühl von Sicherheit und Stabilität innerhalb ihrer Familie.
Betroffene haben das Gefühl, immer stark und aufmerksam sein zu müssen, mitzudenken und sie fühlen sich ständig verantwortlich und sind hilfsbereit; all das sind Überlebensstrategien. Sie sichern das eigene Überleben. Denn die einzige Möglichkeit etwas Sicherheit zu schaffen ist, den Eltern zu helfen und sie zu unterstützen, auch wenn dieses Verhalten oft in eine dauerhafte Überforderung führt.
Betroffene Kinder wirken oft vernünftig und reif, sodass sie im Umfeld der Familie nicht als belastet erkannt werden. Das ist ein Problem, denn die Belastung dieser Kinder bleibt lange unerkannt. Betroffene Kinder wirken zwar stark und angepasst, stehen innerlich jedoch oft unter enormem emotionalem Stress, entwickeln ein übersteigertes Pflichtbewusstsein und unterdrücken ihre eigenen Bedürfnisse. Dadurch kann eine Überbelastung und Erschöpfung entstehen, die auf das gesamte Leben Auswirkungen haben kann z. B. durch Burnout, Angststörungen oder Beziehungsprobleme.
Welche Arten der Parentifizierung gibt es?
Parentifizierung kann auf unterschiedliche Weise auftreten, je nachdem, welche Art von Verantwortung das Kind übernimmt. Während manche Kinder vor allem praktische Aufgaben übernehmen, werden andere als emotionale Stütze für ihre Eltern instrumentalisiert. Darüber hinaus gibt es subtilere Formen, in denen das Kind unbewusst in eine überfordernde Rolle gedrängt wird. Die verschiedenen Formen der Parentifizierung greifen oft ineinander und bedingen sich gegenseitig. Die folgenden Arten der Parentifizierung zeigen, wie sich diese Dynamik äußern kann:
Die instrumentelle Parentifizierung
Bei der instrumentellen Parentifizierung delegieren Eltern Aufgaben an ihre Kinder, weil sie sich selbst nicht in der Lage sehen, diese zu erfüllen. Die Aufgaben sind eigentlich nicht dem Alter des Kindes entsprechend, sondern dienen lediglich der Entlastung der Eltern. Dadurch kann die Entwicklung des Kindes vernachlässigt werden. Wie selbstverständlich wird von diesen Kindern erwartet, dass sie einkaufen, putzen, kochen, sich um Geschwister oder um finanzielle Angelegenheiten kümmern.
Betroffene werden in diesen Aufgaben weder angeleitet, noch begleitet oder es werden ihnen Fragen beantwortet. Auch erfahren sie aufgrund der Selbstverständlichkeit kein oder nur wenig Lob. Zusammen erzeugt dies Gefühle der Hilflosigkeit und Überforderung. Die Kinder wissen nicht, ob sie es „richtig machen“ oder nicht. Dies ist ein Gefühl, dass Betroffene dann auch im Erwachsenenalter oft tief in sich gespeichert haben, was sie dazu bringt, möglichst „perfekt“ zu sein.
Aber auch Kinder, deren Eltern durch eine Sprachbarriere in ihrer Selbstständigkeit gehemmt sind, und die Kinder bei Behördengängen oder anderen Angelegenheiten dolmetschen sollen, erfahren instrumentelle Parentifizierung. Sie finden sich unweigerlich in einer verantwortungsvollen Position wieder, die nicht kindgerecht ist, und müssen Vorgänge bezeugen, die äußerst belastend sein können.
Ebenso können Kinder von Eltern, die psychisch oder körperlich erkrankt sind, in die Rolle geraten, den kranken Elternteil zu versorgen und die Last mitzutragen. Dies kann beispielsweise bei Depression oder Suchterkrankung der Fall sein, wenn der erkrankte Elternteil in der Früh nicht aufstehen kann, um das Pausenbrot für die Schule oder das Frühstück herzurichten. Stattdessen bringen diese Kinder den Tee oder Kaffee für Mama bzw. Papa ans Bett oder bemühen sich, einfach nur besonders still zu sein, um nicht noch extra Stress zu erzeugen.
Die emotionale Parentifizierung
Bei der emotionalen Parentifizierung übernehmen Kinder die Aufgabe, für die Gefühle und das Wohlbefinden ihrer Eltern oder deren Beziehungen zu sorgen. Sie werden in die Emotionen ihrer Eltern verwickelt und ersetzen erwachsene Bezugspersonen wie Freunde, Therapeuten oder Helfer, die den Eltern eigentlich fehlen. Die Kinder werden in Konflikte der Eltern hineingezogen, um Streit zu schlichten, zu vermitteln oder Eltern zu trösten. In Familien, in denen viel gestritten wird oder ein Elternteil gewalttätig ist, werden Kinder oft in eine diplomatische Vermittlerrolle gezwungen.
