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Über das Schweigen der Männer: „Er redet nicht mit mir!“

„Sag doch mal etwas“, fordert sie ihn auf. Er schweigt.

Wenn Sie mit einem schweigsamen Mann zusammen sind, können Sie ein Lied über diese Situation singen. Ihre Stimme wird immer lauter, Ihr Gefühlsleben resigniert und er sagt – nichts. „Was soll ich denn noch alles tun? Er redet einfach nicht!“ Dieser Frage widme ich mich heute: Was können Sie tun, damit Ihr Mann (wieder) mit Ihnen spricht?

Analysieren Sie ihn – bloß nicht!

Im Internet findet man die unglaublichsten Lösungsvorschläge, wie man mit schweigenden Männern umgehen soll, um sie zum Sprechen zu bringen. „Analysieren Sie ihn und sein Verhalten“, ist die unnützeste Variante, denn Männer wollen weder analysiert noch durchschaut werden. Frauen mögen das übrigens auch nicht. Wer weiß oder glaubt zu wissen, was in seinem Gegenüber vor sich geht, kann entweder hellsehen oder verschließt sich seinem Gegenüber.

Ihre Annahme, alles über Ihren Mann zu wissen, bringt vielleicht ein gewisses Selbstbewusstsein zum Ausdruck. Diese Haltung kann aber auch nur arrogant wirken, denn wir stellen uns mit ihr über unser Gegenüber. „Ich weiß besser, was gut für dich ist!“, sagte man dann gern. Solche Aussagen werden allerdings zu gefährlichen Waffen, die Sie vor der eigenen Weiterentwicklung schützen sollen.

Jetzt fragen Sie natürlich, wie Sie selbst sich weiter entwickeln sollen, wenn doch er das Problem ist. Er redet schließlich nicht, ist aggressiv, trinkt Alkohol. Außerdem spricht er nicht über seine Gefühle.

Das Leben besteht aus permanenter Veränderung und Wachstum. Ständig begeben wir uns auf neue Wege, wenn alte Verhaltensweisen nicht funktionieren. Ist Ihre Strategie, Ihren Mann zum Reden zu bewegen, aufgegangen? Wenn ja, können Sie hier aufhören zu lesen. Wenn nein, lassen Sie meine Vorschläge auf sich wirken.

Paare tun gut daran, offen füreinander zu bleiben und interessiert am Gegenüber zu sein. „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, ist seit der Antike eine Redewendung, die bis heute ihre Gültigkeit hat. Bisher wussten Sie, dass er nicht reden will. Sie wussten aber noch nicht, warum. Sie haben vermutlich sein Schweigen persönlich genommen. Vielleicht haben Sie auch einmal die Erfahrung gemacht, dass man Sie mit einem Schweigen bestraft hat. Unterstellen wir Ihrem Mann aber zunächst nichts Böses. Nehmen Sie also nicht gleich an, er würde schweigen, um Sie zu verletzen, sondern gehen Sie davon aus, dass es eine Geste der Liebe ist: Er schweigt vielleicht, weil er Ruhe braucht oder sich, wie John Gray es in seinem Buch „Männer sind anders, Frauen auch“ beschrieb, einfach einmal in seine Höhle verkriechen muss.

Sie lieben Ihren Mann, sonst wären Sie bereits getrennt. Setzen Sie also Ihren zärtlichsten Blick auf und seien Sie wohlwollend gegenüber Ihrem Mann, wenn er schweigt. Gleich verrate ich Ihnen, was für einen Effekt das haben kann.

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Eine Paarbeziehung ist wie Musik in Stereo

Auch wenn Ihr Mann es ist, der schweigt, haben trotzdem Sie das Problem mit seiner Stille, ob Sie wollen oder nicht. Er spricht nicht und Sie reagieren darauf. Mal sind Sie vielleicht auch still, ein anderes Mal reden Sie weiter auf ihn ein und wieder ein anderes Mal analysieren Sie ihn vielleicht, weil Sie das auf irgendeiner Coaching-Seite gelesen haben.

Aber ein Paar funktioniert wie eine Stereoanlage. Jeder von Ihnen ist eine der Boxen und zwischen Ihnen spielt die Musik. Eine Paarbeziehung gleicht immer etwas aus, was uns Menschen polarisiert.

