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Soziale Phobie erkennen, verstehen und überwinden – So geht’s!

Das Meeting beginnt. Alle Augen richten sich auf Sie – es ist nur eine kurze Vorstellungsrunde, doch Ihr Mund wird trocken, Ihre Stimme zittert und in Ihrem Kopf tobt ein Sturm: „Was, wenn ich mich blamiere? Was denken die anderen über mich?“ Sie spüren, wie sich Ihr Brustkorb verengt – und wünschen sich nur eins: Unsichtbar sein. Wenn Ihnen solche Momente bekannt vorkommen, könnte es sein, dass Sie unter sozialer Angst – auch soziale Phobie genannt – leiden. Die gute Nachricht: Sie sind nicht allein. Und vor allem – Sie können etwas dagegen tun.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie soziale Phobie entsteht, woran Sie sie erkennen – und vor allem, was Sie konkret tun können, um wieder selbstsicherer, freier und entspannter mit anderen Menschen umzugehen.

Was ist soziale Phobie?

Haben Sie schon einmal stundenlang darüber nachgedacht, wie Sie sich in einem Gespräch verhalten haben – ob Sie zu viel gesagt haben, zu wenig oder vielleicht das Falsche? Haben Sie schon Situationen vermieden, nur weil andere Menschen dabei waren oder Sie Angst hatten, sich zu blamieren oder unangenehm aufzufallen? Wird Ihnen unwohl beim Gedanken, Smalltalk halten zu müssen oder gar vor Publikum zu sprechen? Haben Sie sich nicht auf einen neuen Job beworben, aus Angst, abgelehnt zu werden? Oder haben sich davor gefürchtet, im Mittelpunkt zu stehen, rot zu werden, zu zittern oder einfach nur auffällig zu wirken?

Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, sind Sie nicht allein. Soziale Angst – auch soziale Phobie genannt – ist die Angst vor Ablehnung, vor negativer Bewertung oder davor, im Mittelpunkt zu stehen und die Kontrolle zu verlieren. Grundsätzlich hat jeder Mensch die Angst vor Ablehnung schon einmal erlebt. Meist stellen wir uns dann den Herausforderungen, auch wenn wir Angst haben oder uns unwohl dabei ist. Für Menschen mit sozialer Phobie kann ein kurzer Smalltalk oder ein Vortrag zur echten Qual werden. Was oft mit Schüchternheit beginnt, kann sich zu einem starken inneren Rückzug entwickeln. Betroffene vermeiden oft Situationen, in denen sie ihrer Angst begegnen würden. Dadurch ziehen sie sich immer mehr zurück und vereinsamen auf Dauer.

Soziale Phobie ist mehr als bloße Schüchternheit. Die Angst vor negativer Bewertung durch andere Personen wird übermächtig. Die Gedanken kreisen stets um die eigene Wirkung auf andere Menschen. Betroffene haben oft das Gefühl, ständig beobachtet, beurteilt oder bloßgestellt zu werden – auch wenn objektiv gar kein Grund dafür besteht.

Diese Angst ist nicht nur unangenehm. Sie kann das ganze Leben beeinflussen: Freundschaften oder Beziehungen werden schwierig, berufliche Chancen bleiben ungenutzt und das Selbstwertgefühl leidet. Manche ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld immer weiter zurück – bis kaum noch etwas vom eigenen Leben übrigbleibt.

Das Tragische: Viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie an einer Angststörung leiden. Sie halten sich einfach für „komisch“, „zu sensibel“ oder „nicht belastbar“.

Welche Formen der sozialen Angst gibt es?