Auch bei Kindern, deren Eltern emotional instabil sind oder hohe narzisstische Anteile besitzen, fordern diese Elternteile emotionale Unterstützung, Lob und Bestätigung von ihren Kindern ein. Selten sind es konkrete Aufforderungen, sondern das Kind muss „einfach“ die unausgesprochene Erwartungshaltung der Eltern erfüllen, sonst fallen sie in Ungnade oder die Eltern bestrafen sie mit Schweigen oder Ignoranz. Es ist nachvollziehbar, dass diese Kinder emotional vollkommen haltlos und hilflos sind.
Nach der Trennung der Eltern oder wenn Eltern überfordert oder emotional instabil sind, müssen Kinder oft die Rolle des Freundes, Zuhörers, Beraters oder Therapeuten übernehmen. Oder sie werden schlimmstenfalls sogar zum Partnerersatz: „Mutter-Söhne“ oder „Vater-Töchter“. Eine zu enge Mutter-Sohn-Beziehung bzw. Vater-Tochter-Beziehung überfordert natürlich das Kind, weil es in die Gefühlswelt der Erwachsenen verwickelt wird. Dies kann sich auch im Erwachsenenalter auf die Beziehungsfähigkeit der Betroffenen auswirken.
Abschließend sei erwähnt: Kinder brauchen stabile Eltern. Sie versuchen ihre Bezugspersonen vor weiteren Belastungen zu schützen, um die Familie nicht unnötig zu gefährden und damit den Schein einer stabilen Familienumgebung zu erhalten. Kinder, die mit derart instabilen Eltern aufwachsen, sind selbst emotional schutzlos und fühlen sich für hilflose und überforderte Elternteile verantwortlich.
Verdeckte Parentifizierung
Bei der verdeckten Parentifizierung übernimmt das Kind Verantwortung für das emotionale Wohlbefinden der Eltern, ohne dass dies direkt ausgesprochen oder bewusst eingefordert wird. Statt klaren Aufgaben erhalten betroffene Kinder unterschwellige Botschaften und unausgesprochene Erwartungen. Diese Kinder sind als Erwachsene oft hochsensibel, da sie gelernt haben, Botschaften zwischen den Zeilen zu verstehen. Betroffene Kinder spüren intuitiv, dass es für das seelische Gleichgewicht der Eltern eine zentrale Rolle spielt, dass sie die Bedürfnisse der Eltern erspüren und darauf Rücksicht nehmen, selbst wenn dies nicht ausdrücklich formuliert wird.
Dies kann sich beispielsweise dadurch äußern, dass ein Elternteil häufig bedrückt oder überfordert wirkt, ohne konkret um Hilfe zu bitten. Das Kind fühlt sich dann verpflichtet, Trost zu spenden, Spannungen zu entschärfen oder eine harmonische Atmosphäre aufrechtzuerhalten. In manchen Fällen wird es durch subtile Schuldgefühle oder emotionale Abhängigkeiten in diese Rolle gedrängt. Sätze wie „Du bist der Einzige, der mich versteht“ oder „Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde“ können dazu führen, dass betroffene Kinder sich dauerhaft verantwortlich fühlen und eigene Bedürfnisse zurückstellen.
Da diese Form der Parentifizierung nicht offen benannt wird, fällt es betroffenen Kindern oft schwer, ihre Rolle zu erkennen und sich davon abzugrenzen. Langfristig kann dies dazu führen, dass sie auch in späteren Beziehungen eine übermäßige Verantwortung für das Wohlbefinden anderer übernehmen und Schwierigkeiten haben, eigene Grenzen zu setzen.
Parentifizierung durch Delegation
Hier übertragen Eltern ihre eigenen unerfüllten Träume, Wünsche oder Erwartungen auf das Kind. Dabei geht es weniger um direkte Fürsorge oder Verantwortung im Alltag, sondern vielmehr um die Verwirklichung bestimmter Ziele, die die Eltern selbst nicht erreichen konnten. Das Kind wird nicht in seiner eigenen Individualität gefördert, sondern vielmehr in eine Rolle gedrängt, die den Bedürfnissen oder Sehnsüchten der Eltern entspricht.
Diese Form der Parentifizierung zeigt sich häufig in Bereichen wie Bildung, Karriere oder Sport. Eltern, die beispielsweise selbst von einer Musikkarriere geträumt haben, aber nie die Chance dazu hatten, können ihre Kinder unbewusst in diese Richtung drängen – unabhängig davon, ob es dessen eigenen Wünschen entspricht. Sätze wie „Wir haben so viel in deine Ausbildung investiert“ oder „Du bist unsere einzige Hoffnung“ können subtilen Druck erzeugen und dem Kind das Gefühl geben, es müsse diese Erwartungen erfüllen, um Anerkennung und Liebe zu erhalten.