Stellen Sie sich ein Elternpaar vor: Wenn ein Elternteil mit dem Kind sehr nachgiebig ist, wird der andere Elternteil eher streng sein, um die Erziehung auszugleichen. So ist es zumindest in einer gesunden Beziehung. Diese Rollen können von Zeit zu Zeit variieren, nämlich dann, wenn der nachgiebige Teil plötzlich streng wird und zum Kind sagt: „Nein, du gehst um 8 Uhr ins Bett! Keine Widerrede!“ Plötzlich lenkt der sonst strenge Elternteil milde ein: „Jetzt sei doch nicht so streng!“

Solch ein Verhalten kann sehr verwirren, aber es ist gesund, um einen Ausgleich innerhalb der Paarbeziehung zu schaffen. Es ist, als ob die Boxen einer Stereoanlage genau wüssten, wie laut oder leise die Musik insgesamt sein muss, damit man sie überhaupt hören kann.

Was heißt das nun für Sie und Ihren schweigsamen Mann? Sie sind beide eine Art Musikbox in Ihrer Beziehung. Wird die eine Box lauter, muss die andere zwangsläufig leiser werden, um die Lautstärke auszugleichen. Je leiser Sie werden, desto mehr redebereit wird Ihr Mann möglicherweise werden.

Was in der nun eintretenden Ruhe allerdings sicher passieren wird: Sie werden mit Ihren eigenen, vielleicht unliebsamen, Gefühlen konfrontiert werden. Möglicherweise fühlen Sie sich alleingelassen oder haben Angst, nicht mehr gemocht zu werden. Vielleicht spüren Sie auch, dass Sie sich wieder mehr Nähe zu Ihrem Partner wünschen. Oder Sie nehmen wahr, dass Ihnen mehr Eigenständigkeit guttun würde. Mit diesen Gefühlen können Sie aber arbeiten. Es ist besser, diese zu spüren und zu bearbeiten als eine immer lauter werdende Musikbox zu werden, die irgendwann übersteuert.

Der Partner ist an dieser Stelle ein wirkliches Geschenk. So schmerzlich, wie es für Sie auch sein mag: Er erinnert Sie daran, dass in Ihnen Gefühle schlummern, die gesehen und geheilt werden möchten.

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Haben Sie auf Empfang geschaltet?

In der Verliebtheitsphase können Paare nicht genug voneinander haben. Sie sind offen füreinander und hören genau zu. Sie wollen so viel wie möglich angenehme Zeit miteinander verbringen. Irgendwann pendeln sich die Hormone wieder auf ein normales Maß ein und wir finden wieder Zeit dafür, was uns sonst im Alltag wichtig und bedeutend ist. Das ist wichtig, damit wir arbeiten, uns unseren Hobbys widmen oder unsere Freundschaften pflegen können. Schließlich kann niemand nur von der Liebe zu diesem einen Menschen leben, auch wenn es zugegeben ein wunderbares Gefühl ist, verliebt zu sein.

Wenn wir also aus der Verliebtheitsphase purzeln, dann geschieht dies nicht, weil der andere gemein zu uns sein will, sondern weil es lebensnotwendig ist. Gleichzeitig sind wir nun wieder auf Empfang für andere wichtige Dinge geschaltet. Diese Empfangsbereitschaft füllt manche Menschen im Alltag so sehr, dass sie sich fühlen wie ein Topf, in den stetig Wasser gegossen wird. Wenn der Topf am Abend voll ist, wird es schwierig für sie, offen für noch mehr Wasser zu sein. Es wird etwas überfließen. Dasselbe geschieht auch im Gespräch: Wenn der Kopf bereits voll ist, purzeln andere Dinge heraus, die vielleicht wichtig sind. Oder es geht erst gar nichts mehr hinein.

Viele Paare machen dann den Fehler, sich an der Verliebtheitsphase zu messen, in der die Hormone verrückt spielten und wir für den Partner immer offen waren. „Früher hast du mir zugehört“, ist ein Vorwurf, der dann nicht selten zu hören ist.

Was wir aber auch in der Verliebtheitsphase taten, ohne es wahrzunehmen: Wir haben geschaut, ob unser Gegenüber überhaupt auf Empfang geschaltet ist. Schaut er Sie an? Ist er Ihnen in der Körperhaltung zugewandt? Ist er bereit, zuzuhören? Auch die Körpersprache sagt viel über die Gesprächsbereitschaft eines Menschen. Wie viele Menschen reden aber einfach los, ohne zu prüfen, ob der Partner überhaupt aufnehmen kann, was sie sagen?

