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Was haben Wutausbrüche mit Angst zu tun?

Plötzlich wirft jemand die Teller, lässt die Türen knallen oder schreit laut – wenn ein Mensch rasend vor Wut ist, kann ihn niemand so schnell besänftigen. Er ist „blind vor Wut“, sagt der Volksmund. Die Wutausbrüche können Freunde, Familie und Partner/innen verunsichern oder gar beängstigen. Was aber haben Wutausbrüche mit Angst zu tun? Und wie können wir mit der eigenen Wut und der Wut unserer Mitmenschen besser begegnen?

Verwechslung von Wut mit Angst

Wut und Angst sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Es sind beides Grundemotionen, die einen Sinn haben. Beide Emotionen, sowohl Angst als auch Wut, können sich anstauen und damit seelische Spannung erzeugen. Während bei der Wut Anspannung und Energie oft ausbrechen, wird bei Angst die Spannung daran gehindert, sich äußerlich zu entladen.

Das ist zumindest die bekannte Sicht auf die Angst. Wir empfinden ein Gefühl der Enge bei Angst, zittern und können nicht mehr klar denken.

Angst kann sich aber auch impulsiv entladen. Daher verwechseln viele die sich entladende Angst schnell mit starker Aufgebrachtheit. Im Gegensatz zum Wutausbruch ist ein Angstausbruch laut. Angst ist das lauteste Gefühl überhaupt, und viel geräuschvoller als die Wut. Schreiende Menschen haben oft Angst – vor Ablehnung, vor Gesichtsverlust oder Angst davor, über die Angst zu sprechen.

Angst soll laut sein? Ja, stellen Sie sich nur vor, wie laut Menschen bei einer Fahrt mit der Achterbahn schreien können. Haben Sie jemals einen Besucher der Achterbahn während der Fahrt rufen hören: „Jetzt bin ich aber wütend, dass ich hier oben bin!“? Eben, es ist die Angst, die uns beim Adrenalin-Kick während der Achterbahnfahrt so laut werden lässt und nicht der Zorn. Sehr viele Menschen verwechseln das Lautwerden der Angst mit Wut. Manchmal mischen sich die beiden Emotionen auch zu einem Aggressions-Cocktail; hier kommen verschiedene Bedürfnisse zusammen, die sich aus Wut und Angst speisen. Darauf werde ich gleich noch näher eingehen.

Wozu ist Angst nützlich?

Angst zählt zu unseren Grundgefühlen und dient vor allem dem Schutz. Bei Angst fühlen wir uns oft klein und wir wollen uns verstecken, wenn es geht.

Wenn wir nicht weglaufen können, kann Angst auch eine Handlung anstoßen, die uns zum Angriff motiviert.

Angst bedeutet Enge, aus der wir uns in der Regel mit Flucht oder Angriff befreien. Die Ziele und Absichten der Angst sind uns dabei nicht immer bewusst. Wir beobachten lediglich die Handlung, wie beispielsweise, dass wir uns zurückziehen und uns einigeln wollen.

Wer seine eigene Angst nicht versteht, empfindet sie als eine Art Überfall oder bedrohlich – und ist ihr hilflos ausgeliefert. Aber gesunde Angst hat einen Grund, denn sie schützt uns beispielsweise, wenn wir über eine Straße gehen und uns unbewusst nach den vorbeifahrenden Autos umsehen. Ja, auch das ist eine Form der gesunden Angst, die den meisten von uns nicht einmal auffällt.

Angst ist eine Energie, die den Fokus auf eine Gefahrenquelle lenkt und uns somit zu einer Handlung bewegt. Das Ziel heißt: Sicherheit. Wir sind mit Angst also motiviert, uns und unsere Art zu schützen. Im Gegenzug vermeiden wir Gefahren oder Situationen, die wir als mögliche Gefahr einstufen.