Soziale Phobie zeigt sich nicht immer gleich. Manche fürchten sich vor Vorträgen, andere vor Dates oder vor dem scheinbar harmlosen Smalltalk in der Kaffeeküche. Vielleicht sind Sie im Beruf souverän, aber blockieren beim Flirten? Oder Sie können gut Smalltalk führen, trauen sich aber nicht, Kritik zu äußern? Um soziale Ängste besser zu verstehen, hilft eine Einteilung in drei typische Situationen, sogenannte Anforderungstypen:

Typ R – „Recht durchsetzen“: Für sich selbst einstehen

Kennen Sie das Gefühl, etwas eigentlich sagen zu wollen – aber es dann doch runterschlucken? Das sind die Momente, in denen Sie für sich selbst einstehen müssten. Beispiele:

  • Sie müssen in einem Restaurant ein Gericht reklamieren, weil es falsch geliefert wurde.
  • Ein Kollege ist in der Wortwahl oder in seinem Verhalten verletzend zu Ihnen und Sie wollen ihm sagen, dass dies nicht in Ordnung ist.
  • Sie müssen eine Grenze setzen und ein klares „Nein“ formulieren.

Menschen mit Angst in Typ-R-Situationen fürchten, durchsetzungsfähig zu wirken – und dabei womöglich unangenehm, egoistisch, zickig, streitlustig oder gar aggressiv wahrgenommen zu werden. Dahinter steckt oft die Sorge, andere zu enttäuschen, abgelehnt zu werden oder Konflikte auszulösen.

Betroffene verzichten lieber auf ihre eigenen Bedürfnisse – auch wenn es auf Dauer unglücklich macht.

Typ S – „Sympathie gewinnen“: Gemocht werden wollen

Typ-S-Situationen begegnen uns täglich: Ein kurzes Gespräch mit einem Kollegen oder einer Kollegin, ein lockerer Austausch auf einer Party, ein Vorstellen in einer neuen Runde oder auch ein Date. Für viele eine Kleinigkeit – für Menschen mit sozialer Phobie purer Stress.

Die Sorge, sich zu blamieren, nicht interessant oder sympathisch genug zu sein oder „komisch rüberzukommen“, kann lähmend sein. Viele Betroffene analysieren jedes Wort, jedes Lächeln, jede Reaktion – nicht nur während des Gesprächs, sondern auch noch stundenlang danach. Die Sorge, sich blamiert haben zu können oder irgendwie peinlich gewesen zu sein, kann Menschen mit einer sozialen Phobie lange nach der eigentlichen Situation noch beschäftigen.

Typ B – „Beziehungsaufbau“: Nähe zulassen

Dieser Typ schließt am Typ S an, denn ob beim Flirten, bei einem Date, beim Knüpfen neuer Freundschaften oder beim Vertiefen bestehender Beziehungen: Typ-B-Situationen verlangen Offenheit, Verletzlichkeit und Vertrauen. Wer aber damit beschäftigt ist, wie er wirkt, wird sich kaum vertrauensvoll und offen auf jemanden einlassen und sich dabei verletzlich zeigen.

Gerade das fällt vielen Menschen mit sozialer Phobie schwer. Sie sehnen sich zwar nach Nähe – doch die Angst, dabei zurückgewiesen zu werden, ist größer. Aus Angst vor Enttäuschung ziehen sie sich zurück und fühlen sich mit ihrer Unsicherheit oft allein und einsam.

Typ-B-Situationen sind besonders intim. Es geht um Nähe, Vertrauen und Zuneigung. Beispiele dafür können sein:

  • Jemanden kennenlernen und ein Gespräch beginnen.
  • Ein Date haben oder beim Flirten.
  • Eine Freundschaft vertiefen oder ein privates Gespräch führen.

Menschen mit einer sozialen Phobie haben Furcht, sich zu öffnen und dabei abgelehnt zu werden. Sie haben das Gefühl, „nicht liebenswert genug“ zu sein und ziehen sich oft zurück, aus Angst verletzt zu werden. Dadurch entsteht jedoch ein Kreislauf, denn im Grunde sehnen sie sich nach Nähe und Verbundenheit, aber aus Angst vor Ablehnung meiden sie den Kontakt.

