Es gibt Menschen, die zuhören, um zu antworten. Andere wiederum hören sich selbst so gern reden, dass sie zum Vielredner werden. Nichtzuhörende, Labertaschen und Unterbrechende reißen das Wort an sich und sind damit nicht nur nervig, sondern unterbinden mit ihrem Verhalten jeden Austausch und jede gelungene Kommunikation, die für eine gute Beziehung wichtig sind.
Aber es gibt noch jene Menschen, die auch die feinfühligen Zwischennuancen des Gesagten hören und verstehen. Mit diesen Menschen umgibt man sich besonders gern, weil sie aufmerksam zuhören und man sich mit ihnen wohlfühlt. Zuhören hilft, Missverständnisse zu klären und unnötigen Streit zu vermeiden. In einer Beziehung wie auch im Beruf ist Zuhören daher sinnvoll, um wertschätzend miteinander umzugehen und Konflikte konstruktiv zu lösen. Aber das Talent des Zuhörens fliegt einem nicht so einfach zu, man muss es üben. Folgende Punkte sollten Sie dazu beachten:
Inhaltsverzeichnis
1. Ein bisschen Detektiv sein
Ob nun Meisterdetektiv Sherlock Holmes oder Amateurdetektivin Miss Marple, sie haben alle eine Eigenschaft, die für das Zuhören wichtig ist: Sie haben das Interesse und die Bereitschaft, etwas zu erfahren und zu entdecken. Wie ein guter Spürhund setzt sich ein Detektiv in Bewegung und erschnüffelt alle wichtigen Informationen, um den Fall zu lösen.
Auch in einem Gespräch brauchen wir möglichst viele Informationen, damit wir verstehen, wie unser Gegenüber empfindet und was sich in ihm bewegt. Mitgefühl füreinander zu haben, ist die Basis für gutes Zuhören. Es geht beim Zuhören eben darum, „Wahrheiten“ zu entdecken und Neues zu lernen, schließlich wollen wir uns weiterentwickeln. Das heißt: Zuhören setzt voraus, dass der Zuhörende überhaupt etwas erfahren möchte.
2. Auf Empfang schalten
Selbst der beste Zuhörende kann nicht immer aufmerksam sein. Das liegt daran, dass wir nicht zu jeder Zeit für alle Außeneinflüsse offen sein können, das wusste auch Kurt Tucholsky: „Wer nach allen Seiten offen ist, der kann nicht ganz dicht sein.“ Das „innere Empfangskomitee“, wie es Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun bezeichnet, steht nicht zu jeder Zeit auf Empfang. Die Bereitschaft, zu empfangen und aufzunehmen ist es aber, die wir zum Zuhören benötigen.
Das heißt im Umkehrschluss, dass für ein gutes Gespräch erst einmal geklärt sein muss, dass alle Gesprächspartner auf Empfang geschaltet sind. Denn wenn einer oder gar beide gedanklich noch abgelenkt sind, wird es mit dem Zuhören äußerst schwierig. Es ist in Ordnung und nur fair, ein wichtiges Gespräch auf einen Zeitpunkt zu verschieben, bei dem alle auf Empfang geschaltet sind.
3. Entspannt gebannt
Unter Stress und Anspannung reagiert der Mensch oftmals anders als im entspannten Zustand. So erzeugt Stress beispielsweise ein Gefühl von innerer Unruhe, Gereiztheit und Konzentrationsmangel. Das liegt daran, dass Stress bzw. Angst auf Angriff oder Flucht vorbereitet. Eine sehr wichtige Funktion, die unser Überleben noch heute sichert. Aber Stress ist für ein gutes Gespräch und einfühlsames Zuhören Gift. Ein Gespräch, bei dem es wichtig ist, dass beide wirklich gut zuhören, sollte daher nie „mal schnell“ zwischen Tür und Angel geführt werden, sondern unter Bedingungen stattfinden, die entspannt sind. Zum Beispiel, dass alle Beteiligten sich Zeit für ein Gespräch nehmen und es sich gemütlich machen. Zusätzlich ist es hilfreich, wenn keiner Termindruck hat. Sich einfühlsam zuzuhören, wenn man gleich bei einem Freund zum Geburtstag eingeladen ist und man bereits spät dran ist, ist ein denkbar unglücklicher Zeitpunkt. Auch hier darf man das Gespräch gern vertagen. Aber wichtig: Vertagen heißt nicht, es zu ignorieren oder „einfach zu vergessen“.
4. Einstimmen auf das Gespräch, Thema und Gegenüber
Für die meisten Menschen ist es bei einem guten Gespräch wichtig, dass man einander zuhört. Warum ist das so? Weil Zuhören sehr viel mit Verständnis und Liebe zu tun hat – der Zuhörende lässt sich auf den Gesprächspartner ein. Das erzeugt beim gerade Sprechenden ein Gefühl der Wertschätzung und Respekt, ein Gefühl von Verstanden- und Angenommen-Werden.
Zuhören bedeutet, Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und abzuspeichern. Das erzeugt ein Wohlgefühl, im Idealfall für alle Beteiligten, weil wir im Gespräch die Übereinstimmung suchen. Das wiederum befriedigt ein Grundbedürfnis, nämlich dem der inneren Verbundenheit (Zugehörigkeit).
