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Partnerschaft: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!?

Das Leben hält viele Überraschungen bereit – positive wie negative. Das birgt zahlreiche Unsicherheiten, denn auf unvorbereitete schlechte Nachrichten können wir alle verzichten. Mit Kontrolle scheint das Leben berechenbarer zu werden, und das erzeugt ein Gefühl von Sicherheit. Doch wie wirkt sich übermäßige Kontrolle auf die Beziehung aus?

Grundsätzlich finden wir in jeder Beziehung Machtthemen; sollten diese jedoch in einer gesunden Partnerschaft ausgeglichen sein, beispielsweise er will in die Berge und sie ans Meer, müsste sich also ein Urlaubsort finden, mit dem beide zufrieden sind?
Kritisch wird es dann, wenn einer von beiden ständig zurücksteckt und der andere seine Machtposition missbraucht, denn das schafft auf Dauer Unzufriedenheit. Laut einer amerikanischen Studie wünschen sich 87 Prozent der Männer und 95 Prozent der Frauen eine gleichberechtigte Beziehung (Peplau, 1978). Besonders zufrieden sind demnach Menschen, die ihre Beziehung als gleichberechtigt empfinden.

Macht und Kontrolle in Partnerschaft

„Wie beherrscht man(n) eine starke Frau?“, wurde ich von einem Bekannten gefragt. Er war einer der wenigen, der seine Gedanken ehrlich offenbarte. Denn wenn ein Mann zugeben würde, dass er eine Frau „be-herrschen“ will, würden viele Feministinnen laut aufschreien. Dieser Mann aber sprach offen über die Sehnsucht, eine Frau im Griff haben zu wollen. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es auch Frauen gibt, die gern die Hosen anhaben, bloß üben Frauen ihre Sehnsucht nach Kontrolle viel subtiler aus. Hier soll es aber nicht darum gehen, was typisch männlich oder weiblich ist, sondern viel mehr, was ein Ungleichgewicht an Macht in einer Partnerschaft anrichtet und wie es ausgeglichen werden kann.

Sowohl bei Männern als auch bei Frauen finden wir Schieflagen in Machtverhältnissen. Meist ergänzen sich Paare einander, denn beide tragen viele Unsicherheiten in sich. Kontrolle über andere dient dazu, die eigenen inneren Zweifel und Ängste zu überspielen. Und das passende Puzzleteil, der Partner der sich kontrollieren lässt, scheint dieses Kontrollverhalten seines Partners als „gerechtfertigt“ zu empfinden. Meist geschieht dies aus eigenen inneren Unsicherheiten, Zweifel und zu geringem Selbstwertgefühl. Es folgen innere Sätze wie „Ich habe ihn provoziert“ oder „Ich hätte mich klarer ausdrücken müssen“.

In den meisten Fällen kommt es zum Streit und zu Machtkämpfen, wenn der Kontrolliertwerdende sich zu Wort meldet und eigene Bedürfnisse anmeldet.

Machtkämpfe können sehr facettenreich sein. Im Folgenden einige Beispiele:

Wie üben Menschen Kontrolle aus?

  • Dominanz durch Ignorieren
  • abwertende Mimik, Gestik und Körpersprache
  • Unterjubeln eigener Ideen
  • immer Recht haben wollen
  • zweideutige Komplimente: „Niemand wird dich je so lieben wie ich.“
  • Belohnung und Bestrafung
  • Manipulation, um in das Handeln, Denken und Fühlen des anderen einzugreifen
  • beleidigt sein, schmollen
  • subtile verbale Spitzen
  • Rückzug, Liebesentzug; aber auch besondere Liebeszuwendung
  • Schuldzuweisungen, Schuldgefühle erzeugen, mangelnde Eigenverantwortung
  • anschreien, laut werden, Wutausbrüche
  • bewusste Verunsicherungen, Einschüchterung
  • finanzielle Abhängigkeit
  • passive Opferrolle: „Nimm Rücksicht!“
  • emotionale Erpressung: „Ohne dich kann ich nicht leben.“
  • mit Gefühlen wie Verlustangst spielen
  • übermäßige Eifersucht, Besitzergreifen
  • verbale Gewalt: drohen, beschimpfen, beleidigen
  • Gaslighting
  • sich lustig machen, den anderen klein reden
  • körperliche Gewalt, beginnend beim „Hand ausrutschen“
  • sexuelle Gewalt:
    Gerade in einer Partnerschaft können die Grenzen zwischen sexueller Lust (es mal etwas heftiger werden lassen) und sexueller Gewalt ineinander übergehen. Es bedarf einer Absprache, wo Lustspiel endet und Missbrauch beginnt. Missbrauch geschieht immer dann, wenn ein „Nein“ ignoriert oder übergangen wird.

Es ist ein wackeliges Fundament, auf das die Ziegel der Partnerschaft gesetzt werden, wenn Kontrolle und Manipulation Beziehungsalltag sind. Schauen wir uns an dieser Stelle einmal die Machtspielchen genauer an.

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Kontrollsucht in der Partnerschaft: Warum kommt es zu Machtspielchen?

In erster Linie geht es um Vertrauen, sowohl in den anderen als auch in sich selbst. Je größer das Bedürfnis nach Macht und Kontrolle ist, desto deutlicher ist auch der Mangel an Vertrauen zu erkennen. Wenn alle Menschen kontrollierbar, und damit all ihre Gedanken, Gefühle sowie Handlungen beeinflussbar wären, müsste der Mensch nie Vertrauen aufbringen. Vertrauen bedeutet, sich auf die eigenen Fähigkeiten verlassen zu können (Selbstvertrauen) und auf das Wohlwollen des Gegenübers, dass er es auch gut mit uns meint.