Auswirkungen im Alltag – Selbsttest: „Leide ich an einer sozialen Phobie?“

Vielleicht kennen Sie das Gefühl: Jemand ignoriert Sie, kritisiert Sie vor anderen oder Sie fühlen sich ausgeschlossen – nicht eingeladen, nicht gesehen, nicht verstanden.

Und es tut weh. Richtig weh.

Was viele Menschen nicht wissen: Dieses Gefühl von Zurückweisung oder Ausgrenzung ist mehr als ein seelisches Unbehagen. Die Wissenschaft spricht hier von sozialem Schmerz – einem Schmerz, der im Gehirn auf erstaunlich ähnliche Weise verarbeitet wird wie körperlicher Schmerz.

Ja, richtig gelesen: Ob wir uns den Arm stoßen oder von einem geliebten Menschen verletzt werden – unser Gehirn macht zunächst kaum einen Unterschied. Ablehnung kann wehtun wie ein blauer Fleck. Und genau das erklärt, warum soziale Ängste so belastend sein können. Deshalb ist es so verständlich, wenn Betroffene Situationen lieber ganz vermeiden. Es ist ein Schutzmechanismus.

Menschen, die unter einer sozialen Phobie leiden, können daher verschiedene körperliche und psychische Symptome haben, wie:

  • Schwitzen
  • Verdauungsprobleme
  • Schlafprobleme
  • Erhöhte Herzfrequenz und erhöhter Puls
  • Erröten
  • Zittern
  • Stottern
  • Atemnot
  • Konzentrationsprobleme oder Blackout
  • Harndrang
  • Nervosität
  • Erhöhte Kritikempfindlichkeit
  • Angst vor Bewertung oder Ablehnung
  • Schamgefühle
  • Sich Sorgen machen oder Overthinking
  • Schüchtern sein oder wie blockiert
  • Gesteigertes Kontrollverhalten
  • Perfektionismus
  • Angst, öffentlich zu sprechen
  • Prüfungsangst
  • Angst, in der Öffentlichkeit zu essen
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Panikattacken
  • Angst vor prüfenden Blicken anderer
  • Vermeiden von Blickkontakt

Ursachen: Wie entsteht soziale Angst?

Soziale Phobie wirkt oft so willkürlich – als hätte sie sich einfach irgendwann eingeschlichen. Manche spüren sie schon seit ihrer Jugend, andere merken sie erst später im Leben. Bei der Entstehung sozialer Phobie spielen mehrere Faktoren zusammen. Hier sind die häufigsten Ursachen:

Gene, Veranlagung und soziale Angst – wie viel ist angeboren?

Manche Menschen kommen mit einer gewissen Sensibilität auf die Welt – sie sind zurückhaltender, vorsichtiger, empfindsamer gegenüber Reizen. Diese Menschen nehmen oft viel mehr wahr als andere: Stimmungen im Raum, leise Zwischentöne, unausgesprochene Botschaften. Sie sind feinfühlig, achtsam, reflektiert – und häufig sehr empathisch.

Das bedeutet nicht, dass diese Menschen zwangsläufig soziale Angst entwickeln. Aber: Sie tragen eine gewisse Empfänglichkeit in sich. Wenn dann belastende Erfahrungen oder ein unsicheres Umfeld dazukommen, kann sich daraus leichter eine soziale Phobie entwickeln.

Soziale Phobie kann auch genetisch bedingt sein. Das heißt: Sie ist nicht etwa vererbbar wie eine Augenfarbe, sondern eher eine Art „Anfälligkeit für soziale Phobie“.

Wenn Worte verletzen: Wie Kindheit und Erziehung soziale Ängste fördern können

Nicht jede soziale Phobie entsteht aus einem dramatischen Ereignis. Oft sind es viele kleine, wiederkehrende Erfahrungen in der Kindheit, die sich tief einprägen – gerade dann, wenn sie mit Scham, Unsicherheit oder Ablehnung verbunden sind.

