Alle auf dieser Webseite verwendeten Texte,
Fotos und grafischen Gestaltungen sind
urheberrechtlich geschützt. Sollten Sie Teile
hiervon verwenden wollen, wenden Sie sich bitte
an den Seitenbetreiber.
Impressum

OK

Sexueller Missbrauch an Jungen – Ursachen und Folgen

Laut Kriminalstatistik sind 92% der Opfer durch sexuellen Missbrauch im Alter von 6 bis 14 Jahren. Es ist davon auszugehen, dass nur jeder 18. bis 20. Missbrauch angezeigt wird. Die Dunkelziffer ist sehr hoch. Die vorliegenden Daten über sexuellen Missbrauch stammen aus Schätzungen und Befragungen. Die derzeitigen Zahlen sind erschreckend: Mädchen sind 3 bis 4 Mal häufiger von sexueller Gewalt betroffen als Jungen. Dennoch sollten die Jungen nicht vernachlässigt werden, denn in Deutschland werden von 10 Jungen ein bis zwei mindestens einmal in ihrem Leben sexuell missbraucht.

Fälschlicherweise gibt es immer noch grobe gesellschaftliche Vorurteile. Deshalb bringen missbrauchte Jungen und Männer wesentlich seltener als Frauen den Mut auf, über die sexuelle Ausbeutung zu schreiben oder zu sprechen. Das Bewusstsein über die Notlage dieser Jungen und späteren Männer dringt nur sehr langsam in die Öffentlichkeit.

An den Folgen des sexuellen Missbrauchs leiden die Opfer oft noch lange Zeit, unabhängig vom Geschlecht, der sexuellen Orientierung, Herkunft oder des Glaubens.

Ein richtiger Kerl ist kein Opfer“, herrscht noch immer das grobe Vorurteil.

Was ist sexueller Missbrauch bei Jungen?

Sexuelle Gewalt oder Missbrauch ist:

  • Ohne körperlichen Kontakt: Aufzwingen von pornografischem Film- und Bildmaterial; zuschauen müssen, wenn Jugendliche oder Erwachsene Sex miteinander haben bzw. wenn Jugendliche oder Erwachsene onanieren.
  • Mit körperlichem Kontakt: gegenseitiges Berühren und Anfassen an verschiedenen Körperregionen.
  • Nicht penetrativ (lat. penetrare „eindringen, durchdringen“): unerlaubtes Anfassen oder Massieren von Geschlechtsteilen oder innerhalb des Genitalbereichs.
  • Mit penetrativem Kontakt: oraler Geschlechtsverkehr, das Einführen des erigierten Gliedes oder anderer Hilfsmittel (Finger, Gegenstände) in verschiedene Körperöffnungen (anal, oral), zum Sex gezwungen (erpressen, drohen, erniedrigen, geschlagen) oder überredet werden.
  • Für Pornografie gefilmt oder fotografiert werden.
  • Mit Paraphilien: Fetischismus (sexuelle Fixierung auf bestimmte Hilfsmittel), Sadomasochismus (Sexualverhalten mit Schmerz, Demütigungen, Macht).
  • Ritualisierter (Ablauf nach vorgegebenen Regeln) sexueller Missbrauch: „Doktorspielchen“ oder Reinigung des Körpers durch den/die Täterin wird zu sexuellen Handlungen benutzt, im Besonderen, wenn das Kind sich altersgemäß bereits selbst waschen könnte.

Das Dilemma der Rolle „Mann“ bei sexuellen Missbrauch

Diese Rollenverteilung belastet, verwirrt und erschüttert doppelt. Denn es entstehen große Zweifel, kein ganzer Junge mehr zu sein: „Einem richtigen Jungen passiert das doch nicht…“

Im Zwiespalt zwischen der Männerrolle und dem Opfersein neigen viele Jungs dazu, sich mit dem Aggressor zu identifizieren. Sie wollen so vermeintlich stark sein, wie der Täter – nicht als Schwächling gelten oder gar als schwul.

Es beginnt ein Kampf um Anerkennung und Respekt. Sie eifern dem Idealbild des „richtigen Jungen“ nach, treten dabei meist übertrieben aggressiv bzw. machohaft auf.

