Es gibt Zeiten im Leben, in denen scheinbar alles auseinanderbricht. Besonders groß können Wut und Enttäuschung sein, wenn man herausfindet, dass der Partner oder die Partnerin fremdgegangen ist. Manchmal ist es nur so ein „ungutes Gefühl“, manchmal verhärten konkrete Zeichen den Verdacht auf einen Seitensprung: Sie hat Kondome in der Handtasche oder sich Dessous gekauft. Er hat mehrmals in der Woche ominöse Geschäftstermine. Sollte man die Partnerin bzw. den Partner zur Rede stellen oder ruhig bleiben?
Was aber können Sie tun, wenn Sie den Verdacht hegen, betrogen zu werden? Wie können Sie Ihre Partnerin mit dem Verdacht der Untreue konfrontieren bzw. den Partner zur Rede stellen? Wie fädelt man ein solches Gespräch gut ein? Und was können Sie unternehmen, wenn er bzw. sie die Affäre leugnet?
Vor der Konfrontation mit Ihrem Untreue-Verdacht
Wenn die Untreue auffliegt und Sie erfahren, dass Sie betrogen wurden, ist das sehr verletzend. Die Wut kocht hoch und die Enttäuschung ist groß. Sie wollen Ihre Partnerin konfrontieren bzw. Ihren Partner zur Rede stellen, wissen aber nicht so richtig, wie.
Zunächst: Konfrontation bedeutet nicht Angriff, sondern Auseinandersetzung. Angriff ist eine feindliche Maßnahme, die aus Beschuldigungen, Vorwürfen, Beschimpfungen und Kritik besteht. Bei einer partnerschaftlichen Auseinandersetzung steht man sich gegenüber und tauscht Informationen aus, die den Sachverhalt klären sollen.
Wenn Sie den Partner zur Rede stellen oder die Partnerin nicht mit Ihrem Verdacht konfrontieren, bleiben Sie weiterhin in Ungewissheit. Das ist, als würden Sie mit offenen Karten Poker spielen, während Ihr Partner oder Ihre Partnerin das Blatt verdeckt auf dem Tisch liegen lässt. Eine Beziehung benötigt Offenheit, auch wenn sie schmerzhaft sein kann. Nur so können Vertrauen und Sicherheit wieder hergestellt werden.
1. Schritt: Was wollen Sie mit der Konfrontation erreichen?
Bevor Sie Ihren Partner bzw. Ihre Partnerin mit Ihrem Verdacht der Untreue konfrontieren, ist es wichtig, dass Sie sich selbst klar darüber werden, was Sie mit diesem Gespräch erreichen wollen.
Möchten Sie, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin Ihren Verdacht bestätigt?
Wollen Sie Sicherheit oder Klarheit?
Möchten Sie alle Details wissen oder reicht es Ihnen zu erfahren, wer die Fremdliebe ist?
Zu guter Letzt ist auch noch diese Frage offen: Können und wollen Sie einen Seitensprung verzeihen?
Möchten Sie an Ihrer Beziehung arbeiten oder wollen Sie Ihre Beziehung beenden?
Um sich innere Klarheit über diese Fragen zu verschaffen, können Sie sich alle Ihre Gedanken und Gefühle notieren. Sie können einen Brief schreiben, den Sie noch einen Tag ruhen lassen. Bevor Sie ihn vorlesen oder von Ihrem Partner lesen lassen, können Sie ihn sich selbst noch einmal durchlesen und sich dabei fragen: Ist der Brief eine Konfrontation oder ein Angriff?
2. Schritt: Verzichten Sie auf Fallen
Manche Menschen stellen bei dem Verdacht, der andere könnte eine Affäre haben, Fallen. Mit diesen wollen sie testen, ob der Partner treu ist und die Wahrheit sagt. Tatsächlich passiert bei solchen Tests nur, dass unser Gegenüber spürt, dass wir ihm misstrauen und es nicht ernst nehmen.
Jetzt werden Sie sagen: „Dieses Misstrauen ist verdient, schließlich ist er oder sie fremdgegangen!“ Das Problem aber ist, dass Ihre Beziehung nur mit Vertrauen eine Chance hat. Ich meine nicht blindes Vertrauen im Sinne von „Dann-gucke-ich-eben-über-die-Affäre-Hinweg“, nein, ich meine, ehrliches Vertrauen und das zeigt sich auch in der Kommunikation.