Ein Beispiel: Eltern machen einen „Witz“ auf Kosten des Kindes – vielleicht in ironischem Ton, vielleicht vor anderen. Das geschieht oft aus Unachtsamkeit, fehlender Empathie für das Kind oder aus Unwissenheit. Aber Kinder können Ironie in jungen Jahren noch nicht verstehen. Was bei Erwachsenen vielleicht als harmloser Spruch gemeint war, kann beim Kind Gefühle von Verunsicherung, Herabwürdigung oder Beschämung auslösen. Das Kind versteht: „Ich bin nicht okay, so wie ich bin“ oder „Ich bin peinlich“.

Wenn solche Situationen häufiger vorkommen – etwa durch Beschämung, Überforderung oder emotionale Kälte – verinnerlicht ein Kind nach und nach die Botschaft: „Ich muss aufpassen, was ich sage oder tue – sonst werde ich ausgelacht, bloßgestellt oder abgelehnt.“

Die meisten dieser Eltern meinen es nicht böse, sondern sie sind oft selbst mit Ironie, Kritik oder Unsicherheit aufgewachsen – und geben das unbewusst weiter. Wenn sie die Sensibilität ihres Kindes nicht erkennen oder ernstnehmen, entsteht ein emotionaler Mangel: Das Kind fühlt sich nicht gesehen oder geschützt.

Diese frühen Erfahrungen prägen oft das Selbstbild – und können im späteren Leben zu einer übermäßigen Angst führen, sich zu zeigen, auf andere zuzugehen oder „Fehler“ zu machen.

Negative Erfahrungen und soziales Lernen

Viele soziale Ängste entstehen durch sogenannte Lernprozesse. Ein Beispiel: Wenn jemand bei einem Referat ausgelacht wurde, verknüpft das Gehirn „vor anderen sprechen“ = „Gefahr“. Auch wenn objektiv nichts Schlimmes passiert – die Erinnerung bleibt gespeichert.

So entsteht ein Teufelskreis: Aus der Angst, sich zu blamieren, abgelehnt oder kritisiert zu werden, entsteht Vermeidung. Durch die Vermeidung fehlt die Chance zu erleben, dass nichts Schlimmes passiert. So bleibt die Angst bestehen – oder wird sogar stärker.

Soziale Angst aus evolutionärer Sicht – Warum sie früher überlebenswichtig war

So seltsam es heute wirken mag: Die Angst, was andere über uns denken, ist eigentlich ein uraltes Überlebensprogramm. Unsere Vorfahren lebten in kleinen Gruppen – und das Dazugehören war überlebenswichtig. Wer ausgeschlossen wurde, war auf sich allein gestellt: keine Nahrung, kein Schutz, keine Hilfe. Die Folge? Oft der sichere Tod.

Deshalb hat sich im Laufe der Evolution ein feines Warnsystem entwickelt – ein innerer Alarm, der sich meldet, wenn wir Gefahr laufen, uns unbeliebt zu machen, negativ aufzufallen oder ausgeschlossen zu werden. Genau das ist soziale Angst.

Auch wenn wir heute nicht mehr im Wald leben, funktioniert unser Gehirn noch nach den alten Regeln. Es unterscheidet nicht zwischen echter Lebensgefahr und einem peinlichen Versprecher im Meeting. Das Gefühl ist dasselbe: Bedrohung. Unser System springt an – mit Herzklopfen, Schwitzen, Zittern und Fluchtimpuls.

Das bedeutet: Soziale Angst ist kein Defekt, sondern ein Teil unserer biologischen Grundausstattung. Manche Menschen spüren diesen Alarm nur schwach. Andere – gerade mit sozialer Phobie – erleben ihn übertrieben stark. Es ist ein Schutzmechanismus.