Das Umfeld des Jungen nimmt ihn von außen besonders stählern, männlich bis aggressiv wahr. Keiner sieht diesen Hilfeschrei, und somit bleiben die misshandelten Jungen in ihrer Not allein.

Falsch ist die noch immer verbreitete Meinung, Jungen könnten sich grundsätzlich gegen sexuelle Übergriffe wehren.

Falsch ist auch, dass Jungen und Männer bei jedem sexuellen Kontakt prinzipiell Lust empfinden würden.

Sexueller Missbrauch schmerzt körperlich und seelisch.

Drohung als sicherstes Druckmittel

Um die Opfer gefügig zu machen und anschließend zum Schweigen zu bringen, setzen Täter perfide Druckmittel ein; schließlich soll der sexuelle Missbrauch geheim bleiben. Angst machen ist eine der sichersten Methoden, um Druck zu erzeugen und Menschen zum Schweigen zu bringen.

Zumeist fühlen sich Opfer von sexueller Gewalt schuldig und glauben, sie hätten sich nicht genug gewehrt. Wenn dieses Gefühl noch nicht ausgeprägt genug ist, hilft der Täter gern auch mal nach. „Du hast es doch gewollt“, ist beispielsweise ein typischer Täter-Satz.

Oft lachen Täter ihre Opfer aus, um sie zusätzlich zu erniedrigen und ihr Selbstwertgefühl zu schmälern. Es wird gelacht über die Angst des Opfers oder auch über Traurigkeit und Einsamkeitsgefühle. All das soll das Opfer emotional zerstören, um es gefügig zu machen.

Die Drohungen des Täters verdeutlichen nur, welch große Angst dieser hat, selbst aufzufliegen. Skrupellos wälzt er diese Angst auf sein Opfer ab und verdreht damit die Schuldfrage gänzlich. So schweigt ein Kind, was sexuelle Gewalt erfahren hat, beispielsweise auch, weil es glaubt, die Familie damit zu verletzen oder zu zerstören. Ein Kind ist nämlich immer auf den Zusammenhalt der Familie angewiesen. Es entsteht ein innerer Widerspruch, der noch größer wird, wenn der Täter aus dem direkten familiären Umfeld kommt.

Hinter dem Schweigen des Opfers verbergen sich große Ängste, Hilflosigkeit und Einsamkeit.

Paradox – Täter fühlen sich richtig & Opfer minderwertig

Wer Opfer sexueller Ausbeute wurde, sucht die Schuld also meist bei sich. Ein Gedankenkarussell beginnt:

„Habe ich mich nicht genug gewehrt?“ und „Habe ich es provoziert?“
Selbstzweifel zerfressen das Selbstwertgefühl wie ein schleichendes Gift.

Was bei Jungen mit sexuellem Missbrauch noch dazu kommt, wirkt anfangs paradox: Ist ihr Peiniger männlich, kann es für die Jungen zu massiven Verunsicherungen kommen. Viele Jungen haben Angst, von ihrem Umfeld ausgelacht zu werden und schweigen daher über den sexuellen Missbrauch. Entgegen der meisten Täter, die sich als gute Ehemänner oder gar fürsorgliche Familienväter betrachten.

Um diese Schreckenstat in irgendeiner Weise für das Gehirn „verständlich“ zu formen, werden die Tatsachen verdreht. Dies passiert selbst beim Täter und auch im familiären Umfeld, bis schließlich das Opfer selbst auch dran glaubt. Diese fühlen sich dann durch die sexuelle Ausbeutung oftmals schuldig und beziehen das Verhalten des Peinigers allein auf ihre eigene Person und Ausstrahlung.

Fakten zu gesellschaftlichen Vorurteilen gegenüber Missbrauch

Sexuelle Gewalt bei Jungen ist gesellschaftlich mit großen Vorurteilen behaftet, unter denen die Opfer zusätzlich leiden, deshalb ist die Aufklärung umso wichtiger. 8 – 10% der Männer wurden laut Befragungen sexuell missbraucht oder mussten sexuelle Gewalt ertragen. Die Dunkelziffer ist hoch.

