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Welt-Suizid-Präventionstag am 10.9. – kein Suizid ohne Vorgeschichte. Wenn das Leben sinnlos scheint…

Was geht in einem Menschen vor, der sich das Leben nehmen möchte? Welche Absicht steckt hinter einem Suizid? Plötzlich scheint das Leben nicht mehr lebenswert und der Wunsch nach „endlich Ruhe“ ist größer als der, leben zu wollen. Die Verzweiflung, dass es aus der belastenden Situation scheinbar kein Entkommen gibt, lässt den Suizid (lat. sui caedere = sich töten) als einzigen Ausweg erscheinen.

Am 10.9. ist der jährliche Welttag der Suizidprävention, der von der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2003 erstmals ausgerufen wurde.

Anlass genug, um dieses Tabuthema aufzugreifen und mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen.

  • Falsch ist, Suizid sei immer eine „plötzliche Verzweiflungstat“ – Verzweiflung, ja. Plötzlich, nein.
  • Zutreffend ist, jeder Suizid hat eine Vorgeschichte und kündigt sich beispielsweise durch Selbstmordgedanken an.
  • Falsch ist, wer an Suizid denkt oder darüber spricht, würde sich niemals das Leben nehmen.
  • Zutreffend ist, 80 % der Selbstmordversuche wurden vorher angekündigt.
  • Falsch ist, dass fehlende Abschiedsbriefe ein Beleg seien für einen spontanen Suizid.
  • Zutreffend ist, dass manchmal einfach die Worte fehlen für die innere Zerrissenheit.
  • Falsch ist, dass Menschen, die über Selbstmord reden, nur auf Aufmerksamkeit aus wären.
  • Zutreffend ist, dass durch das Sprechen über Selbstmordgedanken der innere Druck, die Verzweiflung und Hilflosigkeit zum Ausdruck kommen.
  • Falsch ist, wer sich das Leben nimmt, sei hektisch oder impulsiv. Entspannte Menschen begingen keinen Suizid.
  • Zutreffend ist, wenn der Entschluss gefasst ist, tritt bei vielen eine erschreckende Ruhe ein.
  • Falsch ist, Suizide seien seltene Ausnahmen.
  • Zutreffend ist, dass sich jährlich rund 1 Millionen Menschen weltweit das Leben nehmen, das entspricht alle 40 Sekunden einem Todesfall.
  • Falsch ist, Jugendliche und Kinder würden von Selbstmordgedanken frei sein.
  • Zutreffend ist, dass bei jungen Erwachsenen die Selbsttötung die zweithäufigste Todesursache ist, direkt nach Unfällen.
  • Falsch ist, wer sich das Leben nehmen möchte, würde sterben wollen.
  • Zutreffend ist, dass Menschen mit Selbsttötungsabsichten oft sehr widersprüchliche Gedanken und Gefühle in sich tragen. Oft ist der Blickwinkel eingeengt, um für das Problem eine angemessene Lösung zu finden. Der Suizid wird als „letzter Ausweg“ empfunden.
    Jedoch: Suizid ist eine endgültige Lösung für ein zumeist vorübergehendes Problem.
  • Falsch ist, dass man vermeiden sollte, nach Selbstmordgedanken zu fragen, weil das Betroffene nur auf falsche Ideen bringen könnte.
  • Zutreffend ist, durch das Ansprechen auf mögliche Suizidabsichten bekommen Betroffene die Chance, darüber zu reden, und allein das schafft oft schon eine Erleichterung. Suizid ist der letzte Schritt aus einer scheinbar ausweglosen Situation – es fehlt das Licht am Ende des Tunnels. Durch das  darüber Sprechen finden sich meist andere, bessere Lösungen.
  • Falsch ist, dass Suizid vererbbar sei.
  • Allerdings ist es zutreffend, dass es Familien gibt, in denen Depressionen und Selbstmordversuche häufiger zu finden sind. Nach heutigem Stand der Medizin ist die Suizidneigung auf einen Serotoninmangel zurückzuführen.
  • Falsch ist, dass Menschen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollen, verrückt seien.
  • Zutreffend ist, dass es sich um Menschen handelt, die in seelischer Not sind und Hilfe benötigen.
  • Falsch ist die Annahme, wer einmal einen Selbstmordversuch hinter sich hat, begehe ihn kein zweites Mal.
  • Zutreffend ist, in 8 von 10 durchgeführten Suiziden findet sich in der Vorgeschichte mindestens ein Suizidversuch.
  • Falsch ist, dass Selbsttötung ein Armutsproblem sei.
  • Zutreffend ist, Suizid und Suizidversuche finden sich in allen Bevölkerungsschichten.

Wer mit dem Gedanken spielt, sich das Leben zu nehmen, sollte sich an vertraute Menschen wenden. Die Suizidgedanken sollten in jedem Fall ernst genommen werden. Zudem kann Psychotherapie helfen, verwirrende Gedanken zu sortieren und die Konfliktbewältigung zu verbessern, um neue Lösungswege zu finden.

Wenn Sie Suizidgedanken haben, trauen Sie sich, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie

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Die Texte auf www.muenchen-heilpraktiker-psychotherapie.de wurden mit Sorgfalt erstellt und dienen informellen Zwecken. Die Inhalte sollen in keiner Weise verleiten, eine ärztliche Behandlung abzubrechen, eine Selbstdiagnose zu stellen, selbst eine Behandlung vorzunehmen oder einen Arztbesuch zu vermeiden. Ganz im Gegenteil: Die hier gegebenen Informationen ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Unterstützung und Behandlung.

Foto: Christian Kasper Fotograf München
Lektorat: Friederike Klingholz München
Grafik: Ulrike Fuchs München

Quellen:
Welt-Suizid-Präventionstag, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die International Association for Suicide Prevention (IASP)
– Zemasch, Petra (2012) Joiners Interpersonale Theorie der Suizidalität.
Diplomarbeit, Universität Wien. Fakultät für Psychologie
Selbstmord (Suizid)

Literatur:
– Paulo Coelho, Veronika beschließt zu sterben
– Johann Wolfgang von Goethe, Die Leiden des jungen Werthers
– Fjodor M. Dostojewskij, Die Dämonen