Langfristig kann diese Form der Parentifizierung dazu führen, dass diese Kinder Schwierigkeiten haben, eine eigene Identität zu entwickeln. Sie lernen, äußeren Erwartungen zu entsprechen, anstatt die eigenen Wünsche zu entdecken. Dies kann zu einem tiefen inneren Konflikt führen, da diese Kinder zwischen dem Wunsch, die elterliche Anerkennung nicht zu verlieren, und dem Bedürfnis nach Selbstverwirklichung hin- und hergerissen sind.
Parentifizierung erkennen: Welche Anzeichen gibt es?
Parentifizierung ist auf den ersten Blick nicht immer erkennbar. Parentifizierte Kinder übernehmen oft eine unnatürlich reife Rolle innerhalb der Familie, ohne sich dessen bewusst zu sein – es fühlt sich für sie normal an. Erst mit der Zeit oder im Erwachsenenalter werden die Auswirkungen deutlich, wenn Betroffene merken, dass sie sich dauerhaft überfordern oder Schwierigkeiten haben, gesunde Grenzen zu setzen. Manche Betroffene sind stolz darauf, gebraucht zu werden. Andere wiederum fühlen sich, als ob sie immer stark sein müssten – was anstrengt und müde macht.
Doch woran lässt sich wirklich erkennen, ob man selbst oder jemand im Umfeld parentifiziert wurde? Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hinweisen, dass ein Kind über seine natürliche Rolle hinaus gefordert wurde.
1. Emotionale Anzeichen
- Starkes Verantwortungsgefühl für andere, oft auch im Erwachsenenalter
- Sich um andere permanent zu kümmern und zu sorgen
- Gefühl von Verpflichtung, die Familie „zusammenzuhalten“ oder Konflikte zu lösen
- Betroffene Kinder hören sich häufig die Sorgen der Eltern an und trösten sie
- Sich verantwortlich fühlen für das emotionale Wohlbefinden der Eltern, z. B. nach einer Trennung oder in Krisenzeiten
- Übermäßiges Pflichtbewusstsein
- Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und auszudrücken
- Schuldgefühle, wenn man sich von anderen abgrenzt, für sich selbst sorgt oder eigene Wege gehen möchte
- Übermäßige Anpassung an die Erwartungen anderer
- Angst, andere zu enttäuschen, nicht genug zu leisten oder nicht zu genügen
- Glaube, den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden
- Versagensängste
- Eigene Wünsche und Gefühle werden zurückgestellt, um die Eltern nicht zu belasten
- Eltern vertrauen sich dem Kind mit Problemen an, die eigentlich für Erwachsene bestimmt sind
2. Psychische Anzeichen
- Neigung zu Burnout, Angststörungen, Depressionen oder Essstörungen
- Erhöhte Stressanfälligkeit, chronischer Stress und Überforderung
- Geringes Selbstwertgefühl, da Anerkennung oft an Leistung gekoppelt war
- Probleme, eigene Emotionen zu regulieren
- Einsamkeit und fehlendes Urvertrauen
- Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen
3. Soziale Anzeichen
- Übernahme der „Helferrolle“ in Freundschaften oder Partnerschaft
- Neigung zu symbiotischen Beziehungen oder Co-Abhängigkeit
- Schwierigkeiten, emotionale Unterstützung oder Hilfe anzunehmen und Schwäche zu zeigen
- Angst vor Konflikten und starker Wunsch nach Harmonie
- Überforderung in Beziehungen, weil man sich für das Glück des anderen verantwortlich fühlt
- Betroffene Kinder wirken auf das Umfeld oft wie „kleine Erwachsene“
- Probleme in Beziehungen zu Gleichaltrigen: Starke Unterschiede in der Reife und der kindlichen Unbeschwertheit (Gefühl von Entfremdung und Nicht-dazugehören)
- Schwierigkeiten mit Vertrauen und Nähe
- Gefühl, alles allein bewältigen zu müssen
4. Körperliche Anzeichen
- Chronische Verspannungen oder Schmerzen durch langanhaltenden Stress
- Erschöpfung und Schlafprobleme
- Stressfolgeerkrankungen und psychosomatische Beschwerden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Probleme oder Kopfschmerzen
Ursachen von Parentifizierung: Warum übernehmen Kinder die Rolle der Eltern?