Leider gibt es noch immer zu viele Vorurteile, die Opfer von sexuellem Missbrauch noch zusätzlich belasten. Hier die Vorurteile zusammengefasst – falsch ist:

  • Sexuellen Missbrauch würden Jungen besser verarbeiten als Mädchen.
  • Sexuell missbrauchte Jungen bräuchten keine Hilfe. Sie wüssten sich selbst zu helfen.
  • Jungen und Männer müssen immer stark sein, nach dem Motto: „Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“
  • Sexueller Missbrauch entsteht nur, weil das Opfer sich nicht ausreichend gewehrt hätte oder sich freizügig angezogen habe, nach dem Motto: „Selbst schuld!“
  • Wer sexuell missbraucht wurde, wird immer selbst zum Täter.
  • Sexueller Missbrauch wird mit „schwach“ und „feige“ in Zusammenhang gebracht. Opfer sind demnach schwach und feige.
  • Männer lieben Sex, also wollen Jungen auch den Sexualkontakt. Sie empfinden ihn als wohltuend und angenehm, vor allem dann, wenn sie von einer Frau missbraucht werden.
  • Missbrauch an Jungen habe etwas mit Homosexualität zu tun.
  • Jungen würden den sexuellen Missbrauch als sexuelles Abenteuer erleben. Lust statt Missbrauch!?

Alles Quatsch!

Was allerdings stimmt, dass sich in den meisten Fällen von sexuellem Missbrauch Täter und Opfer aus dem näheren Umfeld kennen. Das Vertrauen des Kindes wird vom Täter missbraucht und zu eigenen Zwecken benutzt.

Tätergruppen können Vertrauenspersonen wie Lehrer, Sporttrainer, Pfarrer sein, aber auch aus familiären Umfeld stammen, wie Nachbar, Onkel, Großeltern, ältere Geschwister oder Vater. Fremde schaffen es nur schwer, sich das Vertrauen des Kindes derart geschickt zu erschleichen.

Ablauf der sexuellen Gewalt (siehe 4-Phasenmodell), Geheimhaltung, Reaktion des Umfeldes, Hilflosigkeit des Opfers, Drohung durch den Täter bis hin zur kollektiven Verleugnung der Tat, all das ist geschlechtsunabhängig und bei Mädchen und Jungen vergleichbar. Die Opfer fürchten sich vor weiteren Gewalttaten, sodass sie aus Angst schweigen.

Grafik 4-Phasenmodell
Grafik 4-Phasenmodell

Folgen sexueller Gewalt

Sexueller Missbrauch und Vergewaltigung hinterlassen lebenslange Spuren bei den Opfern, bei Frauen wie auch bei Männern. Die Geschlechterrolle wirkt jedoch auf das spätere Verhalten.

Während Frauen eher in eine Opferrolle fallen und verletzlich wirken, überdecken Männer die seelischen Wunden öfter mit einer harten Schale: ehrgeiziges Streben nach Erfolg und Macht, ebenso übertrieben starke Hilfsbereitschaft können die Folge sein. Oft leiden sie an Angstzuständen, Schlaflosigkeit oder Suchtproblemen, was oft eine Belastung für Partnerin und Familie darstellt.

Gerade aber Männer schämen sich, die notwendige psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen, die notwendig ist, um das Trauma besser zu verarbeiten.

Folgende Lebensweisen können sich bei Männern nach sexuellem Missbrauch ausbilden:

Der Fels in der Brandung

Partnerschaften gehen diese Männer ein, aber selten mit Tiefe. Ihnen fehlt das Vertrauen, um sich öffnen zu können. In dieser Gruppe finden sich viele „Beschützer“.

Komm nah, aber bitte mit viel Abstand

Männer diesen Typs lassen Nähe und Intimität zwar teilweise zu, aber immer mit einem Sicherheitsabstand, um mögliche negative Konsequenzen frühzeitig zu erkennen und dem entgegenzuwirken.

Schuld- und Minderwertigkeitsgefühle

Der Glaube, selbst schuld am Missbrauch zu sein oder nichts Besseres zu verdienen, ist fest in diesem Typ verankert. In seiner Welt empfindet er die Strafe als gerecht: Es gibt für ihn nur schlechte Beziehungen.

Übersexualisierung

Diese Männer haben die Neigung alles zu sexualisieren, selbst Beziehungen, die nicht-sexuell sind. Der Sex in dieser Männergruppe ist zudem nicht selten mit Dominanz- und Machtverhalten gekoppelt, wie beispielsweise beim Sadomasochismus (Lustempfinden oder Befriedigung durch die Zufügung oder das Erleben von Schmerz, Macht oder Demütigung).