Weitere mögliche Ursachen oder Verstärker von sozialer Phobie

  • Mangelndes Selbstwertgefühl: Wer sich selbst nichts zutraut oder herausfordernde Situationen vermeidet, hat oft auch mehr Angst vor Ablehnung. Es fehlt dadurch die Erfahrung, dass man die Herausforderungen bewältigen und dabei Anerkennung und Akzeptanz erfahren kann.
  • Stressige Lebensphasen oder Traumata: Belastenden Erlebnisse wie Trennungen, Verluste oder beruflicher Druck können das emotionale Gleichgewicht stören und das Vertrauen in die eigene Belastbarkeit schwächen. In der Folge steigt die Anfälligkeit für soziale Ängste, da das Sicherheitsgefühl erschüttert ist.
  • Psychische oder körperliche Erkrankungen: Beispielsweise können Depressionen, ADHS oder Schilddrüsenprobleme soziale Ängste verstärken. Sowohl psychische als auch körperliche Erkrankungen können das Denken, die Konzentration und das emotionale Erleben beeinflussen – was den Umgang mit anderen Menschen zusätzlich erschweren kann.
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    Schluss mit schüchtern: So überwinden Sie soziale Ängste und gewinnen mehr Selbstvertrauen

    Soziale Phobie kann das tägliche Leben stark beeinflussen – von der Sorge, negativ bewertet zu werden, bis hin zur Angst, in sozialen Situationen zu versagen. Doch die gute Nachricht ist: Sie können lernen, Ihre Ängste zu überwinden und Ihr Selbstvertrauen zu stärken. Es erfordert zwar Zeit und Übung, aber mit den richtigen Strategien können Sie Schritt für Schritt Ihre sozialen Ängste abbauen. Hier sind zehn praktische Tipps, die Ihnen dabei helfen, sicherer und gelassener in sozialen Situationen zu werden:

    1. Nehmen Sie kleine Herausforderungen an: Challenge accepted!

    Viele Menschen mit sozialer Angst neigen dazu, Situationen zu vermeiden, die Angst auslösen. Dies mag kurzfristig angenehmer erscheinen, verstärkt jedoch langfristig die Angst, weil das Gehirn lernt, dass diese Situationen möglicherweise bedrohlich sind, und speichert diese Information ab. Durch Vermeidung der angstauslösenden Situationen wird der Teufelskreis der Angst immer weiter verstärkt. Wenn Sie sich jedoch der Angst stellen, ermöglicht das eine schrittweise Desensibilisierung und die Angst nimmt nach und nach ab. Bei jeder Konfrontation mit einer angstauslösenden Situation sinkt die Intensität der Angst. Sie werden feststellen, dass die befürchteten negativen Konsequenzen oft nicht eintreten oder weniger schlimm sind, als Sie erwartet haben.

    Deshalb: Suchen Sie sich kleine Herausforderungen, um zu üben. Zum Beispiel könnten Sie sich vornehmen, beim nächsten Einkauf der Kassiererin ein freundliches „Hallo, wie geht’s?“ zu sagen – oder einer Freundin ein ehrliches Kompliment zu machen, wie: „Schönes Kleid, das steht dir gut!“ Kleine Gesten wie diese wirken unscheinbar, sind aber ein wirksames Training im Umgang mit sozialer Angst – und oft der Anfang echter Veränderung. Wenn sich die Angst mit der Zeit reduziert, könnten Sie sich anspruchsvolleren Aufgaben stellen, wie zum Beispiel, ein Gespräch mit einer fremden Person im Café zu führen oder in einer Gruppe von Menschen etwas beizutragen.

    Obwohl es anfangs unangenehm sein kann, führen die regelmäßigen Herausforderungen und die Erfahrung, dass Sie diese gut meistern können, dazu, dass Sie Vertrauen in Ihre eigenen Fähigkeiten (zurück) gewinnen. Langfristig wird das die soziale Angst reduzieren.

    Die Vermeidung der Angst ist zwar im Moment angenehmer, aber auf Dauer keine Lösung, da sie das Leben stark einschränkt. Der Weg, sich der Angst zu stellen, ist ein Schritt hin zu einem freieren und selbstbestimmteren Leben.