Wenn Sie herausfinden wollen, ob Ihr Partner Sie betrügt oder nicht, dann nicht, indem Sie wilde Methoden entwickeln, ihn oder sie in die Falle zu locken. Beginnen Sie Ihre Suche nach der Wahrheit nicht mit Lügen und Täuschung und suchen Sie nicht ein Fehlverhalten bei Ihrem Gegenüber.
Stellen Sie sich ein Kind vor, das Kekskrümel in der Wohnung verteilt hat. Die Frage „Hast du heute Kekse gegessen?“, würde das Kind vermutlich eher irritieren und verwundern. Es wird sich still fragen, was Sie von ihm wollen. Wenn es Strafe fürchten muss, wird es vermutlich sogar lügen.
Ähnlich ist es mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, wenn Sie fragen, ob er oder sie eine Affäre hat oder den Partner zur Rede stellen wollen.
Fragen Sie besser, um bei dem Beispiel mit den Keksen zu bleiben: „Ich habe Kekskrümel auf dem Teppich gesehen. Sei ehrlich mit mir: Wie viele Kekse hast du vor dem Abendessen genascht?“
Sprechen Sie offen Ihren Verdacht an, welche Beobachtungen Sie zu dieser Vermutung geführt haben, wie es Ihnen damit geht und was Sie sich von Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin wünschen.
3. Schritt: Seien Sie sorgsam und milde mit sich selbst
Vom Seitensprung des Partners zu erfahren, erschüttert uns zutiefst und reißt uns den ganzen Boden unter den Füßen weg. Wenn die schlimmsten Befürchtungen drohen, sich zu bestätigen, pendeln viele zwischen totaler Ohnmacht, Verzweiflung und Wut. Das Gefühl, hintergangen worden zu sein, ist für viele eine Art Todesstoß und manche benötigen einige Jahre, um sich von diesem Vertrauensbruch wieder zu erholen.
Wie also soll man dem Partner mit Klarheit begegnen, wenn gerade die Achterbahn der Gefühle scheinbar alles durcheinanderwirbelt? In erster Linie sollten Sie sich selbst Zeit nehmen, um die ersten hitzigen Gefühle auf Betriebstemperatur zu bringen. Das ist sicher leichter gesagt als getan, aber in einer guten Auseinandersetzung sind wir auch offen für unser Gegenüber. Natürlich ist diese Offenheit schwierig an den Tag zu legen, wenn Sie gerade zu tiefst gekränkt worden sind. Trotzdem verhindert diese Offenheit, dass unser Gegenüber zum Angriff übergeht, sondern sie macht eine Konfrontation im Sinne einer Auseinandersetzung möglich. Exzessive Gefühlsausbrüche können zwar erst einmal eine Entladung ähnlich wie bei einem Blitzableiter verschaffen, aber sie verhindern ein offenes Gespräch. Ihr Partner wird sich beschossen fühlen und sich aus Selbstschutz zurückziehen.
Die Konfrontation selbst – Den Partner zur Rede stellen
Ort und Zeitpunkt
Jemanden auf einen Seitensprung oder eine Affäre anzusprechen, kann unangenehm sein. Das Thema Untreue ist mit einer Menge emotionalem Sprengstoff aufgeladen. Der betrogene Partner ist oft verunsichert, trägt Ängste, Enttäuschung und Ärger in sich. Der untreue Partner wird beschämt sein und sich zwischen der bestehenden Partnerschaft und der Fremdliebe hin und her gerissen fühlen. Es ist eine Situation, die für alle Beteiligten alles andere als einfach ist.
Gerade für solche anspruchsvollen Themen ist es wichtig, einen Ort zu wählen, an dem beide ungestört sind, und einen Zeitpunkt, zu dem keiner der beiden unter Termindruck steht.
Ein Buch von 300 Seiten liest niemand in 5 Minuten oder während des Autofahrens. Den anderen mit dem Verdacht eines Seitensprungs „mal eben schnell“ im Flur zu konfrontieren, während sich die Kinder die Schuhe anziehen, geht oft schief. Auch ist es sehr ungünstig, Ihren Partner mit der Untreue zu konfrontieren, während Sie gerade Auto fahren. Da sitzen Sie zwar beisammen, aber mindestens einer von Ihnen ist durch den Straßenverkehr abgelenkt.