Klammern & Verlustangst

Dieser Männer-Typus macht sich sehr von anderen abhängig, klammern häufig und leiden unter starker Verlustangst. Sie sagen oft zu allem „Ja“, bitten um Aufmerksamkeit und Liebe, haben unrealistische Vorstellungen von Beziehungen und fühlen sich oft zurückgewiesen.

Kontrolle und Macht

Dieser Typus lebt ausgeklügelte Strategien, um die Menschen in seinem Umfeld zu beherrschen. Sein übertriebenes Kontrollverhalten kann zwanghaft sein; er braucht dieses, um sich selbst sicherer zu fühlen. Oft leidet das Umfeld unter diesem Kontrollverhalten stärker als der Kontrolleur selbst.

Ja, jetzt einen Termin vereinbaren!

Körperliche Folgen durch sexuellen Missbrauch können sein:

  • Verletzungen im Intimbereich (Risse, Striemen, Hämatome, u.a.)
  • Erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • Länger anhaltende Schlafstörungen
  • Atypisches Bettnässen und/oder Einkoten
  • Anhaltende Verdauungsprobleme
  • Plötzlicher Rückschritt in der Sprachentwicklung (Stottern, Lispeln, u.a.)
  • Vernachlässigen der Hygiene oder übertriebene Reinlichkeit
  • Psychosomatische Erkrankungen wie Allergie und Asthma
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis, Sonnenallergie, Juckreiz, Nesselsucht, Hautausschläge
  • Auftretende Lernschwäche, Legasthenie (Lese- und Rechtschreibschwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche)
  • Ohnmachtsattacken, Kreislaufbeschwerden, Lähmungserscheinungen
  • Plötzliche Ungeschicklichkeit, Koordinationsprobleme, Schreckhaftigkeit und gesteigerte Unfallanfälligkeit
  • Muskelverspannung und Haltungsschäden
  • Kopfschmerzen, Migräne
  • Plötzlich auftretende Schmerzen (Bauchschmerzen, im Genitalbereich) ohne erkennbare Ursache
  • Geschlechtskrankheiten, Aids
  • Essstörung: Esssucht (sich hässlich machen bzw. ein Schutzpolster schaffen), Magersucht („unsichtbar“ werden, weghungern), Bulimie (Kontrolle über den eigenen Körper)
  • Mädchen können Hormonstörungen bekommen (frühzeitige Pubertät oder Wachstumsverzögerungen), auch Schwangerschaften können Folge von sexuellem Missbrauch sein
  • Genitalbeschwerden (Pilzinfektion, Schmerzen, Ausfluss, Entzündungen, Menstruationsstörungen)
  • Jungen reagieren plötzlich verhaltensauffällig: Isolation oder aggressives Verhalten, Tierquälerei, zündeln, Brandstiftung

Psychische Folgen durch sexuellen Missbrauch können sein:

  • Plötzliche Verhaltensauffälligkeiten (sozialer Rückzug oder aggressives Verhalten)
  • Angespanntheit, Gereiztheit, Aggressivität
  • Gesteigertes bis extremes Leistungsverhalten, Pedanterie
  • Autismus
  • Bei Jungen: sexuell aggressives Verhalten gegenüber anderen
  • Vertrauensverlust, soziale Isolation, Entfremdungsgefühle
  • Regressives Verhalten, Entwicklungsrückfall (Babysprache, Daumenlutschen, Einnässen, u.a.)
  • Schreckhaftigkeit, Ängste, Panikattacken (Angst vor Krankheiten, Panik vor anderen Menschen), Phobien
  • Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsstörungen, Gedächtnisprobleme
  • Zwanghaftes Verhalten (Waschzwang, Türe absperren, Kontrollverhalten)
  • Vernachlässigung der Körperhygiene
  • Sozialer Rückzug, Vereinsamung
  • Distanzloses Verhalten, Kontrolle ausüben, Machtverhalten, Dominanz
  • Trübe Stimmung, depressive Verstimmung, Depression
  • Schlaflosigkeit, Schlafstörungen, Alpträume, nächtliches Hochschrecken
  • Scheinbar grundloses Weinen, plötzliche Gefühlsausbrüche, Überreaktionen, Hysterie
  • Schwierigkeiten, zwischenmenschliche Beziehungen und Freundschaften zu pflegen, Partnerschaftsprobleme, Kontaktschwierigkeiten, Angst vor Nähe, Berührungsängste, Bindungsängste
  • Suizidversuch, Selbstmordgedanken, Fantasie, tot zu sein, Scheiß-egal-Stimmung, Suizid
  • Persönlichkeitsstörung: Borderline-Persönlichkeitsstörung (emotional instabile Persönlichkeitsstörung des Borderline-Typs), passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung, ängstliche Persönlichkeitsstörung (ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung)
  • Posttraumatische Belastungsstörung
  • Sprachstörung (stottern, lispeln, Schweigsamkeit)
  • Scham- und Schuldgefühle (Unwohlsein mit Aus-, Um- und Anziehen sowie dem Gefühl, nackt zu sein)
  • Zweifel, Selbstablehnung, Selbsthass, gemindertes Selbstwertgefühl, Selbstvorwürfe, Gefühl, „verrückt zu sein“ bzw. Angst, „verrückt zu werden“
  • Zerstörungswut, plötzliche Wutausbrüche
  • Ständiges Misstrauen und Verlust des Vertrauens in sich selbst und zu Bezugspersonen, Unterstellen von Gemeinheiten, Schwierigkeiten, sich selbst und andere realistisch einzuschätzen
  • Wiederholte Albträume, Schlafstörungen, Erschöpfungssymptome
  • Hilflosigkeit, Ohnmacht, Verzweiflung, Schwindelgefühle
  • Ablehnung des eigenen Geschlechts
  • Diebstahl
  • Grenzüberschreitung (eigene wie Grenzen anderer)
  • Übertriebenes Anpassungsverhalten (ständig recht geben, ja sagen, brav sein u.a.)
  • Den eigenen Körper verstecken (in weite Kleider hüllen, beim Schlafen in die Decke rollen u.a.)
  • Ekel vor Nacktheit, körperlicher Nähe, Körpergerüchen, Körperflüssigkeiten etc.
  • Würgegefühle, Erstickungsgefühle, Schluckbeschwerden, Gefühl von „Kloß im Hals“, Verweigerung, den Mund zu öffnen (bei Zahnarzt, HNO-Arzt, beim Essen oder Trinken)
  • Autoaggressives Verhalten (Fingernägel kauen, Haare rausreißen, Selbstverletzungen, Alkoholabhängigkeit, Drogensucht, Spielsucht, Arbeitssucht, riskante Sportarten u.a.)
  • Angst vor Stigmatisierung, davor, ausgelacht zu werden, Angst vor Mobbing
  • Pein- und Schamgefühl
  • Angst, loszulassen, Angst, sich fallen zu lassen, Angst vor Kontrollverlust (beim Sport u.a.: ins Wasser springen, Trampolin, tauchen)
  • Sexuell aggressives Verhalten, Sexualisieren von nicht-sexuellen Beziehungen, exzessive sexuelle Neugierde (Prostitution, Sadomasochismus, öffentliche Masturbation und Zurschaustellung von Genitalien)
  • Sexuelle Enthaltsamkeit, Verweigerung bzw. Negierung von sexuellen Bedürfnissen, altersunangemessenes Sexualverhalten
  • Ablehnung und Abwertung Homosexueller, im Speziellen homosexueller Männer, Angst vor Schwulsein, Homophobie
  • Starke Abwehrmechanismen, bagatellisieren, verleugnen, verdrängen, verallgemeinern, ausgeprägtes Schwarz-Weiß-Denken („In meiner Kindheit war alles gut!“)
  • Plötzliche Erinnerungen, meist bildlich, aber auch Gerüche, Geräusche, Gefühle, die mit dem Trauma in Zusammenhang stehen (Flashbacks)
  • Für Außenstehende meist unverständliche Verhaltensweisen und der Situation unangemessene Reaktionen wie plötzlicher Schwindel, Themensprünge im Gespräch, Zittern, Weinen, Angst oder Wutausbrüche
  • Zeitliche oder inhaltliche Erinnerungslücken, Gedächtnisverlust, psychogene Amnesie oder auch Teilamnesie
Sie wünschen sich Unterstützung in Ihrer Situation?