    2. Negative Gedanken hinterfragen

    Ängste entstehen oft in unserer Fantasie. Sie sind Gedanken – manchmal sinnvoll, manchmal auch übertrieben oder verzerrt. Menschen mit sozialer Phobie neigen dazu, sich Sorgen zu machen, dass sie von anderen negativ beurteilt werden, obwohl dafür keine realen Beweise vorliegen. Ein wichtiger Schritt, damit Sie diese Ängste überwinden, ist, dass sie Ihre eigenen Gedanken und negativen Glaubenssätze bewusst hinterfragen.

    Wenn Sie sich zum Beispiel Sorgen machen, dass jemand Sie negativ bewerten könnte, stellen Sie sich die Frage: „Stimmt das? Ist das wirklich so?“

    Die nächste Steigerungsform ist – kombiniert mit Tipp 1 „Challenge accepted!“, dass Sie diese Person freundlich ansprechen, ob die Gedanken, die Sie sich machen, wirklich stimmen. Zum Beispiel, wenn Sie glauben, dass ein Kollege von Ihnen Ihre Präsentation nicht gut fand, freundlich fragen: „Ich habe den Eindruck, dass du meine Präsentation nicht gut fandest. Ist das so oder täusche ich mich? Und wenn ich richtig liege, möchtest du mir vielleicht ein Feedback geben, was genau du nicht gut fandest?“

    Oft werden Sie feststellen, dass Ihre Ängste unbegründet sind. Die Menschen um uns herum sind meist auf ganz andere Dinge fokussiert, als wir annehmen.

    Indem Sie Ihre negativen Gedanken hinterfragen und eine neugierige Haltung einnehmen, können Sie die Kontrolle zurückgewinnen und die sozialen Ängste überwinden.

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    3. Bewusste Körpersprache: Wie Sie Ihre Emotionen selbst regulieren

    Gerade bei Ängsten ist es wichtig, die eigenen Gefühle, Gedanken und körperlichen Reaktionen bewusst steuern zu lernen. Viele Menschen haben bei Angst schnell das Gefühl von Kontrollverlust und dass sie ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert seien. Aber das ist nicht der Fall.

    Angst und Panik kann sich intensiv anfühlen. Es ist, als ob man es nicht unter Kontrolle hätte, was der Körper mit einem tut. Aber wenn Sie lernen, sich selbst in den angstauslösenden Situationen zu beruhigen, werden Sie einen klareren Kopf behalten und gelassener mit der Situation umgehen.

    Körper und Psyche beeinflussen sich gegenseitig: Wenn wir ängstlich oder unsicher sind, nimmt unser Körper oft automatisch eine schützende Haltung ein – wir machen uns klein, schauen weg, atmen flach und sprechen leise oder schnell. Diese Signale verstärken das innere Gefühl von Unsicherheit.

    Eine aufrechte Haltung, langsames und tiefes Atmen sowie ruhiges, deutliches Sprechen wirken nicht nur nach außen selbstbewusster – sie fühlen sich auch innerlich anders an. Unser Gehirn nimmt diese Körperzustände wahr und interpretiert sie als Zeichen von Sicherheit und Kontrolle. Das kann helfen, innere Anspannung zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken.

    Diese Form der Selbstregulierung ist besonders hilfreich im Umgang mit sozialer Phobie. Statt sich der Angst ausgeliefert zu fühlen: Stellen Sie sich aufrecht hin und atmen Sie tief ein und aus!

    Mit etwas Übung werden Sie sich über Ihre Körpersprache selbst beruhigen können und sich damit stabiler und selbstsicherer fühlen. Das Ziel ist nicht, die Angst sofort „wegzumachen“, sondern trotz der Anspannung handlungsfähig zu bleiben.

    4. Entspannen Sie sich, aber richtig

    Sich zu entspannen, wenn man gerade von Angst überflutet wird, ist richtig schwer. Genau deshalb ist das Üben von Entspannung in angstfreien Momenten so entscheidend. Entspannung lernt man im entspannten Zustand. Hier ist man offen, um eine Entspannungstechnik zu lernen.