Wenn aber das Vermeidungsverhalten vor möglichen Gefahren, seien sie noch so irrational, größer wird, können sich größere Ängste oder Angsterkrankungen entwickeln, die sich bis zur Panikattacke steigern können. Plötzlich erleben die Betroffenen Menschenmengen, Höhe oder Situationen, die bisher keine Angst ausgelöst haben, als stark bedrohlich. Es ist daher wichtig, Schritt für Schritt der Angst gesund zu begegnen und den Umgang mit der Angst zu lernen. Damit kann vermieden werden, dass Angst nicht verdrängt und an anderer Stelle zum Vorschein kommt.

Angstattacken können aber auch aus einer erstickten Wut entstehen. Wer gelernt hat, dass Wut mehr kaputt macht als dass sie nützt, fürchtet sich möglicherweise vor seiner Wut, obwohl auch diese ihren Sinn hat.

Was steckt hinter der Wut?

Wenn wir die sprichwörtliche Wut im Bauch spüren, hat auch das in der Regel seinen Grund. Viele Menschen fürchten sich vor Zornausbrüchen, weil sie die Erfahrung gemacht haben, dass wütende Menschen im Jähzorn blind sind.

Sie werden selbstgerecht und haben kein Gefühl mehr für ihre Mitmenschen. Genau hierin liegt aber der Sinn der Wut, denn in ihr steckt immer auch ein eigenes Bedürfnis, das verletzt oder nicht ausreichend befüllt wurde. Diesen „selbstgerechten“ Blick können die Betroffenen sozusagen als Innenschau nutzen, um den eigenen Wünschen auf die Spur zu kommen.

Auch ist es wichtig, Gefühl und Handlung erst einmal zu trennen. Das Gefühl der Wut ist gesund. Die Handlung, die wiederum aus der Wut entsteht, kann sehr verletzend sein. So können wir unseren großen Ärger ausdrücken, indem wir die Teller fliegen lassen oder andere Menschen beschimpfen. Das wird unser Umfeld in der Regel eher als verletzend und zurückweisend empfinden.

Wir können Wut aber auch gesund äußern, indem wir unser Bedürfnis ansprechen. Dazu müssen wir zwar, anstatt andere zu verletzen, uns ein Stück weit selbst verletzlich zeigen, um über eigene Bedürfnisse zu sprechen – damit wird die verletzende Seite der Wut reduziert und wir bleiben im gesunden Austausch mit unseren Mitmenschen. Es ist ein Sich-Offenbaren in den eigenen Wünschen, Hoffnungen und auch der Angst. Damit kann uns unser Gegenüber uns und unser Bedürfnis auch verstehen und annehmen, denn die Wut eines anderen Menschen ist wesentlich schwieriger anzunehmen als dessen Bedürfnis.

Die Angst, sich anderen Menschen in der eigenen Bedürftigkeit zu offenbaren, nennt Friedemann Schulz von Thun in seinem Buch „Miteinander reden: 1“ Offenbarungsangst. In der Wut kann genau jene Angst stecken, sich offen und ehrlich zu zeigen und sich selbst zu offenbaren. Jähzorn versteckt diese Angst ebenso wie unsere Bedürfnisse. Es erscheint uns manchmal leichter, still anzunehmen, dass das Gegenüber doch wissen müsse, wie es uns geht, anstatt zu äußern, was wir benötigen.

Diesen Mythos der „Kristallkugel-Technik“ habe ich im Artikel „Mythos Liebe – 5 Fehler, die Sie in der Liebe vermeiden sollten“ näher beschrieben.

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Wut kann unterdrückte Angst sein

Angst kann ein Ausdruck unterdrückter Wut, oder besser, unterdrückter Bedürfnisse sein. Umgekehrt kann Wut eben auch unterdrückte Angst sein. Diese Energie aus Wut und Angst setzt Aggressionen frei, die uns schützen und eigene Bedürfnisse durchsetzen soll. Die Aggression aber verhindert, dass wir uns mit uns selbst auseinandersetzen. Der „Feind“ ist unser Gegenüber, der doch wissen müsste … ja, was eigentlich? Was muss unser Gegenüber wissen?