Unter Zeitdruck oder am falschen Ort eine Konfrontation zu beginnen, kann hinderlich für den gesamten Gesprächsverlauf sein. Unter Umständen sind alle genervt und gestresst, weil Zeitpunkt und Ort nicht geeignet sind. Nehmen Sie sich für eine faire Auseinandersetzung besser dieselbe Zeit, die Sie sich für das Lesen und Verstehen eines guten Buches nehmen würden.
Weitere Informationen zum Thema „faire Auseinandersetzung“ finden Sie hier.
Persönliches Gespräch
WhatsApp, Messenger oder Handy – das sind die Kommunikationsmittel unserer Zeit. Es ist schnell und einfach, sich via Messenger oder WhatsApp etwas hin und her zu schicken. Leider passieren dabei viele Missverständnisse und wir sehen nicht, ob unser Gegenüber für dieses Gespräch tatsächlich bereit ist. Selbst beim Telefonieren wissen Sie nicht, ob Sie jemanden gerade in Gedanken versunken ist oder bereits im Meeting steckt.
Ein persönliches Gespräch hilft Ihnen, besser zu erkennen und zu verstehen, was gerade zwischen Ihnen beiden stattfindet.
Hier können Sie mehr zum Thema „unerwiderte WhatsApp-Nachrichten“ lesen.
Den Partner zur Rede stellen: Was wissen Sie genau? Und was vermuten Sie nur?
Wenn Menschen das ungute Gefühl haben, der Partner würde sie betrügen, versuchen sie lange Zeit, erst einmal ihre Vermutung zu verdrängen. Wenn sich der Gedanke des Betrugs allerdings immer wieder aufdrängt, beginnen die meisten Menschen, Nachforschungen anzustellen. In dieser Phase vermischen sich oft Fakten mit Vermutungen und Ängsten.
Das Ergebnis ist: Es entsteht eine unglaublich gewaltige Welle aus Vorwürfen und Unterstellungen im eigenen Kopf. Der Schmerz und die Angst vermischen sich mit den reinen Fakten und Beobachtungen, die Emotionen schaukeln sich immer weiter hoch. Der Partner, konfrontiert mit dem Verdacht der Untreue, wird von einem Emotionscocktail überflutet. Das macht es ihm nahezu unmöglich, ruhig und entspannt zu reagieren.
Besser ist es, bei den Fakten zu bleiben, diese zu beschreiben und nicht zu deuten oder zu interpretieren. Wenn Sie Rückschlüsse aus Ihren Beobachtungen ziehen, trennen Sie Fakten und Ihre Gedanken und Gefühle dazu.
Beispielsweise sagen Sie statt: „Du hast was mit deiner Sekretärin“, besser: „Ich habe da Lippenstift am Kraken deines Hemdes gefunden. Dieses Hemd hattest du letzten Dienstag im Büro an. Ich habe die Befürchtung, dass du eine Affäre mit deiner Kollegin hast.“
Eigene Gedanken und Gefühle
Sicher haben Sie sich bereits unzählige Gedanken gemacht und versuchen noch immer, Ihre Gefühle zu ordnen und zu verstehen, wenn Sie vermuten, Ihr Mann oder Ihre Frau würde fremdgehen. Wichtig ist auch, dass diese Gedanken und Gefühle Raum finden dürfen. Dies jedoch nicht im Sinne von „Du bist Schuld, dass es mir jetzt schlecht geht.“ Schuldzuweisungen dieser Art helfen in einer Auseinandersetzung sowieso nicht weiter, sondern verhärten eher die Fronten. Vielmehr ist es sinnvoll, wenn Sie bei Ihren eigenen Gedanken und Gefühlen bleiben:
- Was haben Sie gesehen? Und was löst das für Gedanken bei Ihnen aus?
- Was wurde Ihnen erzählt? Und wie geht es Ihnen damit?
- Welche Ängste haben Sie? Was verunsichert Sie? Was ärgert Sie vielleicht?
- Welche Widersprüche gibt es zwischen dem, was Sie wissen und dem, was Ihr Partner sagt, bzw. wie er oder sie reagiert? Was lösen diese Widersprüche in Ihnen aus?
- Welche Gedanken und Gefühle haben Sie, wenn Sie belogen werden? Sind Sie eher beleidigt oder gekränkt, verängstigt oder wütend, ziehen Sie sich lieber zurück und schweigen oder wollen Sie lieber toben und schreien?