    In Angstsituationen reagiert der Körper automatisch: Der Puls erhöht sich, die Muskeln spannen sich an, die Atmung wird flach – das ist der berühmte „Kampf-oder-Flucht“-Modus. Entspannungstechniken wirken dem direkt entgegen. Wenn Sie zum Beispiel bewusst langsam und tief atmen, sendet Ihr Körper das Signal: „Ah, ich bin sicher.“

    Das heißt nicht, dass die Angst immer sofort weg ist, sondern dass Sie von der Angst nicht überwältigt werden und trotz Angst handlungsfähig bleiben. Selbst wenn Sie sich nur ein kleines bisschen beruhigen können, ist das schon ein großer Erfolg. Sie werden gelassener in herausfordernden Situationen, können sich bewusster selbst regulieren und fühlen sich weniger von den Ängsten überwältigt. Probieren Sie es aus!

    Hier finden Sie einige kostenlose Entspannungsübungen: „Ja, ich will jetzt entspannen!“

    5. Seien Sie sich selbst gegenüber fair & freundlich

    Menschen mit sozialer Phobie neigen dazu, sich selbst sehr kritisch zu beobachten und zu bewerten. Sie analysieren ihre eigenen Worte und Handlungen ständig und fragen sich, ob sie etwas falsch gemacht, komisch gewirkt haben oder irgendwie unangenehm aufgefallen sind.  Gedanken wie „Ich blamiere mich sicher“ oder „Ich bin nicht gut genug“ passieren oft unbewusst – manchmal sind sie so schnell, dass man sie kaum bemerkt. Diese inneren Selbstgespräche verstärken jedoch die Unsicherheit und soziale Phobie.

    Deshalb: Hören Sie auf, sich selbst zu kritisieren. Wenn Sie sich ständig selbst verurteilen, senden Sie Ihrem Gehirn die Botschaft: „Ich bin nicht okay, andere könnten mich dafür ablehnen.“ Das sorgt dafür, dass Ihr Körper in Alarmbereitschaft bleibt – Sie fühlen sich angespannt, unsicher und vermeiden angstauslösende Situationen.

    Es geht darum, dass Sie sich selbst unterstützen und Mut zusprechen, statt sich kleinzumachen. Ähnlich wie ein guter Freund auf Ihrer Seite ist, nur dass Sie selbst Ihr guter Freund sind. Sätze wie: „Es ist okay, aufgeregt oder nervös zu sein“ oder „Ich bin fähig, mit dieser Situation umzugehen“ wirken stärkend und können in angstauslösenden Situationen Halt geben. Wenn Sie lernen, freundlicher mit sich selbst zu sprechen, entsteht Raum für Selbstvertrauen. Sie werden selbstsicherer, weniger abhängig von der Meinung anderer – und das mindert langfristig auch die soziale Phobie.

    6. Akzeptieren Sie das Gefühl der Nervosität

    Nervosität ist etwas völlig Normales. Jeder Mensch kennt sie – besonders in ungewohnten, herausfordernden oder sozialen Situationen. Sie zeigt, dass uns etwas wichtig ist. Menschen mit sozialer Phobie glauben, dass ihre Nervosität nicht normal sei und andere Menschen keine Angst hätten. Sie denken: „Ich darf nicht nervös sein, sonst merkt man das“ oder „Wenn ich mich unwohl fühle, läuft etwas schief.“

    Tatsächlich ist es aber so, dass jeder Mensch etwas nervös ist, wenn Situationen entstehen, in denen man sich blamieren könnte. Der Unterschied ist, dass Menschen mit sozialer Phobie ihrer Angst ausweichen, in dem sie Situationen vermeiden, die diese unangenehmen Gefühle auslösen könnten. Menschen, denen man keinerlei Angst ansieht, haben auch mal ein mulmiges Gefühl oder sind nervös, aber sie nehmen die Herausforderung an, sich ihrer Angst zu stellen.