Aber weder die Handlungen des Partners sind kontrollierbar, noch dessen Gedanken und Gefühle. Ganz im Gegenteil, je mehr ein Mensch sich „gefesselt“ fühlt, in seinem Denken, Fühlen und Handeln eingeschränkt wird, desto mehr schlägt sein Herz für „Kontrollentzug“. Jeder Kontrollversuch wird dann mit einem inneren Drang nach Freiheit beantwortet. Genau das Gegenteil von dem, was der Kontrolleur erreichen möchte. Das Bedürfnis nach persönlichen Freiraum wird größer, je mehr ein Mensch diesen als eingeschränkt empfindet.

Nun ist Trennung nicht immer gleich die Lösung, weshalb es an diesem Punkt oft zu Ausflüchten und Notlügen kommt, damit der persönliche Freiraum weiterhin erhalten bleibt. Das wiederum schürt zusätzlich Misstrauen beim Kontrolleur und verstärkt die Machtspielchen. Hier schließt sich der Teufelskreis.

Wie entsteht Vertrauen?

Vertrauen bedeutet immer, sich verlassen, einlassen, fallenlassen können, und damit auch ein Stück Abhängigkeit („Meint mein Partner es wirklich gut mit mir oder spielt er nur mit meinem Gefühl?“)

In der Regel entwickeln wir Vertrauen sehr früh, bereits als Baby in unserer Herkunftsfamilie. Wer dort Sicherheit, Wärme und Geborgenheit erlebt, kann vertrauen. Das nennen Psychoanalytiker Urvertrauen. Wer anhaltende liebevolle und sorgsame Zuwendung von Bezugspersonen (meist sind das die Eltern) erfährt, erlebt emotionale Stabilität. Diese ist später verantwortlich dafür, wie sehr ein Mensch vertrauen kann. Das Urvertrauen ist für eine möglichst angstfreie Auseinandersetzung mit anderen Menschen notwendig. Es entscheidet, mit welchen Augen wir die Welt sehen.

Menschen, die wiederkehrende oder anhaltende Vernachlässigung, Lieblosigkeit oder gar Misshandlungen erlebt haben, fehlt es meist an Urvertrauen. Diese Beziehungserfahrungen spiegeln sich dann in der bestehenden Partnerschaft wieder und haben nicht selten Beziehungs- sowie Bindungsprobleme zur Folge. Das ist ein guter Nährboden für Misstrauen, Angstzustände, Aggressivität, verschiedene Zwänge (Kontrollzwang), Depressionen, Persönlichkeitsstörungen oder Suizidalität. 

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Selbstvertrauen und Vertrauen in andere Menschen

Generell gilt, je früher sich Vertrauen bilden kann, desto kleiner sind Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit anderen Menschen. Meist ist die Persönlichkeit eines Menschen bis zum 25. Lebensjahr bis zu 80 % entwickelt und ausgereift. Wer bis hierhin Vertrauen gelernt hat, darf sich glücklich schätzen. Er verfügt über genügend Vertrauen in andere (Partnerschaft, Gemeinschaft, „Ich fühle mich geborgen und wohl.“),
sich selbst (Selbstvertrauen, „Ich bin es wert, geliebt zu werden.“)
und die Welt („Das Leben ist lohnenswert!“).

Wer vertrauen kann, erlebt ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit. Misstrauen dagegen erzeugt Ängste und anhaltende Unsicherheiten. Um diese besser kontrollieren zu können, werden Machtspielchen eingesetzt. Die anderen zu beherrschen, um eigene Unsicherheiten nicht mehr ertragen zu müssen, das kann jedoch nicht lange gut gehen. Es stresst den Kontrolleur, weil er ständig in „Hab-Acht-Stellung“ ist und es stresst das soziale Umfeld, weil dieses das Verhalten des Kontrolleurs als Einschränkung der eigenen Persönlichkeit empfindet.
Deshalb empfiehlt es sich, Vertrauen nachreifen zu lassen.

Reifeprüfung: Wenn Vertrauen wächst, nimmt die Angst ab

In dem Maße, wie Vertrauen wächst, nimmt die Angst ab und somit bleiben übertriebene Kontrollen sowie Machtspielchen aus. Doch wie kann man das zarte Pflänzchen „Vertrauen“ richtig gießen und düngen, damit es gesund und kräftig heranwächst?

An dieser Stelle möchte ich das Bild des inneren Kindes wählen, was jedem von uns innewohnt. Jenes Kind, was wir einst waren. Innerlich hofft dieses Kind die Liebe, Wärme und Geborgenheit der Eltern zu erhalten. Manche Menschen hoffen bis ins hohe Alter darauf. Es kostet etwas Überwindung den Mut aufzubringen, nicht mehr zu hoffen, dass Eltern oder Partner/Partnerin diese Sehnsucht nach Geborgenheit befriedigen, sondern dass wir selbst es sind, die uns das geben können, was wir brauchen. Dem eigenen inneren Kind Stimme zu verleihen bedeutet, trotzdem einem im Leben vieles verwehrt geblieben ist, das Vertrauen nachreifen zu lassen – in sich, andere Menschen und die Welt.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Friederike Klingholz München
Grafik: Ulrike Fuchs München