Wie soll ein anderer Mensch wissen, was wir selbst brauchen? Es ist ein eher kindlicher Glaube, der einer Zeit entstammt, in der uns unsere Eltern oder Bezugspersonen jeden Wunsch von den Augen abgelesen haben. Zum Erwachsenwerden und Erwachsensein gehört es aber auch, deutlich auszusprechen, was einem fehlt. Bei dem Gedanken, die eigenen Wünschen äußern zu sollen, winden sich einige Menschen. Schließlich birgt dieses Offenlegen der Gefühle die Gefahr, dass ein Wunsch abgelehnt werden könnte. Wie wir schon wissen: Angst ist ein Gefühl, das Gefahr abwenden soll, beispielsweise die Angst davor, abgelehnt zu werden oder sich hilflos zu fühlen.

In der Angst fühlen wir uns öfter hilflos, klein und ohnmächtig und wir scheinen keinen Einfluss auf die Geschehnisse zu haben. In der Wut dagegen fühlen wir uns oft stark und denken, wir könnten auf unsere Umgebung einwirken.

Wutausbrüche können andere Menschen einschüchtern

Es kann sehr beeindruckend sein, wie das Gegenüber zurückschreckt, wenn jemand wütend und jähzornig ist. Der Wütende hat es scheinbar in der Hand, wie eine Auseinandersetzung verläuft. Leider bemerkt er erst im Nachhinein, wie sehr er oder sie die Mitmenschen verunsichert und eingeschüchtert hat.

Wutausbrüche können sehr verletzend wirken und zwischenmenschlich einiges kaputt machen, manchmal sogar so sehr, dass der Bruch nicht wieder zu reparieren ist. Die nicht gebändigte Wut lässt zwar kurzfristig ein Gefühl von Stärke und Einflussnahme entstehen, aber es verhindert Beziehung jeder Art. Denn eine Beziehung, egal ob eine freundschaftliche oder partnerschaftliche, ist in erster Linie von einem Austausch verschiedener Sichtweisen und Empfindungen geprägt.

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Was tun bei Wut und Angst?

Wir können zu jeder Zeit das äußern, was in uns stattfindet. Sowohl als Wütender als auch als derjenige, der die Wut erfährt. Was ist damit gemeint?

Als Wütender ist es wichtig, zu verstehen, wie wertvoll uns die Menschen sind, die wir mit der Wut möglicherweise verletzen. Darüber müssen wir die Angst davor, uns tatsächlich zu offenbaren, zu überwinden lernen und das Vertrauen entwickeln, dass wir für unsere sensiblen Seiten nicht abgelehnt, sondern geschätzt werden. Eigene Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, kann eine echte Bereicherung für jede Art von Beziehung sein.

Auch der Nicht-Wütende kann etwas tun. Denn er kann dem Wütenden spiegeln, wie er sich mit der Wut des anderen fühlt. Nicht im Sinne von „Du bist schuld“, sondern mit einfühlsamen Worten wie „Du bist mir wichtig, ich möchte verstehen …“ Auch hier geht es darum, sich selbst offen und ehrlich zu zeigen.

Angst und Wut sind sinnvolle Gefühle, die uns dabei helfen sollen, ein gutes Leben zu führen – sie sollten Beziehungen nicht zerstören. Das alles ist manchmal leichter gesagt als getan. Deshalb ist es bei anhaltender Wut und Angst sinnvoll, sich professionelle Unterstützung zu suchen.

Der erste Schritt ist die Bereitschaft, dem Leben und der Welt zu begegnen, wie sie ist. Als Nächstes braucht es die Bereitschaft, Verantwortung für die eigenen Empfindungen und die daraus entstehenden Handlungen zu übernehmen – ein Beispiel wäre hier der Gegensatz zwischen toben oder besser über den eigenen Ärger zu sprechen. Zu guter Letzt braucht es die Bereitschaft, sich selbst anzunehmen und zu lieben, wie man ist. Und manchmal – das vergessen viele – muss man auch lernen, sich selbst zu verzeihen.

Haben Sie Fragen, wünschen sich Unterstützung und möchten Sie einen Termin mit mir vereinbaren? Nehmen Sie gern Kontakt zu mir auf.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Corinna Luerweg Hamburg
Grafik: Ulrike Fuchs München