Vereinbaren Sie noch heute Ihren Termin

089 - 85 63 63 62

Um einen Termin oder ein erstes Gespräch zu vereinbaren, erreichen Sie mich telefonisch am besten Montag – Freitag zwischen 8 – 19 Uhr.

Sie können auch per E-Mail einen Termin vereinbaren

Tätertypologie – Welche Persönlichkeit steckt hinter dem Täter?

Das Klischee, der Täter sei ein Fremder, ist in den meisten Fällen falsch. Oft stammen die Täter aus dem nahen Umfeld des Kindes. Lediglich nur 6 bis 25 % der Täter (je nach Untersuchung) sind Fremde. Ca. 25% sind Familienangehörige und ca. 50% sind aus dem Bekanntenkreis des Opfers. Nur dort können Täter das Vertrauen des Kindes derart missbrauchen, nur dort haben Täter es so einfach, an ihre Opfer heranzukommen.

Täter sind augenscheinlich oft ganz „normale“ Menschen, liebende Familienväter, Onkel oder Großväter, die ihre Tat sorgfältig planen, schließlich wollen sie die Aufdeckung ihrer sexuellen Abartigkeit vermeiden. Mit einer guten Taktik gehen sie auf Nummer sicher. Sie wissen, was sie tun.

Etwa 85 – 90 % der Täter sind Männer und 10 -20 % sind Frauen. Sexuellen Missbrauch findet man in allen Gesellschaftsschichten, auch in gehobenen Kreisen. „60% der gewalttätigen Männer haben ein mittleres bis hohes Einkommen“, erklärt die Sozialwissenschaftlerin Dr. Monica Schröttle von der Universität Bielefeld gegenüber dem Focus.

Die Täter sind in der Regel gesellschaftlich gut angepasst und unauffällig. Dafür haben die meisten von ihnen Schwierigkeiten und Defizite im zwischenmenschlichen Bereich:

  • Konfliktscheuheit, fehlende Sozialkompetenz, mangelnde Konfliktbewältigung, Schwierigkeiten, zu kommunizieren, Probleme, soziale Kontakte und Freundschaften zu finden und zu pflegen
  • geringes Selbstwertgefühl
  • soziale Phobie, Ängstlichkeit, starke Hemmungen
  • ausgeprägte Anhänglichkeit, Verlustangst
  • Einsamkeit, Isolation
  • mangelnde Impulskontrolle, hohe Aggressivität (auch passiv-aggressiv)
  • Identitätsprobleme mit dem eigenen Geschlecht
  • fehlende Empathie (die Unfähigkeit, sich in andere Menschen hineinzufühlen, Leid- und Schmerzempfinden des Opfers spüren)
  • übertriebenes Beschäftigen mit Problemen ohne eine Lösung zu finden oder anzustreben, ständiges Grübeln gepaart mit dem Gefühl der Hilflosigkeit „nichts ändern zu können“

Zudem werden drei Haupttypen unterschieden. Der regressive und fixierte Typ handelt in dem Glauben, dass er dem Kind mit dem sexuellen Missbrauch etwas Gutes tue. Sein Denken ist so weit gestört, dass er die Qualität von erwachsener Liebe und Sex mit kindlicher Liebe und dem Bedürfnis nach Nähe verwechselt. Der soziopathische Typ handelt aus purem Sadismus. Ihm geht es um Macht und Erniedrigung.

Regressiver Typ

In erster Linie ist seine sexuelle Orientierung auf Erwachsene gerichtet, jedoch ist er auch durch Kinder sexuell erregbar. Er nutzt das kindliche Vertrauen. In seiner Welt „wollen“ die Kinder diese Nähe auch. Er deutet krankhafterweise das kindliche Bedürfnis nach Zuwendung, Schutz und Geborgenheit als Verlangen nach sexuellem Kontakt. Nicht selten finden sich beim regressiven Täter-Typ (sexuelle) Probleme in der Partnerschaft. Er sucht sich eine Ersatzbefriedigung, die für ihn leicht verfügbar ist, weshalb man auch von Ersatzobjekttäter spricht.

Ca. 90 % der Täter zählen zu diesem Typus, er ist auch als „der nette Onkel von nebenan“ bekannt.