Typische Reaktion des untreuen Partners bzw. der untreuen Partnerin
Leugnen oder Lügen
Die meisten Menschen mögen es nicht, „ertappt“ zu werden, egal, welcher Art ihre Lüge war. Noch schlimmer wird es, wenn das Handeln gesellschaftlich, moralisch oder religiös abgelehnt wird. Die soziale Norm gibt uns viel vor, wann wir uns schämen sollten und wann nicht. Fremdgehen ist in unserem Kulturkreis nicht akzeptiert. Das bedeutet: Gehen Menschen fremd, empfinden die meisten Scham und Schuldgefühle. Scham ist ein sehr unangenehmes Gefühl, deshalb versuchen wir oft, ihr zu entgehen. In dem Buch „Wut, Schuld & Scham: Drei Seiten der gleichen Medaille“ beschreibt Liv Larsson, wie wir Menschen versuchen, Schamgefühle zu vermeiden: „Entweder entziehen wir uns, kritisieren uns selbst, rebellieren oder attackieren andere.“
Zugeben
Das Gestehen eines Seitensprungs oder einer Affäre bedeutet oft nur die Spitze vom Eisberg. Selten kommt es vor, dass jemand von der Fremdliebe oder dem Fremdsex sofort in allen Einzelheiten erzählt. Trotzdem kann es ein gutes Zeichen sein, wenn die Untreue gestanden wird. Natürlich kann es auch nur Eigennutz sein, weil man selbst und sein schlechtes Gewissen erleichtern möchte. Manche erhoffen sich auch, den betrogenen Partner so sehr zu verärgern, dass er oder sie sich für einen selbst trennt. Es kann aber auch sein, dass der untreue Partner bereits auf dem Weg war, sich von der oder dem Geliebten zu trennen.
Das Geständnis der Untreue ist also an sich nicht ein „gutes“ oder „schlechtes“ Signal, sondern kann ein Anfang sein, wieder offen und ehrlich miteinander umzugehen.
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Sollte man den Seitensprung verzeihen oder nicht?
Oft werde ich gefragt, ob eine Beziehung nach der Untreue überhaupt noch eine Chance hat. Und ob man einen Seitensprung bzw. eine Affäre überhaupt jemals verzeihen könne?
Ob eine Beziehung nach dem Seitensprung eine Chance hat oder nicht, hängt in erster Linie davon ab, ob beide diese Beziehung erhalten möchten. Sowohl der betrogene Partner als auch der untreue Partner müssen bereit sein, an dieser Beziehung zu arbeiten.
Der untreue Partner muss lernen, seiner eigenen Scham zu begegnen und verstehen, dass der betrogene Partner durch die Untreue verletzt wurde. Es braucht oft mehrere Monate, manchmal Jahre, um dieses Vertrauen wieder aufzubauen. Manche Paare schaffen es niemals.
Der betrogene Partner muss lernen, mit dem Vertrauensbruch zurechtzukommen, und wieder neu lernen, zu vertrauen.
Beide müssen lernen, sich als Paar wieder gegenseitig zu unterstützen sowie Mitgefühl füreinander zu entwickeln. Scham- und Schuldgefühle sowie Ängste müssen beide gegenseitig abbauen. Es ist kein einfacher Weg, aber es ist dennoch möglich.
„Der Gedanke daran, uns unvollkommen zu zeigen, ist so unangenehm, weil wir sicher sind, dass uns niemand mögen kann, der gesehen hat, dass wir ganz und gar nicht makellos sind. Der Glaube daran, nur geliebt und akzeptiert zu werden, wenn wir perfekt sind, ist zerstörerisch.“
Liv Larsson
Suchen Sie sich Unterstützung in der Paartherapie oder Paarberatung
Für manche ist die Vorstellung, sich Unterstützung zu suchen, kaum vorstellbar. Bisher ging doch immer alles von allein. Trotzdem unterstützt eine Paartherapie bzw. Paarberatung Sie dabei, als Paar wieder Verständnis füreinander herzustellen und Verletzungen zu heilen. Es ist wichtig, die Probleme zu klären und damit zu lösen, um zukünftig solche oder ähnliche Verletzungen zu vermeiden.
Falls Sie betrogen wurden, sich fremdverliebt haben oder Sie gemeinsam als Paar die Untreue verarbeiten wollen und gestärkt aus der Krise gehen möchten, unterstütze ich Sie gern als Paarberaterin. Vereinbaren Sie dazu einfach einen Termin bei mir in der Praxis in Planegg bei München. Wir finden gemeinsam eine Lösung für Sie, die zu Ihnen passt.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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