Das ist ein Dilemma, denn wenn jemand nichts aufnehmen kann (nicht „will nicht“), wird es für ihn schwierig, dem Gespräch zu folgen. Und auch das passiert nicht aus Böswilligkeit, sondern weil der „Kanal einfach voll“ ist.

Wenn Sie also Ihren Mann zum Gespräch motivieren möchten, prüfen Sie zuerst, was verliebte Menschen auch tun: ob Ihr Mann überhaupt zuhören kann.

Wenn nicht, handhaben Sie es wie mit einem Kollegen, den Sie fragen: „Oh, ich sehe, es passt gerade nicht. Wann hast du Zeit?“, und vereinbaren Sie einen Termin, an dem beide gesprächsbereit sind.

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Andere Sprache, anderes Verständnis

Frauen reden in der Regel gern und viel. Das dient der Zwischenmenschlichkeit, denn sie lieben beziehungsorientierte Kommunikation. Männer dagegen kommunizieren inhalts- und lösungsorientiert.

Wenn eine Frau also „nur mal so quatschen“ will, um die Beziehung zu stärken, fragt er sich im Gegenzug, wo er anpacken soll. Innerlich läuft er von einer Ecke zur anderen und versucht, das Problem zu erkennen, um es zu lösen. Kurz gesagt: Einfach nur zu plaudern bedeutet für die meisten Männer Stress pur.

Mann und Frau sprechen eben eine ganz andere Sprache, auch wenn sie gleiche Wörter verwenden. Auf der emotionalen Ebene liegen Welten zwischen der Kommunikation einer Frau und der eines Mannes. Dabei ist keine Sprache „richtig“ oder „falsch“, aber jede hat eine andere „Grammatik“.

„Du hörst mir nicht zu“, wird nicht selten als Vorwurf verstanden, auch wenn es vielleicht nicht so gemeint ist. Beim Gegenüber kommt oft eine Bewertung, oft sogar eine Abwertung an: „Du bist falsch, weil du nicht mit mir redest.“

Nun, wie würden Sie sich fühlen, wenn Sie scheinbar alles falsch machen? Was würden Sie tun? Stiller werden? Sich zurückziehen?

Männer können zuhören und auch reden. Sie brauchen in der Kommunikation, anders als Frauen, klare Informationen wie diese: „Schatz, ich möchte einfach nur reden, damit ich das Gefühl habe, deine Nähe zu spüren.“ Diese Information braucht Ihr Mann. Dann weiß er, dass er nichts tun, reparieren und auch kein Problem lösen muss, wenn er Ihnen zuhört. Es reicht Frauen oft, wenn Männer in so einer Situation ab und zu ein soziales Grunzen hervorbringen wie: „Hm“, „Ja“, oder Ähnliches.

Trotzdem sollten Sie das Gespräch mit Ihrem Mann, auch die Beziehungsgespräche und Gespräche über Gefühle, nicht erzwingen, sonst tritt genau das Gegenteil ein. Er wird mauern und nicht mehr mit Ihnen sprechen.

Teilen Sie Ihrem Mann behutsam die Wichtigkeit mit, die das Gesprächsthema für Sie und Ihre gemeinsame Beziehung hat. Denn auch Ihr Bedürfnis nach Reden und gemeinsamem Austausch ist etwas, das Ihre Paar-Stereoanlage ausgleichen muss. Sowohl das Schweigen als auch das Reden sind ein gemeinsames Problem, bei dem es kein „Richtig“ oder „Falsch“ gibt, sondern lediglich ein „Anders“.

Sich für ein Gespräch Zeit zu nehmen und sich zu verabreden, kann dabei helfen. Auch sollten Problemgespräche zeitlich begrenzt sein, um die Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten zu erhalten.

Zu guter Letzt, wenn alle Stricke reißen, kann es auch hilfreich sein, eine Paarberatung in Anspruch zu nehmen. Dafür können Sie einen gemeinsamen Termin vereinbaren oder sich auch allein beraten lassen. Bei einem guten Gespräch ist das „Wie“ ausschlaggebend. Falls Sie dabei unterstützt werden möchten, das passende „Wie“ für Sie beide zu finden, vereinbaren Sie gern einen Termin bei mir in der Praxis. Ich unterstütze Sie gern.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Corinna Luerweg Hamburg
Grafik: Ulrike Fuchs München