Für die Rollenumkehr gibt es verschiedene Gründe. Oft liegt es daran, dass die Eltern überfordert sind – zum Beispiel durch Stress, Krankheit oder Probleme im Leben. Manchmal erwarten Eltern auch unbewusst, dass ihr Kind für sie da ist oder ihre Wünsche erfüllt. Solche schwierigen Situationen verändern die Rollen in der Familie und sorgen dafür, dass das Kind wie ein Erwachsener handeln muss, anstatt einfach Kind zu sein. Die Ursachen für Parentifizierung sind unterschiedlich und oft sehr komplex. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
Rollenumkehr bei Suchterkrankungen
Suchterkrankungen wie Alkoholismus oder Drogensucht können dazu führen, dass Eltern nicht mehr ausreichend für ihre Kinder sorgen können. Sucht verändert das Denken, Fühlen und Handeln. Viele Suchtkranke sind emotional instabil und können keine verlässliche Bezugsperson für ihr Kind sein.
Außerdem können Entzugserscheinungen oder Rauschzustände das Urteilsvermögen beeinträchtigen, sowie die Fähigkeit, verantwortungsvoll zu handeln. Eltern mit einer Suchterkrankung haben oft Schwierigkeiten, den Alltag zu organisieren, wie beispielsweise regelmäßige Mahlzeiten zuzubereiten oder Arzttermine wahrzunehmen. Die Kinder suchtkranker Eltern wachsen mit einer enormen Unsicherheit auf, weil sie nicht einschätzen können, wie Mama oder Papa heute drauf ist. Um wieder für mehr Sicherheit und Struktur zu sorgen, können Kinder von suchtkranken Eltern sich gezwungen fühlen, die Verantwortung zu übernehmen.
Parentifizierung bei psychischen Erkrankungen der Eltern
Wenn ein Elternteil psychisch erkrankt ist, wie beispielsweise bei Depression, Angststörungen oder bei Persönlichkeitsstörungen wie die Borderline-Persönlichkeitsstörung, kann das Kind unbewusst in die Rolle eines Erwachsenen gedrängt werden. Es übernimmt Verantwortung, tröstet den Elternteil, hört zu und versucht, für Stabilität zu sorgen. Oft stellt es dabei seine eigenen Bedürfnisse zurück, weil es spürt, dass der Elternteil überfordert ist.
Neben emotionaler Unterstützung übernimmt das Kind häufig auch praktische Aufgaben, wie die übermäßige Betreuung von Geschwistern oder Haushaltsaufgaben. Dies kann zu Schuldgefühlen, Überforderung und einem hohen Pflichtbewusstsein führen. Später fällt es vielen schwer, eigene Grenzen zu setzen und für sich selbst zu sorgen. Wichtig ist, dass solche Kinder Unterstützung erhalten und lernen, dass sie nicht für das Wohlbefinden der Eltern verantwortlich sind.
Starksein für Eltern mit physischen Krankheiten
Wenn ein Elternteil an einer körperlichen Erkrankung leidet, fühlen sich Kinder oft verantwortlich, um die Familie zu unterstützen. Sie übernehmen Pflichten wie Haushalt oder sogar Pflegeaufgaben. Gleichzeitig versuchen sie, emotional stark zu bleiben, um den kranken Elternteil nicht zusätzlich zu belasten. Auch langwierige oder schwere körperliche Krankheiten der Eltern, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen oder Multiple Sklerose, können Kinder in die Rolle bringen, stark sein zu müssen.
Streit, Trennung der Eltern oder alleinerziehende Eltern
Wenn sich Eltern trennen oder ein Elternteil alleinerziehend ist, kann das Kind schnell in eine übermäßige Verantwortung gedrängt werden. Oft übernimmt es emotionale Unterstützung für den verlassenen Elternteil, tröstet ihn oder fungiert als „Partnerersatz“ oder „Therapeut“.
Bei Eltern, die sich oft streiten, kann es passieren, dass das Kind eine Art Schlichterrolle einzunehmen versucht. Manche Kinder werden aber auch von den streitenden Eltern als eine Art „Verbündete“ gesehen. Das bringt Kinder in einen Loyalitätskonflikt, da Kinder beide Eltern lieben.
Bei alleinerziehenden Eltern, die mit dieser Situation überfordert sind, kann es passieren, dass sich das Kind verpflichtet fühlt, stärker mitzuhelfen, um den alleinerziehenden Elternteil zu entlasten und damit wieder mehr Sicherheit herzustellen.
Finanzielle Probleme
Wenn eine Familie finanziell stark belastet ist, kann das dazu führen, dass Kinder früh Verantwortung übernehmen müssen. Zum Beispiel helfen sie im Haushalt oder kümmern sich um jüngere Geschwister während die Eltern arbeiten gehen oder ältere Kinder übernehmen vielleicht Ferienjobs, um die Familie finanziell zu unterstützen. Manchmal fühlen sie sich auch emotional verantwortlich und sorgen sich ständig um Rechnungen oder die finanzielle Situation der Eltern. Dadurch verlieren sie ihre kindliche Unbeschwertheit und erleben oft Stress oder Schuldgefühle, weil sie das Gefühl haben, helfen zu müssen, damit die Familie über die Runden kommt.
Unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse der Eltern
Manchmal erwarten Eltern von ihren Kindern, dass sie Träume oder Lebensziele verwirklichen, die sie sich selbst nicht erfüllen konnten – z. B. eine bestimmte Karriere oder besondere Leistungen. Das Kind fühlt sich dann verpflichtet, diesen Erwartungen gerecht zu werden. Auch das kann eine Form der Parentifizierung sein.
Fehlende Unterstützung
Wenn es in der Familie keine anderen Erwachsenen gibt, die unterstützen können, fehlen Ressourcen und es kann zur Rollenumkehr kommen. Zum Beispiel, wenn keine Großeltern, Familienmitglieder oder Freunde in der Nähe sind, um zu helfen, übernehmen die Kinder Verantwortung, um diese Lücke zu füllen.
Folgen von Parentifizierung
Die Erfahrung, früh Verantwortung übernehmen zu müssen, hinterlässt oft tiefe Spuren. Während parentifizierte Kinder nach außen hin reif und belastbar wirken, tragen sie innerlich eine hohe emotionale Last. Die Auswirkungen zeigen sich nicht nur in der Kindheit, sondern oft bis ins Erwachsenenalter – in Beziehungen, im Beruf und im Umgang mit den eigenen Bedürfnissen.
Folgen von Parentifizierung in der Kindheit
- Überforderung und Stress: Kinder fühlen sich ständig verantwortlich und haben wenig Raum für unbeschwerte Kindheit.
- Soziale Schwierigkeiten: Sie haben oft Probleme mit Gleichaltrigen in Beziehung zu kommen, da sie sich „anders“ oder älter fühlen.
- Ängste und Schuldgefühle: Sie glauben, für das Wohl der Eltern oder der Familie zuständig zu sein und haben Angst, sie zu enttäuschen.
- Eigene Bedürfnisse werden unterdrückt, da sie sich auf die Eltern konzentrieren müssen.
Auswirkungen im Erwachsenenalter
- Selbstaufopferung und Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen: Viele Betroffene neigen dazu, sich für andere aufzuopfern und haben Probleme, „Nein“ zu sagen. Im Erwachsenenalter haben sie oft Schwierigkeiten, gesunde Grenzen zu setzen und geraten daher oft in Co-Abhängigkeit oder Beziehungen, in denen sie die Rolle des Versorgers übernehmen.
- Übermäßiges Pflichtgefühl: Sie fühlen sich schnell verantwortlich für das Wohlergehen anderer – oft auch in Beziehungen.
- Burnout und Erschöpfung: Da Betroffene es gewohnt sind, sich um andere zu kümmern, ignorieren sie oft ihre eigenen Belastungsgrenzen.
- Identitätskrisen: Betroffene haben im Erwachsenenalter Probleme, ihre eigene Identität zu finden. Sie haben sich immer über die Fürsorge und Hilfsbereitschaft identifiziert, dadurch hinterfragen sie sich oft: „Wer bin ich wirklich? Was will ich eigentlich?“
- Perfektionismus: Die übermäßige Verantwortung, die parentifizierte Kinder tragen, kann dazu führen, dass sie als Erwachsene Perfektionismus entwickeln. Sie setzen sich hohe Maßstäbe, weil sie sich nur dann sicher und akzeptiert fühlen, wenn sie alles richtig machen.
- Angststörungen, Depressionen oder Burnout: Viele parentifizierte Menschen fühlen sich erschöpft, überfordert und emotional leer, weil sie nie gelernt haben, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Das kann zu Selbstzweifeln, Niedergeschlagenheit und einem Gefühl der Wertlosigkeit führen, da ihr Selbstwert oft nur an Leistung und Verantwortung geknüpft ist.
- Berufliche Herausforderungen: Betroffene haben im Berufsleben oft Schwierigkeiten im Umgang mit Autoritäten, ebenso Angst vor Versagen im beruflichen Kontext.
- Schwierigkeiten in der Elternrolle: Wer keine Vorbilder für eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung hatte, fühlt sich oft unsicher und kann Probleme in der Erziehung der eigenen Kinder haben oder lehnt es ab, selbst Kinder zu bekommen, aus Angst zu versagen.
- Emotionale Distanz oder Bindungsstörung: Manche Erwachsene entwickeln durch ihre Erfahrungen mit Parentifizierung eine Schutzmauer und halten andere auf Abstand. Andere wiederum neigen dazu, übermäßig fürsorglich und kontrollierend zu sein.