Fixierter Typ

Sein sexuelles Interesse gilt primär Kindern. Erwachsene erregen ihn nur wenig bis gar nicht. Er wird auch als pädophiler Typ bezeichnet. 2-10 % aller Täter sind klassische Pädophile diesen Täter-Typs.

Soziopathischer Typ

Der soziopathische Typ ist selten. Auffällig bei ihm ist die fehlende Empathie (die Fähigkeit, sich in seine Opfer einzufühlen) und seine Neigung zu sadistischen Handlungen. Der Missbrauch dient ihm nicht als sexuelle Befriedigung, sondern als Mittel der Unterdrückung, Macht und Kontrolle (Gasligthing). Er wird auch als sadistischer Typ bezeichnet.

Und wenn es eine Frau war?

Sexuelle Handlungen zwischen Frauen und Jungen werden erschreckend oft romantisiert. Auch hier hält sich ein bitteres Klischee, dass es Jungen gut bekommen würde, mit einer reifen Frau den Eintritt in die Männlichkeit zu finden. Wenn ein Junge den sexuellen Missbrauch durch eine Frau als gewalttätig, unangenehm oder schmerzhaft bezeichnet, muss er zumeist mit Spott und Hohn rechnen.

Auch falsch ist die Vorstellung, Frauen seien weniger brutal als männliche Täter. Unsinn ist auch, dass Jungen den Missbrauch wollen würden, weil Frauen keinen Penis haben, mit dem sie eindringen können. An dieser Stelle sei gesagt, auch Frauen finden Mittel und Wege. Sei es mit dem Finger oder einem Ersatzgegenstand wie Vibrator, Stift oder anderen Haushaltsgeräten.

Die Dunkelziffer ist auch hier groß, aber es ist davon auszugehen, dass 10-20% der Täter von sexuellem Missbrauch auf Frauen zurückzuführen ist. Erschreckend oft sind es hier die Mütter. Der sexuelle Missbrauch ist besonders schwer aufzuklären, wenn er in ein Pflegeritual oder in ein Fürsorgeverhalten eingebunden wird. Die Verzweiflung und Angst dieser Jungen ist groß. Von der eigenen Mutter sexuell missbraucht zu werden, ist noch immer ein unantastbares Tabuthema. Dennoch erhalte ich es für notwendig, an dieser Stelle das Schweigen zu brechen, auch um Opfer dazu zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen.

Gesellschaftliches Schweigen oder Verharmlosen irritiert Betroffene nur noch mehr. Sätze wie „Keine Mutter würde das eigene Kind sexuell missbrauchen“ sind Quatsch und hinterlassen bei den Betroffenen das Gefühl, alles sei „nur“ Einbildung und die eigene schmerzliche Erfahrung sei ver-rückt, also „falsch“.

Hilfe bei sexuellem Missbrauch

Wer sexuelle Gewalt erlebt hat, benötigt oft psychotherapeutische Unterstützung. Damit können die traumatischen Erlebnisse besser verarbeitet werden. Zugleich wird das Vertrauen in sich und andere gestärkt, damit zukünftige Beziehungen als das erlebt werden können, was sie sind: eine tragfähige Basis und ein Ort für Geborgenheit und Nähe. Beziehung soll gegenseitig stärken. Menschen mit sexuellem Missbrauch blieb diese Erfahrung oft verwehrt, jedoch kann man das Vertrauen mithilfe einer Psychotherapie (wieder) erlernen.

Wenn Sie sexuellen Missbrauch oder sexuelle Gewalt erlitten haben, unterstütze auch ich Sie gerne bei der Aufarbeitung Ihrer Erfahrung. Wir werden gemeinsam Ihre Fragen klären und praktische Lösungen erarbeiten. Lassen Sie uns damit beginnen.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

Das könnte Sie noch interessieren:

Wichtiger Hinweis:
Die Texte auf www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de wurden mit Sorgfalt erstellt und dienen informellen Zwecken. Die Inhalte sollen in keiner Weise verleiten, eine ärztliche Behandlung abzubrechen, eine Selbstdiagnose zu stellen, selbst eine Behandlung vorzunehmen oder einen Arztbesuch zu vermeiden. Ganz im Gegenteil: Die hier gegebenen Informationen ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Unterstützung und Behandlung.

Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Friederike Klingholz München
Grafik: Ulrike Fuchs München