Noch leichter wird Ihnen das „Sich-Einlassen“ und aufeinander einstimmen fallen, wenn Sie beim Zuhören auch auf Mimik, Gestik und Tonfall achten. Das ist Zuhören mit allen Sinnen. Zusätzlich speichern wir Inhalte mit emotionaler Beteiligung viel besser in unserem Langzeitgedächtnis ab – das hat zur Folge, dass wir später leichter darauf zurückkommen können.
„Um sich miteinander zu verständigen, muss man nicht nur auf den Sprecher hören, sondern auf den Akt des Zuhörens selbst.“
Jiddu Krishnamurti
5. Interesse zeigen
Aktives Zuhören bedeutet auch, dem Gesprächspartner mit Interesse und Aufmerksamkeit zu begegnen. Deshalb fällt es oft leichter, Menschen zuzuhören, die wir schätzen und mögen, als Menschen, für die wir nichts übrig haben.
Wie aber zeigt man beim Zuhören Interesse? Denken Sie mal zurück, als Sie das letzte Mal verliebt waren, denn da haben Sie ganz instinktiv Interesse gezeigt: Sie halten Blickkontakt und nicken zustimmend, lassen sich einander ausreden und quatschen nicht dazwischen, Sie stellen Fragen, kritisieren und belehren nicht, Sie werten nicht ab, sondern motivieren stattdessen und zu guter Letzt geben Sie sich ganz viel Mühe, dass Sie sich verstehen. Klingt einfach, was? Zumindest für Verliebte, die noch sehr geduldig miteinander sind.
Im Streit oder in einer hitzigen Situation sieht das schon wieder ganz anders aus, denn da will jeder seinen eigenen Standpunkt vertreten und fechtet für seine eigene Meinung. Manchmal hat man den Eindruck, es ginge um die Daseinsberechtigung: Wer das Streitgespräch gewinnt, darf bleiben. Aber diese Einstellung verhärtet die Fronten, und was dann unterm Strich bleibt, sind unnötige Verletzungen auf beiden Seiten. Deshalb ist es auch im Streit gut, mal zu sagen: „Ok, ich mache jetzt Pause, um dir zuzuhören. Danach wünsche ich mir von dir, dass auch du mich ausreden lässt.“
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6. Nicht passiv, sondern aktiv zuhören
Jeder kennt sie, die Schweigenden, bei denen man im Gespräch das Gefühl hat, sie seien total desinteressiert. Sie hören passiv zu, wenn überhaupt, denn von außen ist das schwierig zu erkennen. Um ein guter Zuhörender zu sein, ist es wichtig, aktiv zuzuhören.
Was gehört da alles dazu? Vermeiden Sie Ablenkung wie Fernseher, Zeitunglesen oder auf das Handy schauen. Auch wenn Sie sagen, Sie seien fähig zu Multitasking, können Sie sicher sein, dass Ihr Gegenüber das nicht so empfinden wird. Jede Ablenkung lenkt auch immer etwas vom Inhalt des Gespräches ab.
Zum aktiven Zuhören gehören auch die non-verbalen Signale wie ein zustimmendes Nicken oder eine offene Körperhaltung. Aber auch der Sprechende sendet wichtige non-verbale Signale (Mimik, Gestik), aus denen sich weitere Informationen ableiten lassen, die unter Umständen wichtig sein können. Gerade die Stimmlage transportiert viel „Stimmung“ des Sprechenden. Der Stimmklang verrät, welche Empfindungen hinter den gesprochenen Worten stecken.
Last, but not least: Manches sagt der Redner nicht oder er drückt es unklar aus. Hier ist es sinnvoll, mal nachzufragen: „Meintest du es so …“ oder „Verstehe ich dich richtig, dass …“
Fragen gehören zum aktiven Zuhören wie das Atmen zum Leben. Bitte aber keine Warum-Fragen, denn die wirken oft vorwurfsvoll. Ein Klassiker: „Warum hast du den Müll nicht rausgebracht?“
7. Bitte authentisch bleiben und kein Ohr abkauen lassen
Und dann gibt es noch die Dauerredenden, bei denen man das Gefühl hat, sie hätten Kiemenatmung, weil sie beim Reden nicht mal Luft zu holen brauchen. Als guter Zuhörer darf man Dauerredende auch gern unterbrechen, denn niemand muss sich zumüllen lassen. Ein gutes Gespräch ist ausgewogen. Manche Menschen sind nicht fähig, diese gesunde Balance wahrzunehmen. Sie überspannen den Bogen und können die Zuhörbereitschaft ihres Gegenübers schlecht einschätzen; entweder, weil sie unsensibel sind oder aber auch, weil ihnen gerade das Herz übersprudelt und sie deshalb so viel erzählen müssen.
Vielredende darf man auch unterbrechen, einerseits aus Selbstschutz, andererseits, um nicht Interesse zu heucheln, wo im Grunde vielleicht keines ist. Hier geht es darum, dass Sie als guter Zuhörender authentisch bleiben. Gute Zuhörende sollten zwar auf Empfang geschaltet sein, trotzdem liegt es auch in ihrer Verantwortung, dass sie das zu hören bekommen, was sie auch interessiert. Nur so kann auch ein ehrliches Interesse gewährt sein – was wichtig ist, um gut zuhören zu können.
Herzlichst, Ihre Ulrike Fuchs
Paarberaterin und Heilpraktikerin für Psychotherapie
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