- Trauma: Je nach Ausprägung der Rollenumkehr kann sich aus diesem emotionalen Missbrauch ein langfristiges Trauma entwickeln, das sich tiefgreifend auf die eigene Entwicklung und weitere Beziehungen auswirkt.
- Im Erwachsenenalter fällt es Betroffenen oft schwer, Hilfe anzunehmen. Sie haben die Überzeugung, stark sein zu müssen und alles allein zu schaffen. Dieser Glaubenssatz verlängert jedoch das eigene Leiden.
Umgang mit Parentifizierung: Wege zur Heilung und Selbstfindung
Parentifizierung kann tief in das eigene Selbstbild und die Beziehungen hineinwirken. Wer als Kind früh Verantwortung übernehmen musste, hat oft Schwierigkeiten, eigene Bedürfnisse wahrzunehmen und gesunde Grenzen zu setzen. Doch es ist möglich, sich von alten Mustern zu lösen und einen neuen, selbstbestimmten Weg zu finden. Die folgenden Tipps helfen Ihnen dabei, die Muster der Parentifizierung zu erkennen und achtsamer mit sich selbst umzugehen.
Verhaltensmuster erkennen
Wenn Kinder in die Rolle der Erwachsenen gedrängt wurden, ist es für sie als Erwachsene normal, sich für alles und jeden verantwortlich zu fühlen und Schuldgefühle zu haben, wenn sie andere Menschen nicht glücklich machen konnten. Als Kind diese Rolle zu übernehmen, überfordert ein Kind.
Im ersten Schritt im Umgang mit Parentifizierung, geht es darum, diese alten Verhaltensmuster zu erkennen und zu verstehen, wie sie Ihr Verhalten und Selbstbild im Erwachsenenalter prägen.
Oft wiederholen sich diese Muster unbewusst in Beziehungen – sei es durch übermäßige Fürsorglichkeit, Kontrolle oder auch durch emotionale Zurückhaltung. Das Erkennen dieser Dynamiken ist der erste Schritt, um die dysfunktionale Rollenumkehr aufzulösen.
Hier sind einige Fragen, die Ihnen helfen können, Ihre Verhaltensmuster im Zusammenhang mit Parentifizierung besser zu erkennen:
- Welche Aufgaben oder Verantwortungen haben Sie als Kind übernommen, die über das hinausgingen, was Ihrem Alter entsprach?
- In welchen Situationen fühlen Sie sich heute oft als „Versorger“ oder als jemand, der für das emotionale Wohl anderer verantwortlich ist?
- Wie reagieren Sie, wenn Sie das Gefühl haben, dass jemand Ihre Hilfe zu sehr erwartet?
- Welche Gefühle kommen in Ihnen auf, wenn Sie an Ihre Kindheit und die damit verbundene Verantwortung oder Aufgaben denken?
- Wie häufig sind die Momente, in denen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse hintenanstellen, um anderen zu helfen oder für andere da zu sein?
- Beobachten Sie, dass Sie in Beziehungen häufig die Rolle des Fürsorgenden und Verständnisvollen einnehmen, auch wenn es Ihnen selbst zu viel wird oder gar schadet?
- Wie beeinflusst Ihre früh erlernte Rolle Ihr Selbstbild und die Beziehung zu anderen Menschen?
Eigene Bedürfnisse wahrnehmen
Das Wahrnehmen eigener Bedürfnisse ist essenziell, um langfristig gesund und ausgeglichen zu bleiben. Wenn Sie Ihre inneren Signale ignorieren, laufen Sie Gefahr, dass Sie sich ständig überfordert und ausgebrannt fühlen. Indem Sie erkennen, was Sie wirklich brauchen – sei es mehr Ruhe, soziale Kontakte oder kreative Entfaltung – können Sie bewusste Entscheidungen treffen, die zu Ihrem Wohlbefinden beitragen. So schützen Sie nicht nur Ihre körperlichen und emotionalen Ressourcen, sondern schaffen auch die Grundlage für eine authentische und gesunde Beziehung zu sich selbst und anderen Menschen.
Die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen bedeutet, dass Sie auf Ihre inneren Signale achten – sowohl körperlich als auch emotional. Das können Sie im Alltag zum Beispiel so angehen:
- Regelmäßige Check-ins: Nehmen Sie sich mehrmals am Tag einen Moment Zeit, um innezuhalten und zu fragen: „Wie fühle ich mich gerade? Brauche ich vielleicht eine Pause oder etwas Bestimmtes?“
- Körperliche Signale beachten: Wenn Sie müde, hungrig oder angespannt sind, ist das ein Hinweis darauf, dass Ihr Körper etwas braucht – sei es Schlaf, Nahrung, Entspannung oder Bewegung. Nehmen Sie diese Signale ernst und geben Sie sich und Ihrem Körper das, was Sie brauchen!