    Sie müssen nicht jederzeit ruhig und souverän wirken, das erzeugt nur unnötig Druck. Sind Sie mehr unter Druck, sind Sie angespannter – und es beginnt ein Kreislauf.

    Anstatt sich von der Angst kontrollieren zu lassen, können Sie sich sagen: „Okay, ich bin nervös – und das ist in Ordnung.“ Allein das reduziert oft schon einen Teil der inneren Anspannung. Und es passiert etwas Entscheidendes: Sie erlauben dem Gefühl, da zu sein. Sie hören auf, gegen sich selbst zu kämpfen. Und genau das nimmt der Angst oft schon die Spitze. Sie merken: Ich kann nervös sein – und trotzdem präsent bleiben, sprechen, handeln und es passiert nichts Schlimmes.

    Außerdem: Nervosität ist nicht gefährlich. Sie ist ein normales Zeichen dafür, dass Ihnen etwas wichtig ist. Viele Menschen kämpfen gegen ihre Nervosität an, versuchen sie zu unterdrücken oder schnell „wegzumachen“. Doch dieser innere Widerstand verstärkt die Anspannung oft nur noch mehr. Wenn Sie lernen, dass die Nervosität nur ein Zeichen dafür ist, dass Ihnen etwas besonders wichtig ist, verliert die Angst ihre Bedrohlichkeit.

    7. Soziale Phobie überwinden: Warum es so wichtig ist, auch kleine Erfolge zu feiern

    Viele Menschen mit Ängsten neigen dazu, ihre Fortschritte zu übersehen oder abzuwerten. Typisch sind Gedanken wie: „Das war doch nichts Besonderes.“ Zum Beispiel, wenn man auf einer Party ein Gespräch beginnt und danach denkt: „Naja, ich habe ja kaum etwas gesagt, das zählt nicht wirklich.“ Oder wenn man sich in einem Meeting äußert und später glaubt: „Alle anderen fanden meinen Beitrag bestimmt banal.“ Solche abwertenden Gedanken machen uns blind für die eigenen Fortschritte.

    Gerade deshalb ist es so wichtig, positive Erfahrungen bewusst wahrzunehmen und wertzuschätzen. Wenn Sie Ihre Erfolge feiern, und seien sie noch so klein, senden Sie Ihrem Gehirn die Botschaft: „Ich kann etwas bewältigen. Ich wachse.“ Das schafft Mut, stärkt das Selbstwertgefühl und macht Lust, weiterzumachen – und damit die soziale Phobie zu überwinden.

    Außerdem hilft es, den Fokus auf das zu richten, was bereits gut klappt. Das motiviert, stärkt Ihr Selbstwertgefühl und macht Mut, weiterzumachen – das ist ein echter Gegenspieler zur Angst.

    Wer bewusst anerkennt, was gut läuft, bleibt motiviert – und wächst mit jedem Schritt ein Stück über sich hinaus.

    8. Unterstützung suchen – Sie müssen da nicht allein durch

    Soziale Ängste können sehr belastend sein – vor allem, wenn man das Gefühl hat, alles allein bewältigen zu müssen. Gerade deshalb ist es so wichtig, sich Menschen mitzuteilen, denen Sie vertrauen: Ein offenes Gespräch mit einem Freund, ein Zuhörer, der Sie ernst nimmt – oft ist das der erste kleine Schritt in die richtige Richtung.

    Noch hilfreicher kann der Austausch mit jemandem sein, der Erfahrung im Umgang mit sozialen Ängsten hat und Ihnen dabei hilft, neue Perspektiven und Werkzeuge zu entwickeln.

    Wenn Sie merken, dass Sie sich auf diesem Weg Begleitung wünschen, kann ein therapeutischer Rahmen genau der Ort sein, an dem Veränderung möglich wird – Schritt für Schritt, in Ihrem Tempo, mit Klarheit und Vertrauen. Vereinbaren Sie gerne einfach einen Termin. Ich freue mich darauf, Sie ein Stück auf Ihrem Weg zu begleiten.

    Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
    Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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