- Gefühlsprotokoll: Schreiben Sie in einem Tagebuch auf, was Sie in verschiedenen Situationen empfinden. Das hilft Ihnen, Verhaltensmuster zu erkennen und besser zu verstehen, wann und warum bestimmte Bedürfnisse entstehen.
- Achtsamkeitsübungen und Entspannung: Techniken wie das Autogene Training oder die Progressive Muskelentspannung können Ihnen dabei helfen, mehr in Kontakt mit Ihren inneren Empfindungen zu kommen und so herauszufinden, was Sie gerade brauchen. Probieren Sie es aus: Hier geht´s zu den kostenlosen Übungen!
Indem Sie lernen, die Signale Ihres Körpers bewusst wahrzunehmen, können Sie frühzeitig Ihre Bedürfnisse erkennen und darauf reagieren. Damit sorgen Sie besser für sich selbst. Das ist wichtig, um langfristig Ihr Wohlbefinden zu sichern und gesündere Beziehungen zu führen.
Gesunde Grenzen setzen lernen
Grenzen zu setzen ist essenziell, um Ihre eigene Gesundheit, Energie und emotionale Stabilität zu schützen. Das ist besonders wichtig für Menschen, die Parentifizierung erfahren mussten. So verhindern Sie nämlich, dass Sie in alte Muster zurückfallen, in denen Sie sich ständig für andere verantwortlich fühlen. Ohne klare Grenzen laufen Sie Gefahr, sich permanent zu überfordern, weil Sie ständig die Bedürfnisse anderer über Ihre eigenen stellen.
Wie genau kann das aussehen, wenn man Grenzen setzt? Hier einige Beispiele:
- Klare Ansagen: Wenn jemand ständig um Ihre Hilfe bittet und Sie merken, dass es zu viel wird, können Sie sagen: „Ich kann dir gerade nicht helfen, ich brauche etwas Zeit für mich.“
- Zeit für sich selbst einplanen: Reservieren Sie feste Zeiten für Ruhe oder Hobbys – Momente, in denen Sie sich bewusst um sich selbst kümmern und nicht erreichbar sein müssen.
- Nein sagen lernen und üben: Es ist in Ordnung, Anfragen oder Aufgaben abzulehnen, die Sie überfordern. Dabei geht es nicht um Unfreundlichkeit, sondern um den Schutz Ihrer eigenen Gesundheit. Als Beispiel: „Ich kann diese zusätzliche Aufgabe heute nicht übernehmen, da ich bereits andere wichtige Dinge erledigen muss.“
- Prioritäten setzen: Überlegen Sie sich, was Ihnen in Ihrem Alltag wirklich wichtig ist, und richten Sie Ihren Fokus darauf, anstatt sich mit zu vielen Verpflichtungen zu überladen. Nehmen Sie sich mehrmals am Tag bewusst Zeit, um auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu achten. Wenn nicht Sie es tun, wer dann? 🙂
- Klare Regeln, Absprachen und Zeiten definieren: Besonders im Beruf kann es helfen, feste Arbeitszeiten festzulegen. Wenn Ihr Arbeitsgeber außerhalb dieser Zeiten Anfragen stellt, können Sie klar kommunizieren, dass Sie erst wieder am nächsten Arbeitstag darauf eingehen.
Ähnlich verhält es sich, wenn Ihre Kinder nicht mehr klein sind und ständig etwas von Ihnen möchten – sei es, wenn Sie um Hilfe bitten oder einfach Ihre Aufmerksamkeit möchten. Sie könnten ihnen in einem ruhigen Ton, und wenn es sich nicht um ein dringendes Bedürfnis oder einen Notfall handelt, erklären: „Ich weiß, dass ihr etwas braucht, aber jetzt ist meine Ruhezeit. Sobald ich fertig bin, können wir uns das gemeinsam anschauen.“ So lernen Sie, klare Grenzen zu setzen und zeigen gleichzeitig Verständnis.
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Austausch mit anderen Menschen
Auch wenn es sich manchmal so anfühlt, als würde niemand Ihre Erfahrung wirklich verstehen, kann der Austausch mit anderen Menschen trotzdem unglaublich wertvoll sein. Oft stellt man dabei fest, wie viele Menschen tatsächlich ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Der Austausch mit anderen Menschen hilft Ihnen, Ihre eigenen Erlebnisse aus einer neuen Perspektive zu betrachten, Muster besser zu erkennen und sich weniger allein zu fühlen. Außerdem können andere Betroffene oder Fachleute Ihnen wertvolle Impulse geben, wie Sie mit den Folgen der Parentifizierung besser umgehen können. Selbst wenn jemand Ihre genaue Situation nicht erlebt hat, kann empathisches Zuhören und ehrliches Feedback Sie dabei unterstützen, alte Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege zu finden.
Haben Sie Geduld mit sich selbst
Sie sollten Geduld mit sich haben, weil tief verankerte Muster nicht über Nacht verschwinden. Veränderung braucht Zeit. Ihr Verhalten und Ihre Denkweise haben sich über Jahre oder sogar Jahrzehnte entwickelt, oft als Schutzmechanismus in Ihrer Kindheit. Parentifizierung zu erkennen und die daraus entstandenen Muster zu durchbrechen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen immer gleich gelingt.
Es ist völlig normal, dass Sie zwischendurch Rückschritte erleben oder sich in alten Rollen wiederfinden. Wichtig ist, dass Sie sich dafür nicht verurteilen, sondern bewusst machen, dass jeder kleine Schritt in Richtung Selbstfürsorge zählt. Indem Sie geduldig mit sich bleiben, geben Sie sich selbst die Möglichkeit, in Ihrem eigenen Tempo zu wachsen und gesunde, neue Verhaltensweisen zu entwickeln. Veränderung ist ein Weg, den Sie achtsam und mit viel Mitgefühl gehen dürfen.
Unterstützung durch professionelle Hilfe
Viele Betroffene fragen sich, ob sie eine Psychotherapie wirklich brauchen oder ob sie den Umgang mit den Folgen der Parentifizierung allein bewältigen können. Die Wahrheit ist: Sie müssen nicht alles allein schaffen – denn manchmal zeigt sich wahre Stärke darin, die eigene Verletzlichkeit zuzulassen und Hilfe anzunehmen.
Psychotherapie kann helfen, tief verankerte Muster zu erkennen, emotionale Verletzungen aufzuarbeiten und gesündere Verhaltensweisen zu entwickeln. Oft sind die Auswirkungen der Parentifizierung so subtil und tief verwurzelt, dass es schwer ist, sie allein zu durchschauen. Ein Therapeut oder eine Therapeutin bietet eine objektive Außenperspektive und gibt Ihnen Werkzeuge an die Hand, um alte Denkmuster zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.
Natürlich können Sie selbst an sich arbeiten, indem Sie sich informieren, reflektieren und kleine Veränderungen in Ihren Alltag integrieren. Doch professionelle Unterstützung kann diesen Prozess gezielt und effektiv begleiten, sodass Sie sich nicht jahrelang im Kreis drehen. Therapie bedeutet nicht, dass Sie „kaputt“ sind – sondern dass Sie sich selbst ernst nehmen und die Hilfe gönnen, die Sie verdienen.
Fazit: Parentifizierung – Wenn Kinder zu Eltern werden
Parentifizierung ist keine Frage der Schuld. Es ist nichts, was Sie selbst verursacht haben, sondern etwas, das Ihnen widerfahren ist. Als Kind haben Sie Verantwortung übernommen, die eigentlich nicht Ihre war – sei es für die Emotionen Ihrer Eltern, für alltägliche Aufgaben oder für das Wohlergehen der Familie.
Kinder, die früh zu viel Verantwortung übernehmen mussten, entwickeln sich oft zu überfürsorglichen Erwachsenen, die Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen oder sich abzugrenzen. Doch das bedeutet nicht, dass man für immer in dieser Rolle gefangen bleiben muss. Sie können lernen, sich selbst mit Mitgefühl zu begegnen. Selbstfürsorge, gesunde Grenzen und gegebenenfalls therapeutische Unterstützung helfen dabei, sich von alten Rollen zu lösen und ein Leben zu führen, das nicht von Pflichtgefühl geprägt ist, sondern ein Leben zu gestalten, das sich wirklich nach Ihrem anfühlt.
Es ist nie zu spät, den Weg zurück zu sich selbst zu finden. Wenn Sie die Spätfolgen von Parentifizierung bewältigen möchten, begleite ich Sie gerne. Vereinbaren Sie einfach einen Termin – ich freue mich, Sie auf Ihrem Weg zu unterstützen.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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Wichtiger Hinweis:
Die Texte auf www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de wurden mit Sorgfalt erstellt und dienen informellen Zwecken. Die Inhalte sollen in keiner Weise verleiten, eine ärztliche Behandlung abzubrechen, eine Selbstdiagnose zu stellen, selbst eine Behandlung vorzunehmen oder einen Arztbesuch zu vermeiden. Ganz im Gegenteil: Die hier gegebenen Informationen ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Unterstützung und Behandlung.